| DM Erfurt

Petershofen und Spiegelburg mit Last-Minute-Flug nach London

Ein Wettkampf, zwei neue WM-Normen: Der Stabhochsprung der Frauen hatte es sich in Erfurt in sich. Sensationell übersprang Friedelinde Petershofen mit einer 25-Zentimeter-Steigerung die WM-Norm-Höhe von 4,55 Metern. Das gelang auch Silke Spiegelburg nach überstandener Verletzung. Eine Klasse für sich war Lisa Ryzih mit 4,70 Metern.
Martin Neumann

Ein ungeahnter Höhenflug, ein gelungenes Comeback und eine verdiente Siegerin: Der Frauen-Stabhochsprung war bei den Deutschen Meisterschaften in Erfurt am Ende deutlich besser, als die Vorleistungen es hatten erwarten lassen. Am lautesten jubelte die Drittplatzierte. Friedelinde Petershofen (SC Potsdam) steigerte sich in einen wahren Rausch. Angereist war der Schützling von Stefan Ritter mit einer Bestleistung von 4,30 Metern. Das Steigerwaldstadion verließ die 21-Jährige mit einem neuen Hausrekord von 4,55 Metern – gleichbedeutend mit der WM-Norm!

„Ich hatte das Gefühl, dass ich heute Bestleistung springen kann. Aber mit 4,55 Metern habe ich niemals gerechnet“, jubelte die Potsdamerin. Dabei hatte die 21-Jährige nur schwer in den Wettkampf gefunden. „Bei 4,35 Metern habe ich dann den Stab getauscht. Mit dem hatte ich zuletzt Probleme. Aber heute hat es gepasst und ich bin über 4,55 Meter einfach drübergeflogen. Das war ein unglaubliches Gefühl“, strahlte Friedelinde Petershofen nach ihrem Höhenflug.

Plötzlich Medaillenkandidatin

Den will sie am kommenden Wochenende bei den U23-Europameisterschaften fortsetzen. Denn plötzlich ist die Potsdamerin mit 4,55 Metern eine Medaillenkandidatin. Nur ein Trio mit jeweils 4,60 Metern liegt in Europa vor ihr. „Wenn ich die Höhe bestätigen kann, habe ich in jedem Fall Chancen auf eine Medaille“, blickte die 21-Jährige voraus. Und die U23-EM wird wohl nicht das letzte Highlight für die Stabhochspringerin in diesem Jahr bleiben. Denn sie gehört zum DLV-Trio, das die WM-Norm für London von 4,55 Metern meistern konnte.

Auf den letzten Drücker das London-Ticket buchte auch Silke Spiegelburg. Die Leverkusenerin – vor zehn Jahren an selber Stelle mit 4,50 Metern Deutsche Meisterin – kam rechtzeitig nach ihrer Fußverletzung wieder in Schwung und übersprang ebenfalls im ersten Anlauf 4,55 Meter. Das reichte in der Endabrechnung zu Silber vor Friedelinde Petershofen.

Mit vielen Sprüngen zu größeren Höhen

Silke Spiegelburg war erst am 10. Juni in Zweibrücken in die Saison eingestiegen. Dort blieb sie ohne Höhe. Es folgten drei Wettkämpfe zwischen 4,23 und 4,45 Metern. Doch als es am Samstagnachmittag in Erfurt drauf ankam, war sie topfit. „Ich habe heute einen Schritt nach vorn gemacht. Ich brauche aber noch Praxis, um noch besser zu werden. Die kommen durch Training und Wettkampf“, sagte die 31-Jährige.

Als momentan beste deutsche Stabhochspringerin präsentierte sich Lisa Ryzih (ABC Ludwigshafen). Mit im dritten Durchgang gemeisterten 4,70 Metern flog die Vize-Europameisterin zu ihrem dritten DM-Titel im Freien. Danach beendete Lisa Ryzih den Wettkampf. „Ich war einfach zu kaputt, weil ich sehr lange warten musste“, sagte die Deutsche Meisterin.

4,70 Meter sollten es schon sein

Für ihre zwei Höhen zuvor – 4,45 und 4,60 Meter – hatte sie jeweils zwei Versuche benötigt. „Der Wettkampf ist so gelaufen, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich wollte von vornherein 4,45, 4,60 und 4,70 Meter springen. Aber 4,60 Meter wären als Siegeshöhe nicht schön gewesen. Daher waren mir die 4,70 Meter wichtig“, sagte Lisa Ryzih nach ihrer Saisonbestleistung und der größten Höhe, die sie jemals bei Deutschen Meisterschaften gesprungen ist.

Die Ludwigshafenerin wird damit ein deutsches Trio in London anführen. Für Lisa Ryzih wird’s der dritte WM-Start, für Silke Spiegelburg sogar schon der sechste seit 2007, während Friedelinde Petershofen ihre Premiere auf ganz großer Bühne feiert. Nach ihrem Höhenflug im Steigerwaldstadion hat die Potsdamerin ihren ersten WM-Start in jedem Fall mehr als verdient.

<link btn>DM 2017 Erfurt

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024