| Berlin als Ziel

Peter Emelieze: Blitzstarter nimmt EM ins Visier

Er ist gerade 30 geworden, seit 15 Jahren auf der internationalen Bühne zuhause, hat aber dennoch erst bei der Hallen-WM Anfang März seinen Einstand im DLV-Trikot gegeben: Sprinter Peter Emelieze, Kölner mit nigerianischen Wurzeln, war in diesem Winter so gut wie lange nicht mehr – und plant nun nach auskurierter Achillessehnenverletzung mit weiteren Starts im Nationaltrikot.
Harald Koken

6,61 Sekunden legte Peter Emelieze (ASV Köln) Ende Januar auf die 60-Meter-Gerade der Dortmunder Helmut-Körnig-Halle und gewann mit einer Zehntel Vorsprung, also deutlich. Erst einmal im Leben war der gebürtige Nigerianer minimal schneller: 2009, als er den Hausrekord auf 6,60 Sekunden geschraubt hatte. Die Norm für die Hallen-WM hakte er auch diesmal wieder ab. „Ich wusste, dass ich etwas drauf habe“, sagt der Wahl-Rheinländer, der sich auf Teneriffa unter kanarischer Sonne auf die Hallenstarts vorbereitet hatte.

Fünf Tage nach seinem Dortmunder Parforce-Ritt landete Peter Emelieze in Berlin seinen nächsten Coup: Beim ISTAF Indoor erreichte er das Ziel in 6,68 Sekunden als Fünfter - vor Deutschlands Nummer eins Julian Reus (LAC Erfurt). „Dass ich Julian geschlagen habe, interessiert mich nicht. Wichtig ist, einen guten Lauf gemacht zu haben“, kommentierte der Blitz-Starter. „Wir haben Respekt voreinander. Er ist ein sehr guter Athlet. Ich aber auch“, erklärte er im Vorfeld der Hallen-DM und prophezeite einen packenden Zweikampf. 

Durch Verletzung ausgebremst

Bei den Dortmunder Titelkämpfen fiel das erneute Duell aber aus. Peter Emelieze musste wegen Problemen mit der Achillessehne auf einen Start im Halbfinale verzichten. Bei der Hallen-WM verpasste er den Einzug ins Halbfinale als Vierter (6,77 sec) seines Laufes knapp. Nur die ersten Drei jedes Laufes kamen direkt weiter, dazu drei Zeitschnellste. Dafür waren 6,74 Sekunden gefragt. „Meine letzten zehn Meter waren hier nicht so gut“, analysierte der Nationalmannschafts-Debütant. „Wegen meiner Verletzung konnte ich im Vorfeld der WM nicht richtig trainieren. Ich war nicht topfit."

Der Sprinter ist ein Sportler durch und durch. Der 30-Jährige kam 2008 aus Nigeria nach Deutschland, um bessere Bedingungen für seine internationale Karriere zu haben. Längst ist er in Köln heimisch geworden. „So viele offene und nette Menschen habe ich hier kennengelernt“, bekennt Peter Emelieze, der das deutsche Essen mag. Und den rheinischen Frohsinn inklusive Kölner Karneval. 

Zweimal afrikanischer Vizemeister

Erste Meriten für sein Heimatland erwarb er 2003 als Zweiter der afrikanischen Jugend-Meisterschaften in Garoua (Kamerun). 2004 nahm er an der U20-WM in Grosseto (Italien) teil. Sein erster internationaler Auftritt bei den Aktiven erfolgte 2006 bei den Commonwealth Games in Melbourne (Australien), wo er in der nigerianischen Sprintstaffel startete. Beim Weltcup in Athen (Griechenland) repräsentierte das Quartett im selben Jahr Afrika. 2009 nahm Peter Emelieze in Berlin und 2011 in Daegu (Südkorea) an Weltmeisterschaften teil.

Bei den Hallen-Weltmeisterschaften 2010 in Doha (Katar) und 2012 in Istanbul (Türkei) zog er über 60 Meter sogar ins Halbfinale ein. Bei den Commonwealth Games 2010 in Delhi (Indien) erkämpfte Peter Emelieze Platz sechs. Im Sommer darauf erreichte er bei den Afrikaspielen in Maputo (Mosambik) über 100 Meter das Halbfinale und mit der Staffel gar Gold.

Zum letzten Mal streifte der Domstädter das nigerianische Nationaltrikot 2012 bei den Olympischen Spielen in London (Großbritannien) über. „Die Olympiateilnahme und meine erste Medaille im Jahr 2003“, beantwortet der Autodidakt, der im Training bisweilen Tipps bei Charles Friedek und anderen ASV-Trainern einholt, die Frage nach seinen größten Erfolgen.

Hausrekord: 10,18 Sekunden

Im Januar 2016 erhielt Peter Emelieze von der Stadt Köln die Einbürgerungsurkunde und besitzt seitdem die deutsche Staatsangehörigkeit. Seine 100-Meter-Bestzeit von 10,18 Sekunden hat er gleich zweimal geschafft: im August 2008 in Bottrop und im Mai 2011 in Weinheim. Im April 2012 war er in Walnut (USA) mit 10,08 Sekunden zwar noch schneller, doch da unterstützte ein zu starker Rückenwind.

Die Norm für die <link https: www.google.de>Europameisterschaften in Berlin (7. bis 12. August) liegt bei 10,25 Sekunden – eine Zeit, die Peter Emelieze bis 2014 regelmäßig unterboten hat. Eine Leistung, die nach der besten Hallensaison seit langer Zeit wieder möglich scheint. „Die Einzelnorm für die EM möchte ich auf jeden Fall unterbieten“, erklärt Peter Emelieze, der außerdem auf einen Einsatz in der DLV-Staffel brennt.

<link news:62600>Noch bis nächsten Sonntag (29. April) trainiert er mit anderen DLV-Topsprintern in Clermont (Florida). Dass er zum Staffellehrgang auf Teneriffa (Spanien; 8. bis 18. Mai) eingeladen wurde, wertet Peter Emelieze ebenfalls als gutes Omen.

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