Paul Tergat - der Gentleman bittet zur Kasse
Der Gentleman bittet zur Kasse. Paul Tergat ist die große Zugnummer beim Marathon im "Big Apple", wie New York im Land der unbegrenzten Möglichkeiten gerufen wird. Mit einem stattlichen Antrittsgeld ausgestattet, macht er am 6. November Jagd auf die Siegprämie. "New York ist eine Traditionsveranstaltung", sagte der einstige Basketballspieler, "unter 2:05 wird wohl keiner laufen." Doch der gültige Streckenrekord (2:07:43 h), den Tesfaye Jifar aus Äthiopien anno 2001 aufgestellt hat, könne durchaus fallen.
Paul Tergat ist der Weltrekordhalter über die Marathondistanz (Foto: Kiefner)
Paul Tergat hat bereits kund getan, dass er seine eigene Weltbestleistung nicht aufs Korn nehmen wird. 2003 in Berlin, in seinem sechsten Marathonrennen, glückte ihm der erste Sieg auf der klassischen Distanz. Mit 2:04:55 Stunden war er damals so flott unterwegs wie kein anderer vor und nach ihm. "Ich kenne den Kurs", erzählte der Mann aus dem fernen Kenia, "denn ich war hier mehrmals als Zuschauer, doch gestartet bin ich noch nicht in New York." Für ihn ist es eine Premiere.Der so elegant laufende Afrikaner ist ein vielseitiger Bursche. Fünf Mal in Serie gewann er in der neunziger Jahren Gold bei den Cross-Weltmeisterschaften. Auch auf der Bahn zählte Paul Tergat zu den ganz Großen seiner Zunft, wobei er das Pech hatte, dass ihm Haile Gebrselassie, der Ausnahmekönner aus Äthiopien, stets die Schau gestohlen hat. Zwei Silbermedaillen bei Olympischen Spielen und drei weitere bei Weltmeisterschaften, jeweils über 10.000 Meter, zieren seine Bilanz.
Headliner für beste Männerfeld seit langem
Aber im Marathon ist Paul Tergat, der auch neun Monate lang den Weltrekord über 10.000 Meter gehalten hat, die Numero eins in der ewigen Weltbestenliste. "Wir haben den Schnellsten verpflichtet", sagte Mary Wittenberg, die Renndirektorin von New York, und strahlte, "er ist unser Headliner. Mit ihm haben wir das beste Männerfeld seit über einem Jahrzehnt!"
Die Besetzung ist in der Tat vom Feinsten. Drei Sieger aus der Vergangenheit sind neben so illustren Namen wie Meb Keflezighi aus den USA, 2004 Olympia-Zweiter in Athen, Hailu Negussie aus Äthiopien, 2005 Erster in Boston, oder Robert Cheboror, 2004 Erster in Amsterdam in 2:06:23 Stunden, gemeldet. Hendrick Ramaala, der Rechtsanwalt aus Südafrika, feierte vor zwölf Monaten in der US-Metropole den schönsten Sieg seiner kurvenreichen Laufbahn und trägt die Startnummer eins.
Noch kein altes Eisen
Tesfaye Jifar aus Äthiopien, der 2001 in der US-Metropole in 2:07:41 Stunden triumphierte, möchte an alte Glanztaten anknüpfen. John Kagwe aus Kenia, 1997 sowie 1998 erfolgreich und insgesamt neun Mal in den Top Ten, wird in New York, so war zu hören, seine Marathon-Karriere ausklingen lassen. Mit 36 gehört er dem älteren Semester an.
Paul Tergat, der dreifache Familienvater, ist vom gleichen Baujahr. Allerdings steckt er noch Energie. Dass in New York viel Konkurrenz wartet, stachelt ihn noch mehr an. "Ich mag es, wenn das Feld stark besetzt ist", betonte er, "dann habe ich immer mein Bestes gegeben." Martin Lel, sein Landsmann, musste freilich seine Teilnahme verletzungsbedingt abblasen. 2003 war der einstige Halbmarathon-Weltmeister Erster in New York und im April dieses Jahres Erster auch in London, wo Paul Tergat wie zuvor bei den Olympischen Spielen in Athen 2004 lediglich als Zehnter finishte.
Deshalb will er auf dem schwierigen Kurs quer durch die fünf Stadtteile allen Kritikern beweisen, dass er noch längst nicht zum alten Eisen zählt.