Peter Sack - „Solchen Rummel nicht erwartet“
Kugelstoßer Peter Sack (LAZ Leipzig) hat gegenwärtig eine Pechsträhne. Wegen Trainingsrückständen konnte der Europacup-Sieger in den ersten beiden Wettkämpfen der Saison nicht seine normale Form erreichen, scheiterte in Nordhausen und Leipzig an der Hallen-EM-Norm von 19,50 Metern. Nun musste er seinen Start bei den Norddeutschen Hallen-Meisterschaften in Berlin absagen. Im Interview spricht er auch über die Resonanz nach dem Offenen Brief pro Werner Goldmann.
Peter Sack, warum mussten Sie für die an diesem Wochenende anstehenden Norddeutschen Hallen-Meisterschaften in Berlin absagen?Peter Sack:
Ich habe Husten, Schnupfen, eben eine richtige Erkältung. Und ich fühle mich schlapp. Da macht ein Start leider keinen Sinn. Irgendwie passt das alles zur letzten Zeit, wo nicht alles rund lief.
Lassen Sie uns die letzten Monate seit den Olympischen Spielen aufarbeiten. Der Auftritt in Peking verlief nicht nach Ihren Wünschen. Mit 20,01 Metern verfehlten Sie das Finale um einen Zentimeter…
Peter Sack:
Nach der Rückkehr aus China habe ich ein bisschen vor mich hintrainiert, weil noch zwei Wettkämpfe anstanden. Ich habe dann auch das Weltfinale in Stuttgart mitmachen dürfen, wo ich ein paar Euro verdienen konnte. Danach habe ich rund acht Wochen Pause gemacht.
Ich habe mich in dieser Zeit zwar bewegt, aber kein Kugelstoßtraining gemacht.
Und den Frust verarbeitet?
Peter Sack:
Ja, das musste ich ja. Aber darin habe ich ja Übung (lächelt). Es ist mir schon öfters passiert, dass ich die Qualifikation nicht überstanden habe.
Im November begann wieder das normale Training...
Peter Sack:
Meistens in Leipzig, aber ich bin auch mehrmals nach Magdeburg gefahren, um dort bei meinem Trainer Klaus Schneider zu trainieren. Dort bleibe ich dann immer zwei bis drei Tage, übernachte bei einem Freund.
Anfang Dezember klagten Sie über Rückenbeschwerden. Wie waren die entstanden?
Peter Sack:
Im Training war mein Rücken schon etwas gereizt und dann habe ich mir so richtig etwas in den Rücken reingezogen, als ich beim Umzug der Oma meiner Freundin, der Diskuswerferin Jana Tucholke, half. Ich habe nicht nur Kisten, sondern auch Schränke geschleppt. Hinzu kam, dass ich anschließend meinen eigenen Umzug auch noch bewerkstelligte.
Wie schnell ging die Heilung vonstatten?
Peter Sack:
Zuerst haben wir es mit physiotherapeutischen Maßnahmen versucht, aber das half nicht sofort. So habe ich einfach eine Woche Pause gemacht, und danach ging es wieder. Mein Rücken hatte einfach mal Ruhe gebraucht. Es folgte ein Trainingslager in Kienbaum, aber insgesamt fehlen mir einfach Trainingsstöße.
Kann man das quantifizieren?
Peter Sack:
Ich habe seit November so in etwa 500 Stöße aus der Drehung gemacht, dass ist sehr wenig. In Spitzentrainingszeiten hat man sonst bis zu 300 Stöße in der Woche. Daran sieht man, wieviel mir fehlt.
In Nordhausen war das spürbar, als sie „nur“ 19,21 Meter stießen und damit nicht die Hallen-EM-Norm von 19,50 Metern schafften.
Peter Sack:
Es war nicht direkt überraschend für mich, bei der Vorgeschichte.
Normalerweise sollten die 19,50 Meter nicht die Hürde für Sie sein…
Peter Sack:
Nein, natürlich nicht. Aber wenn die Technik nicht stimmt, dann ist bei mir als Drehstoßer der Abfall wahrscheinlich noch größer als bei einem Kugelstoßer mit der Angleittechnik. Bei mir geht es relativ schnell bergab, wenn ich kein Gefühl habe.
In Leipzig bei Ihrem Heim-Meeting klappte es zuletzt auch nicht wie gewünscht…
Peter Sack:
Dabei hatte ich in der Woche zuvor gut trainiert, hatte ein bis zwei Einheiten, mit denen ich sehr zufrieden war. Aber es gab eben auch noch Tiefen, die Konstanz fehlte. Beim Wettkampf fehlte es dann völlig an der Technik.
Das Ziel in der Hallensaison war die EM in Turin (Italien)? Wie sehen Sie nun die Chancen?
Peter Sack:
Zuerst muss ich wieder gesund werden. Dann werde ich mich mit meinem Trainer Klaus Schneider zusammensetzen und weiter planen. Für Turin müsste ich schon einiges mehr als 19,50 Meter stoßen. Wenn ich das nur so gerade schaffe, macht es wenig Sinn, hinzufahren.
Kürzlich haben Sie gemeinsam mit anderen Athleten einen Offenen Brief verfasst, in dem Sie sich hinter den früheren DDR-Trainer Werner Goldmann stellten. Hatten Sie solch eine Resonanz erwartet?
Peter Sack:
Nein, in diesem Umfang hatte ich das nicht erwartet. Wir haben schon gewusst, dass der Brief Aufmerksamkeit erregen wird, aber dass das nun so eskaliert, hatten wir nicht gedacht.
Beeinträchtigt Sie ein solcher Rummel in Ihrer sportlichen Leistung?
Peter Sack:
Eigentlich nicht. Natürlich war es in der Woche, als der Brief veröffentlicht wurde und die vielen Reaktionen hervorgerufen wurden, sehr stressig. Auch, weil die Meinungen eben teilweise nicht mit meiner konform gingen. Aber ich habe es geschafft, das im Training einfach beiseite zu schieben.
Ihr Hauptziel bleibt für das Jahr die Teilnahme an der WM in Berlin…?
Peter Sack:
Das ist völlig klar. Ich werde darum kämpfen und bin sicher, dass ich im August im Berliner Olympiastadion in den Kugelstoßring steigen werde.