Philipp Pflieger - „Habe an mich geglaubt“
Sechs Wochen lang konnte Philipp Pflieger (LG TelisFinanz Regenburg) im April und Mai keinen Sport machen. Diagnose Ermüdungsbruch im Kreuzbein. Die Saison schien gelaufen. Im heimischen Regensburg meldete sich der 21-Jährige dann am 7. Juni auf der Laufbahn zurück, gewann die 3.000 Meter und unterbot fünf Tage später die Norm für die U23-EM mit 13:54,39 Minuten über 5.000 Meter locker. Am Samstag wurde er nicht weniger souverän Deutscher Juniorenmeister auf dieser Distanz. leichtathletik.de hat sich mit Philipp Pflieger unterhalten.
Philipp Pflieger, Ihr Sieg am Samstag sah sehr locker aus. War es denn auch so locker, wie es aussah?Philipp Pflieger:
Die ersten 3.000 Meter waren schon sehr locker. Als ich dann aber angetreten bin, ist es schon auch für mich hart geworden, aber ich habe ja dafür trainiert. Ich war nur etwas überrascht, dass Rico Schwarz schon 600 Meter später zurückgefallen ist. Mein Trainer Kurt Ring hat mir extra noch gesagt, dass ich mit so wenig Aufwand wie möglich gewinnen soll, damit wir Mitte der Woche wieder voll ins Training einsteigen können.
Es war also ein erwarteter Sieg?
Philipp Pflieger:
Ja, eigentlich schon. Man muss sich ja Ziele stecken und wenn man als Schnellster mit einer 13:54 anreist, dann erwartet man schon auch den Sieg.
Sie waren im Winter lange verletzt, konnten gar nicht laufen, sind Sie überrascht, dass es jetzt so gut läuft?
Philipp Pflieger:
Zu einem gewissen Punkt schon. Ich habe ja den ersten Teil vom Winter hervorragend trainiert. Dann kam eine Verletzung. Bei den Deutschen Cross-Meisterschaften ging es dann wieder und kurz danach wurde völlig überraschend ein Ermüdungsbruch im Kreuzbein diagnostiziert.
Wie haben Sie auf die Diagnose reagiert?
Philipp Pflieger:
Ich durfte sechs Wochen gar keinen Sport machen. Kein Aquajoggen, kein Radfahren, nichts. Eigentlich hätte ich nicht einmal in der Uni sitzen dürfen, hat mir der Arzt gesagt. Mein Trainer hat schon gesagt, dass das mit der U23-EM wohl nichts werden wird, aber ich habe ihm gesagt, dass ich das schaffen werde. Alle haben nur die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und haben sich über meinen Optimismus gewundert. Ich war selber auch etwas überrascht, wie cool ich eigentlich während dieser Zeit geblieben bin.
Woher kam der Optimismus?
Philipp Pflieger:
Ich hatte kurz vor dem Ermüdungsbruch noch eine Leistungsdiagnostik in Regensburg gemacht und die war einfach nur krass. Also von den Ergebnissen her waren das mit großem Abstand meine besten Werte. Von daher war das schon abzusehen, dass ich das schaffen werde. Ich wusste, dass ich in sechs Wochen an Form verlieren würde, aber ich wusste auch, dass nicht alles weg sein würde.
Wie haben Sie sich dann wieder so schnell in Form gebracht?
Philipp Pflieger:
Ich habe am 1. Mai wieder angefangen zu trainieren. 20 Minuten locker joggen. Zwei Wochen später habe ich dann schon wieder 1.000er auf der Bahn mit Flats im Drei-Minuten-Schnitt gemacht. Ab da habe ich gespürt, dass es von Woche zu Woche besser wird. Mein erster Wettkampf in Regensburg war dann nur als Test geplant. Ich sollte 8:15 Minuten laufen und es wurden 8:10 Minuten. Da wusste ich, dass die Norm für die U23-EM machbar ist.
Was ja dann fünf Tage später in Lugano mit 13:54,39 Minuten auch locker gereicht hat...
Philipp Pflieger:
Ja. Ich wollte die ersten 3.000 Meter etwa in 8:24 Minuten anlaufen. Da das Feld aber so stark war, sind wir zu Beginn 64er Runden gelaufen. Das war etwas zu schnell. Aber es hat am Ende ja trotzdem locker gereicht.
Sie waren in Ihrer Karriere sehr oft verletzt. Haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, wo sie stehen könnten, wenn all diese Verletzungen nicht gewesen wären?
Philipp Pflieger:
Klar würde mich interessieren, was möglich wäre, wenn ich mal nicht verletzt wäre. Ich habe mich in einer gewissen Weise mit den Verletzungen arrangiert. Natürlich sind das kleine Hindernisse auf dem Weg nach oben, aber ich habe gelernt, damit umzugehen. Mein Trainer geht da auch sehr vorsichtig mit mir um, auch wenn wir natürlich versuchen, das Training von Jahr zu Jahr zu steigern. Wenn ich aber sehe, was andere Langstreckler in meinem Alter an Umfängen trainieren, da kann ich nicht mithalten.
Wie wollen Sie die Verletzungsprobleme in den Griff bekommen?
Philipp Pflieger:
Ich mache mittlerweile in Regensburg in einem Rehazentrum regelmäßig spezifisches Krafttraining. Das hilft auch. Ich bin nicht mehr ganz so anfällig wie früher. Wenn es mich mal erwischt, dann aber immer gleich richtig. Ich habe auch schon ein bisschen an Muskelmasse zugenommen, auch wenn man das vielleicht noch nicht so sieht. Mir fehlt einfach der Unterbau aus dem Jugendtraining.
Nächste Woche sind die Deutschen Meisterschaften in Ulm. Mit Phillipp Pflieger?
Philipp Pflieger:
Ja, aber ich werde über 1.500 Meter starten. Ich habe noch keinen 1.500 Meter-Lauf in dieser Saison gemacht. Und jeder Wettkampf ist besser als ein Training.
Zwei Wochen später steht dann die U23-EM in Kaunas auf dem Plan. Mit welchem Ziel reisen Sie nach Litauen?
Philipp Pflieger:
Das ist natürlich schwierig abzuschätzen. Das ist ja meine erste internationale Meisterschaft auf der Bahn. Momentan bin ich die Nummer sieben in der europäischen Bestenliste. Aber da sind schon einige, gegen die ich keine Chance habe, aber man weiß ja nie. Ich lasse mich da überraschen.