Peter Sack - "Feuertaufe für Osaka bestanden"
Für Kugelstoßer Peter Sack hätte die Saison bisher nicht besser laufen können. Sieben Siege feierte er bei neun Wettkämpfen, steigerte sich auf 21,00 Meter, schlug bei sechs Gelegenheiten den Neubrandenburger Ralf Bartels, gewann den Europacup in München, wurde jüngst in Erfurt mit 20,68 Metern erstmals Deutscher Meister unter freiem Himmel und ist für die WM im japanischen Osaka (25. August bis 2. September) gesetzt. Außerdem kämpft der Leipziger zusammen mit Speer-Europarekordlerin Christina Obergföll (LG Offenburg) um einen Anteil am mit 50.000 Euro gefüllten DKB-Cup der Leichtathleten.

Peter Sacj will am liebsten Jackpot und WM-Finale (Foto: Krebs)
Zwei von vier dafür notwendigen Siegen hat Peter Sack, der mit seinem ehemals auch als Kugelstoßer aktiven Bruder Rene die Internetseite www.diesaecke.de betreibt, in Kassel und Cottbus schon geschafft. Der nächste soll am 10. August beim Bayer-Meeting in Leverkusen her, der entscheidende vierte dann beim DKB-Cup-Finale am 15. September in Elstal, im historischen Olympischen Dorf von 1936 vor den Toren Berlins.In folgendem Interview spricht der 28-Jährige von seinen Zielen für die WM, vom Traum, den Jackpot zu knacken, und er bilanziert seine Aktion, zu Saisonbeginn nicht bei den Halleschen Werfertagen anzutreten, weil dort mit dem slowakischen Hallen-Europameister Mikulas Konopka ein ehemaliger Dopingsünder eingeladen worden war.
Peter Sack, herzlichen Glückwunsch nochmal zum Gewinn des DM-Titels am 22. Juli in Erfurt. Im letzten Stoß haben Sie Europameister Ralf Bartels noch abgefangen und nach dem Gold in der Halle auch Gold unter freiem Himmel geholt. Diese Nervenstärke kennt man sonst nur von Ralf Bartels selbst.
Peter Sack:
"Ralf Bartels war ja auch dieses Mal wieder nervenstark, hat mir im letzten Versuch noch einmal die Führung abgenommen. Doch ich konnte kontern. Man könnte sagen, damit habe ich wohl die Feuertaufe für Osaka bestanden."
Würden Sie von einer bislang optimal verlaufenen Saison sprechen?
Peter Sack:
"So kann man es sagen. Allerdings habe ich nicht den wahnsinnigen Leistungssprung gemacht, wie alle immer sagen. Ich habe mich im Vergleich zum Vorjahr nur um 17 Zentimeter gesteigert, bin jedoch viel konstanter geworden."
Woran liegt das?
Peter Sack:
"Wenn ich das wüsste. Die Kraftwerte stimmen, zudem habe ich meine Technik vereinfacht."
Jetzt müssen Sie nur noch ins WM-Finale einziehen und den Jackpot gewinnen. Und schon wäre Ihr Glück perfekt, oder?
Peter Sack:
"Klar, nichts leichter als das. Ins Finale möchte ich auf jeden Fall und an das Geld aus dem Jackpot würde ich auch gern kommen. Es ist eine schöne Summe, mit der sich gut wirtschaften ließe."
Wenn nur eins von beidem ginge, was würden Sie bevorzugen?
Peter Sack:
"Das ist eine ganz schwere Frage. Das Geld würde mich beruhigen, ich bin selbstständiger Grafiker und Webdesigner. Mit 25.000 oder gar 50.000 Euro als alleiniger Sieger könnte ich die kommende Olympiasaison viel ruhiger angehen. Ein Platz im WM-Finale wäre dagegen gut fürs Image. Am liebsten hätte ich beides."
Darf man fragen, was Kugelstoßer sonst so an Prämien verdienen?
Peter Sack:
"Ich kann Ihnen sagen, dass ich bisher im Jahr nicht einmal auf 25.000 Euro gekommen bin. Da liege ich weit, weit drunter. Von daher wäre das die größte Prämie meiner Karriere."
Sie sind am 27. Juli 28 Jahre alt geworden. Die besten Jahre für einen Kugelstoßer liegen noch vor Ihnen...
Peter Sack:
"Das hoffe ich doch. Ich wünsche mir vor allem, dass ich gesund bleibe, denn das ist die Voraussetzung für Erfolg, wie man an mir gerade sieht. Ich habe die vergangenen Monate gut überstanden und schon läuft's. Dass es auch anders sein kann, habe ich im vergangenen Sommer und auch in dieser Hallensaison erlebt. 2006 musste ich meine EM-Teilnahme in Göteborg verletzungsbedingt absagen, in diesem Winter den Start bei der Hallen-EM in Birmingham."
Was haben Sie gedacht, als Sie das Kugelstoßen bei den beiden Höhepunkten im Fernsehen anschauen mussten?
Peter Sack:
"Es kribbelte in meinen Fingern. Und Wut hatte ich im Bauch, gerade als ich Göteborg sah, wo man mit einer hohen 19-Meter-Weite ins Finale kam. Aber was willst du machen?"
Zu Beginn dieser Freiluftsaison haben Sie mit einer spektakulären Aktion auf die Dopingproblematik im Kugelstoßen aufmerksam gemacht. Sie und zwei Disziplinkollegen starteten nicht bei den Halleschen Werfertagen, weil dort Hallen-Europameister Mikulas Konopka aus der Slowakei eingeladen worden war.
Peter Sack:
"Eigentlich will ich dazu gar nicht mehr viel sagen. Die Wogen haben sich geglättet und das ist gut so. Wir haben mit unserer Aktion erreicht, dass die Veranstalter jetzt mehr darüber nachdenken, wen sie zu ihren Sportfesten einladen, von daher hat es etwas gebracht."
Kann das Kugelstoßen durch solch eine vereinzelte Aktion dopingfrei werden?
Peter Sack:
"Nein, aber vielleicht sauberer. Wir in Deutschland legen viel Wert auf dopingfreien Sport. Diese Meßlatte legen wir aber nur bei den eigenen Athleten konsequent an. Gleichzeitig werden Leute zu Meetings eingeladen, die schon einmal positiv waren. Und man macht mit ihnen sogar noch Werbung. Das ist doch heuchlerisch."
Nun treffen Sie aber spätestens in Osaka wieder auf einstige Sünder, da können Sie doch auch nicht zurückziehen?
Peter Sack:
"Natürlich lässt sich solch eine Aktion nicht dauerhaft durchhalten. Dann müsste ich die Kugel in die Ecke legen. Ich werde international weiter gegen solche Athleten antreten. Trotzdem stehe ich zu meiner Überzeugung und meiner Aktion von Halle."
Wie hat Ihr Bruder Rene damals reagiert, er arbeitet für den Ausrichter?
Peter Sack:
"Für ihn war das natürlich nicht leicht. Aber wie gesagt: Die Wogen sind jetzt wieder geglättet und ich bin froh über das Ergebnis."