Patrick Makau Musyoki wieder in Berlin vorn
Der Kenianer Patrick Makau Musyoki hat am Sonntag beim Halbmarathon in Berlin seinen Vorjahreserfolg wiederholt. In exakt 1:00:00 Stunden konnte er sich knapp gegen den Äthiopier Eshetu Wondimu (1:00:01 h) durchsetzen, scheiterte aber mit dem Ansinnen, Jagd auf den Streckenrekord (58:56 min) zu machen, deutlich.

24.551 angemeldete Starter übertrafen die vom Veranstalter erwarteten Teilnehmerzahlen, nachdem die letzten Nachmeldungen vom Samstag ausgezählt waren. Mit diesem neuen Teilnehmerrekord fand erstmalig ein Halbmarathon in Deutschland mit über 20.000 Aktiven statt. 21.288 erreichten dabei das Ziel. Auch der Nationenrekord aus dem letzten Jahr wurde mit 85 Ländern, einer Steigerung um 15 Nationen, übertroffen.
Hohe Erwartungen
Bereits im Vorfeld der 28. Auflage des Halbmarathons waren die Ziele für den Lauf der Männer recht hoch gesteckt worden. Es sollte mindestens ein Streckenrekord werden, seit dem Vorjahr hielt ihn Patrick Makau Musoki. Bei guten Witterungsbedingungen und starker Konkurrenz schien sogar ein Angriff auf den Weltrekord nicht unmöglich.
Doch im Rennen selbst wurde bald klar, dass diese Ziele diesmal nur sehr schwer zu erreichen sein würden. Zwar bildete sich schnell eine kompakte Gruppe von zehn afrikanischen Läufern, doch dann gab es eine erste Schrecksekunde, als kurz hinter dem Brandenburger Tor zwei Notarztwagen den Kurs versperrten, weil sie einen Passanten versorgen mussten.
Wille allein nicht genug
Die Gruppe aber wurde reibungslos vorbeigeleitet, die Zeiteinbuße war minimal. Doch die Zwischenzeiten deuteten nicht auf ein superschnelles Rennen hin, zumal der vorgesehene Tempomacher schon nach zwei Kilometern zurückfiel. Bei Kilometer 10 wurden 28:22 Minuten gestoppt, nach 15 Kilometern 42:48 Minuten.
Rennleiter Mark Milde gab sich aus dem Begleitauto zwar alle Mühe, die Läufer für ein noch flotteres Rennen zu begeistern, sicher war deren Wille zu erkennen, aber das Fleisch nicht ganz so stark. Zudem erwiesen sich die Temperaturen von um die sieben Grad nicht als allzu leistungsfördernd.
Krämpfe zwischendurch
Aus dem Spitzenfeld fielen dann doch nach und nach einzelne Athleten zurück, bei 15 Kilometern war noch ein Quintett übrig. Aus dem verabschiedete sich dann der Mitfavorit Joseph Maregu (Kenia), und Vorjahressieger Patrick Makau Musyoki hatte zwischenzeitlich mit leichten Krämpfen zu tun. Aber er erholte sich wieder und strebte gemeinsam mit seinen drei Mitstreitern Elijah Keintany, William Todoo (beide Kenia) und Eshetu Wondimu dem Ziel entgegen.
Bei 20 Kilometern wurden 57:00 Minuten gestoppt, da hatten sich Patrick Makau Musyoki und Eshetu Wondimu abgesetzt. So gab es dann direkt vor dem Roten Rathaus einen sehenswerten Zweikampf, den mit fünf Metern Vorsprung der Vorjahressieger in 1:00:00 Stunden für sich entscheiden konnte.
Angeschlagen
Der Sieger betonte hinterher, dass die Witterungsbedingungen nicht leistungsförderlich gewesen seien: „Ich habe zwar immer wieder versucht, Tempo zu machen, aber es war nicht mehr drin. Außerdem hatte ich ab 18 Kilometern leichte Beschwerden am linken Knie und dann im Zielspurt leichte Brustschmerzen.“
Doch auf der Pressekonferenz zeigte er sich wieder völlig erholt. „Das Hauptziel für dieses Jahr ist im Herbst die Halbmarathon-WM in Brasilien. Und im nächsten Jahr werde ich vielleicht Marathon laufen. Das ist nur eine Frage des Kopfes, denn im Training bin ich schon oft mit Marathonläufern unterwegs.“
Eshetu Wondimu will sich nun seinerseits bemühen, sich über 10.000 Meter für die Olympischen Spiele zu qualifizieren. Seine Bestzeit ist 27:11 Minuten bisher. Der nächste Start über diese Distanz wird im Mai in Hengelo (Niederlande) sein.
Kenia-Doppelerfolg
Bei den Frauen war die Topfavoritin Peninah Arusei (Kenia) bereits nach 3 Kilometern (9:29 min) mit 50 Metern Vorsprung unterwegs. Das Tempo erhöhte sie danach, bei 10 Kilometern lag sie mit 31:56 Minuten zwei Sekunden unter dem Streckenrekord. Zu diesem Zeitpunkt war schon klar, dass ihr der Sieg nicht mehr zu nehmen sein würde.
Nach 15 Kilometern (48:12 min) lag hinter ihr Pauline Wangui auf Rang zwei, etwa 250 Meter zurück. Als glückliche Siegerin konnte sie nach 1:08:22 Minuten ins Ziel einlaufen, verfehlte aber damit den alten Streckenrekord von Edith Masei (Kenia; 1:07:16 h) deutlich. „Von Anfang an habe ich mich heute stark gefühlt. Allerdings war das Wetter doch zu kalt. Das hat mir sicher mehr als eine Minute gekostet“, meinte Peninah Arusei, die im nächsten Jahr auf die Marathonstrecke wechseln will.
Dritte hinter Pauline Wangui (1:09:51 h) wurde die für Schweden gelistete Isabellah Andersson (1:11:24 h), eine gebürtige Kenianerin (früher: Isabellah Amoro). Diese hatte 2006 bereits einen Marathon absolviert, aber nur „im Jogging-Tempo von 2:51 Stunden“, wie sie erklärte. Sie lebt in Schweden, ist dort verheiratet und wird in einem Monat den heimischen Marathon in Stockholm bestreiten. „Dort will ich unter 2:40 Stunden bleiben, aber bei Olympia kann ich nicht laufen, weil ich noch nicht die schwedische Staatsbürgerschaft habe“, klärte sie an der Spree auf.
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