Petra Lammert - Zweierschnitt und wieder fit
Die Kugelstoßerin Petra Lammert (SC Neubrandenburg) hat wegen einer schweren Ellenbogenverletzung in dieser Saison den fast schon sicher geglaubten Start bei den Olympischen Spielen in Peking (China) verpasst. In Magdeburg stand die 24-Jährige am Samstag zum ersten Mal nach über einem halben Jahr wieder bei einem Wettkampf im Ring.
„Es ist heute perfekt gelaufen, ich bin sehr froh“, sagte Petra Lammert nachdem sie beim Kugelstoß-Meeting mit 18,57 Meter den Sieg holte.Einen kleinen, wenn vielleicht auch zukünftig mal entscheidenden Vorteil brachte Petra Lammert ihre Armverletzung, die sie sich Ende Mai in Kienbaum zuzog: Die Kugelstoßerin hatte dadurch im letzten halben Jahr wenigstens die nötige Zeit, um sich ordentlich auf das Abitur vorzubereiten. Im November standen die Prüfungen an. „Ich bin heilfroh, dass es vorbei ist“, sagt Petra Lammert jetzt.
„Letzte Woche habe ich mein Zeugnis bekommen, und ich bin sehr zufrieden. Ich habe einen guten Zweierschnitt.“ Ihre Klassenkameraden schwitzten bereits im Mai über den Klausuren, Petra Lammert bekam aufgrund der Vorbereitung auf die Olympischen Sommerspiele eine Terminverlegung auf den November. Doch aus dem Olympiatraum wurde nichts.
Höllische Schmerzen
Beim Training in Kienbaum verletzte sich die Kugelstoßerin unglücklich bei einem Trainingsstoß. Das Problem dabei: Der Balken der Anlage war etwas niedriger als sonst üblich, Petra Lammert landete mit einem Fuß oben auf dem Balken, rutschte weg und fiel auf die Hand ihres durchgestreckten rechten Arms. In ihrem Ellenbogengelenk sprang das Radiusköpfchen, der obere Teil der Speiche, heraus. „Höllische Schmerzen waren das“, sagt Petra Lammert. „Ich konnte mir gerade noch das Heulen verkneifen. Was danach kam, weiß ich gar nicht mehr so genau, ich hatte eine Art Blackout.“
Die Qualifikationsweite für die Olympischen Spiele (18,35 m) hatte Petra Lammert zu diesem Zeitpunkt bereits geknackt, in Versmold hatte sie 19,04 Meter gestoßen. Bei den Deutschen Meisterschaften Anfang Juli in Nürnberg wären die drei Peking-Startplätze zwischen der Magdeburgerin Nadine Kleinert, Denise Hinrichs aus Wattenscheid, Christina Schwanitz (SV Neckarsulm) und eben Petra Lammert ausgestoßen worden.
Doch mit ihrer Ellenbogenverletzung war Petra Lammert aus dem Rennen um die Olympischen Spiele. „Badminton, Tischtennis und Turnen habe ich mir noch relativ emotionslos im Fernsehen angeschaut. Als ich dann das Kugelstoßfinale der Frauen sah, hat es kräftig in meinen Fingern gekribbelt“, sagt die Kugelstoßerin.
Erster Härtetest in Magdeburg gelungen
Operiert werden musste die EM-Dritte von 2006 nicht. Sie bekam eine Orthese, eine Schiene mit eingebautem Winkel, die ihren Arm fixieren sollte. „Das Ding hat mich aber so gestört, dass ich es bald in die Ecke geworfen habe“, sagt Petra Lammert. Verwunderlich, dass der Heilungsprozess wohl trotzdem ganz gut verlief.
„Die Physiotherapeuten haben mir gesagt, dass ich schon recht weit bin, obwohl der Unfall erst ein halbes Jahr her ist. Ich kann wieder Kugelstoßen und Krafttraining machen“, sagt die Leichtathletin. Aber völlig schmerzfrei sei sie noch nicht. „Mein Trainer und ich müssen gerade von Tag zu Tag planen. Wir dürfen es nicht übertreiben. Manchmal tut der Ellenbogen noch so weh, dass ich nichts anfassen kann.“
Langsam herantasten
Zwei- bis dreimal in der Woche geht Petra Lammert momentan zur Reha, durch manuelle Therapie soll ihr rechter Arm wieder zu alter Stärke kommen. „Jetzt will ich mich langsam wieder rantasten und eine gute Hallensaison bestreiten“, sagt die gebürtige Freudenstädterin. Am Samstag hatte sie bei Kugelstoß-Meeting in Magdeburg die erste Gelegenheit dazu.
18,40 Meter hatte sie sich für ihren ersten Wettkampf nach einem halben Jahr vorgenommen – 18,57 Meter und Platz eins sind es am Ende geworden. „Es ist heute perfekt gelaufen, ich bin sehr froh“ sagte Petra Lammert im Anschluss. „Das Publikum hat eine tolle Stimmung gemacht. Das Adrenalin hat den Schmerz im Ellenbogen wohl dann etwas betäubt. Gespürt habe ich zwar nichts, aber trotzdem habe ich auf die letzten zwei Versuche vorsichtshalber verzichtet.“
Bekanntschaft mit dem Treppchen in Berlin?
Bei der WM 2007 in Osaka wurde Petra Lammert mit 19,33 Meter Fünfte. Bei der Weltmeisterschaft 2009 in Berlin will sie dann mal Bekanntschaft mit dem Treppchen machen – sollte sie in die Nähe ihrer Bestleistung (20,04 m aus dem Jahr 2007) kommen, ist dies auch durchaus realistisch. „Ich will in jedem Fall dabei sein und ins Finale kommen. Wenn ich wieder richtig fit werde, ist mein Ziel bei der WM eine Medaille“, sagt Petra Lammert.