Paul Tergat peilt ersten London-Sieg an
Paul Tergat kennt die Schwierigkeiten eines Marathons. Entsprechend relativ gestaltet er auch seine Statements vor seinem Start beim 25. Jubiläumslauf in London am Sonntag: "Es gibt so viele Faktoren, auf die man achten muss, angefangen vom Wetter bis zu den Tempomachern." Der Kenianer hat an der Themse noch nie gewonnen, diesmal soll es klappen.
Paul Tergat plant seinen Coup an der Themse
"Hier gut zu laufen, ist eine feine Sache, aber zu gewinnen, das ist das Schönste." Dafür schließt er auch einen neuen Weltrekord nicht aus. Die von ihm gehaltene bisherige Marke liegt bei 2:04:55 Stunden, gelaufen vor eineinhalb Jahren auf dem bekannt schnellen Kurs in Berlin.Paul Tergat, der seine Olympia-Enttäuschung von Athen mit einem zehnten Platz hinter sich gelassen hat, erfuhr in dieser Woche viel Unterstützung und ist überrascht: "Das ist fast ein Schock, dass so viele Leute hinter mir stehen." Auch die Buchmacher glauben an ihn. Dort wird für ihn nur Fünf für Zwei gezahlt.
Taktisches Geschick gefragt
Auf ein möglicherweise taktisch geprägtes Rennen stellt sich Vorjahressieger Evans Rutto ein. Der Kenianer, der seinen jüngsten Sohn nach seinem deutschen Trainer Dieter Hogen benannte, meint: "Es sind so viele starke Jungs am Start, da kann es leicht sein, dass wir uns gegenseitig belauern. Das ist fast wie ein WM- oder Olympia-Rennen. Es wird nicht einfach zu gewinnen." In der Vorbereitung hat er aber nichts dem Zufall überlassen, nach zwei Monaten Training in Iten (Kenia) ging es für ihn noch ins Trainingslager nach Boulder (USA).
Einer der angesichts der afrikanischen Präsenz von Paul Tergat, Evans Rutto und Weltmeister Jaouad Gharib (Marokko), denen er die Favoritenrolle in die Schuhe schiebt, ganz gelassen sein kann, ist der italienische Olympiasieger Stefano Baldini. "Ich will mich am Sonntag beweisen und ein gutes Ergebnis nach Hause laufen", erklärt er, "ich weiß, dass hier einige Athleten sind, die schneller sind als ich. Aber ich bin körperlich in guter Verfassung und werde kämpfen." Mit einer Zeit von 2:06 Stunden wäre er sehr zufrieden, sein Hausrekord steht bisher bei 2:07:29 Stunden. Der Europarekord von 2:06:36 Stunden ist in Reichweite.
Paula Radcliffe im Blickpunkt
Bei den Frauen ist alles auf den heimischen Superstar Paula Radcliffe zugeschnitten. Sie könnte den London-Marathon zum dritten Mal gewinnen und im Weltrekordfall (2:15:25 h) bis zu einer Million US-Dollar an Start- und Preisgeldern verdienen. Als stärkste Herausforderin der Weltrekordhalterin gilt die Kenianerin Susan Chepkemei, die sie bereits im vergangenen Herbst in New York (USA) an den Rand einer Niederlage gebracht hatte.
Deshalb wird es am Sonntag taktisch hochinteressant. Paula Radcliffe, die ihren sechsten Marathon in Angriff nimmt, hat ihre Tempomacherinnen bereits angewiesen, die erste Hälfte unter 69 Minuten und damit schneller anzugehen, als es Susan Chepkemei lieb sein dürfte. Diese hat aus der Erfahrung gelernt: "Ich sollte nicht hinter ihr laufen, sondern Schulter an Schulter." Für Sonntag hofft sie: "Ich würde mich gerne in der Schlussphase lösen. Ich denke, ich bin besser auf eine Sprintentscheidung vorbereitet als in New York."
Margaret Okayo vor schwieriger Titelverteidigung
In Lauerposition liegt Vorjahressiegerin Margaret Okayo (Kenia), die sich ihren eigenen Rennplan zurecht gebastelt hat: "Ich möchte die erste Hälfte in 69:30 Minuten laufen und dann auf eine starke zweite setzen."
Der Kreis der weiteren Läuferinnen, die auf eine vordere Platzierung hoffen, setzt sich in dem hochkarätigen Feld vor allem aus Halbmarathon-Weltmeisterin Sun Yingjie (China), Benita Johnson (Australien), Sonia O'Sullivan (Irland), Lyudmila Petrova (Russland) und Constantina Dita (Rumänien) zusammen.