Paul Frommeyer - "Leidenschaften verknüpft"
Vor fast 30 Jahren zählte Paul Frommeyer zu den besten Hochspringern der Welt. Jetzt hat der 53-Jährige ein Buch verfasst, das viel mehr ist als ein Sportroman. „Möller“ erzählt die Geschichte eines sensiblen Außenseiters, der als Hammerwerfer Erfolg hat, im Leben aber versagt. leichtathletik.de hat mit dem Autor des Romans gesprochen, der am kommenden Wochenende (26./27. Februar) bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften in Leipzig der Öffentlichkeit vorgestellt wird.
Paul Frommeyer, wie sind Sie auf die Idee gekommen, mit „Möller“ dem Hochleistungssport und seinen Wirkungen auf ein Menschenleben ein literarisches Denkmal zu setzen?Paul Frommeyer:
Ich habe mich schon länger darüber gewundert, dass der Sport trotz seiner großen gesellschaftlichen Bedeutung in der ambitionierten Literatur fast keine Rolle spielt. Mit dem Roman konnte ich meine beiden großen Leidenschaften verknüpfen: Den Sport, der vom 15. bis zum 30. Lebensjahr mein Leben dominiert hat, und die Literatur, die in der Zeit danach immer wichtiger für mich geworden ist, und von der ich glaube, dass sie im Leben eines Menschen viel bewirken kann.
Wie lange haben Sie an dem Roman geschrieben?
Paul Frommeyer:
Etwa ein Jahr. Ich habe einfach begonnen zu schreiben und schnell gemerkt, dass die Figuren in dem Buch zu leben beginnen. Von da an habe ich dann jeden Tag drei bis vier Stunden an dem Roman gearbeitet.
Warum entstammt die Hauptfigur – der Hammerwerfer Gerald Möller – ausgerechnet einer der exotischeren Leichtathletik-Disziplinen?
Paul Frommeyer:
Für mich hat diese Disziplin einen hohen Symbolgehalt für das Schicksal der Hauptfigur: Ein Hammerwerfer ist bei seinem sportlichen Tun eingesperrt in einen Käfig. Um erfolgreich zu sein, tritt er auf der Stelle und dreht sich im Kreis.
In dem Buch vermischt sich die reale Leichtathletik-Geschichte mit Ihrer Fiktion. Die Romanfigur Gerald Möller trifft an realen und erfundenen Schauplätzen auf Athleten wie Heinz Weis, Karsten Kobs und Markus Esser ...
Paul Frommeyer:
... die spielen aber alle nur Nebenrollen. Die tragenden Figuren in dem Roman – wie Gerald Möller und sein Trainer Kurt Erbeling – sind reine Fiktion. Weil der Großteil der Handlung bei den Olympischen Spielen 2004 abläuft, halte ich es für angemessen, das reale Geschehen von Athen mit echten Athleten einzubinden.
Die Schilderungen der Leichtathletik als Nachwuchssport in Ihrem Buch sind so detailgenau, dass sich viele Menschen, die in den 70er- oder 80er-Jahren mit der Leichtathletik begonnen haben, wiedererkennen dürften. Wie viel vom Hochspringer Paul Frommeyer steckt in dem Hammerwerfer Gerald Möller, der Hauptfigur Ihres Romans?
Paul Frommeyer:
Seine ersten Schritte in der Leichtathletik sind autobiografisch. Genau wie Gerald Möller habe ich auf einem Aschenplatz in einem Provinznest mit der Leichtathletik begonnen. Der Gewinn von Kreismeistertiteln war auch der Anfang meiner Karriere. Aber auch am Ende meiner Laufbahn als Hochspringer gibt es einige Parallelen zu dem, was Gerald Möller erlebt, nachdem er den Zenit seiner Leistungsfähigkeit überschritten hat. Der Übergang in ein Leben ohne die Extreme des Leistungssports war auch für mich nicht einfach.
Paul Frommeyer:
Die Schilderung der Leichtathletik-Szenen dürfte Ihnen als Experte nicht so schwer gefallen sein. Aber Gerald Möller entwickelt neben dem Sport eine zweite Passion: Das Fliegen. Haben Sie beim Recherchieren auch ein Flugzeug gesteuert?
Nein, für den Roman war es wichtig, dass Gerald Möller am Ende seiner Karriere als Weltklasse-Hammerwerfer, eine zweite Besessenheit entwickelt, die genauso „abgehoben“ ist wie seine Existenz im Mikrokosmos des Hochleistungssports. Bei der Recherche der fliegerischen Details hat mir ein befreundeter Lufthansa-Mitarbeiter geholfen.
Ist der Roman auch eine Warnung an echte Athleten, nicht alles auf die Karte Hochleistungssport zu setzen?
Paul Frommeyer:
Das kann man aus dem Text herauslesen, aber ich habe ihn nicht mit dieser Botschaft geschrieben. Zumal ich in meiner eigenen Karriere als Hochspringer sehr stark auf den Sport fixiert war. Das bereue ich nicht, auch wenn ich mit dem Abstand von zwanzig Jahren sagen muss, dass es wohl vernünftiger ist, sich nicht – wie Gerald Möller – ausschließlich auf den Sport zu konzentrieren, sondern auch die berufliche Entwicklung im Auge zu behalten.
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Mehr Informationen zum Buch und eine Leseprobe finden Sie im Internet:
www.moeller-das-buch.de