Peter Esenwein - Motivation ungebrochen
In seinem 41. Lebensjahr will sich Speerwerfer Peter Esenwein seinen Traum von seinen zweiten Olympischen Spielen erfüllen. Der Schwabe, der lange den Ruf des tragischen Helden mit sich trug, schaffte vor vier Jahren erstmals mit seiner Teilnahme in Athen (Griechenland) den Sprung zu einem internationalen Großereignis. Die Entwicklung setzte sich 2006 fort mit der EM in Göteborg (Schweden), die er als Sechster beendete, und der WM im Vorjahr.
„Es macht einfach noch zuviel Spaß. Die Motivation ist ungebrochen“, sagt der 1,88 Meter große Hüne vom LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg, der am 7. Dezember 1967 das Licht der Welt erblickte.Seinen geplanten Saisonauftakt beim Meeting vor seiner Haustür in Rechberghausen am 1. Mai musste er nach einer Leistenoperation, der er sich Anfang April nach einem Trainingslager in Potchefstroom (Südafrika) unterzog, verschieben. Doch Mitte Mai will er nun bei zwei Meetings in Brasilien, wie schon 2004 und im vergangenen Jahr, ins Wettkampfgeschehen eingreifen.
Er fühlt sich trotz der Zeitumstellung wohl in Südamerika und möchte die optimaleren klimatischen Bedingungen nutzen, um sich mit guten Leistungen für das Starterfeld beim DKB-ISTAF am 1. Juni in Berlin zu empfehlen. „Von den zwei Wettkämpfen hängt viel ab“, betont er. Die Norm von 81,00 Metern, die die deutschen Speerwerfer zweimal erzielen müssen, würde er dabei gerne gleich angreifen.
Starke nationale Konkurrenz
Die nationale Konkurrenz beim Kampf um die begehrten Olympia-Tickets nach Peking (China) sieht er in diesem Jahr besser aufgestellt als im Vorjahr, als mit ihm und dem Hannoveraner Stephan Steding nur zwei Werfer die deutschen Farben bei der WM in Osaka (Japan) vertraten. Gleich rund zehn Athleten traut Peter Esenwein die Normerfüllung zu. „Ich denke, dass die anderen im Olympia-Jahr sehr viel Gas geben werden und daher bin ich mir schon sicher, dass man sehr weit werfen muss.“
Die anderen sind, neben alt bekannten Namen wie Mark Frank (1. LAV Rostock) oder Stefan Wenk (VfL Sindelfingen), für ihn auch die jungen Nachwuchskräfte Alexander Vieweg und Matthias de Zordo, die in Saarbrücken von seinem alten Weggefährten, dem WM-Dritten von 1995 und 2003, Boris Henry, betreut werden, den er auch noch nicht ganz abschreiben will. „Es wäre schön, wenn er mich nicht ganz allein lässt mit den Jungen“, sagt er augenzwinkernd.
Trainerarbeit beim WLV
Auf den Fußspuren des Trainers Boris Henry bewegt sich Peter Esenwein seit einem halben Jahr. Nachdem er beruflich kürzer getreten ist, um sich wieder verstärkt auf den Leistungsport zu konzentrieren, wurde er beim Württembergischen Leichtathletik-Verband (WLV) als Honorartrainer angestellt. „Jürgen Scholz und Fred Eberle haben das mit in die Wege geleitet.“ Zuständig ist er dabei für das Stützpunkttraining in Schwäbisch Gmünd und in Ulm, eine Aufgabe, die er sich auch nach Beendigung seiner Laufbahn vorstellen kann.
Für ihn selbst bedeutet die Umstellung seines beruflichen Alltags „mehr Zeit qualitativ zu trainieren.“ Die Wege dazu sind kurz. Von seinem Wohnort Holzhausen, wo er im Stadion trainiert, sind es nach Göppingen, wo das Krafttraining stattfindet, acht Kilometer und nach Stuttgart zum Olympia-Stützpunkt mit der Halle und den physiotherapeutischen Einrichtungen rund 50 Kilometer. Die guten Bedingungen schätzt er, auch wenn er hofft, „dass im Olympia-Stützpunkt die Krafträume noch verbessert werden.“ Unterstützung aus seinem näheren Umfeld erfährt Peter Esenwein, der sich selbst trainiert, durch seine Eltern, seine Freundin und Fred Eberle - „mit dem ich mich oft austausche.“
Eine Frage der Fitness
Dass er mit 40 Jahren zu alt sein könnte, um noch einmal an seine besten Weiten anzuknüpfen, weist er von der Hand. „Wenn ich im Training sehe, dass ich in dem einen oder anderen Bereich immer neue Bestleistungen aufstelle, bin ich motiviert.“ 2004 beim Pfingst-Meeting in Rehlingen gelang ihm sein bisher weitester Wurf: 87,20 Meter, Platz vier in der ewigen deutschen Bestenliste nimmt er damit ein.
Für Peter Esenwein ist es sowieso keine Frage des Alters, sondern eine der Fitness. Ob 2009 wieder mit dem aktiven Speerwerfer Peter Esenwein zu rechnen ist, will er wie in den Vorjahren erst am Saisonende entscheiden. „Das hängt davon ab, wie es läuft. Vor allem muss es Spaß machen. Und das macht es, wenn man gesund ist.“ Die Chancen stehen jedoch nicht schlecht, dass man Peter Esenwein auch in seinem 42. Lebensjahr auf Weitenjagd sehen wird. „Berlin könnte ich mir gut vorstellen“, sagt er im Hinblick auf die bevorstehende Heim-WM.