Philipp Pflieger - „Traue mir EM zu“
Philipp Pflieger (LG Telis Finanz Regensburg) hat bei den Deutschen 10.000-Meter-Meisterschaften am Samstag in Marburg seinen ersten Titel geholt. Nach vielen Verletzungsproblemen steigerte er sich auf 28:45,76 Minuten und verpasste die Norm für die Europameisterschaften nur knapp. Doch die Freude über die Meisterschaft und seine Rückkehr in die deutsche Spitze überwiegen, das verriet der 24-Jährige im Interview mit leichtathletik.de.
Philipp Pflieger, haben Sie nach den vielen Verletzungssorgen mit einer Medaille über 10.000 Meter gerechnet?Philipp Pflieger:
Nein, ich habe mich nicht speziell auf die 10.000 Meter vorbereitet. Es standen zum Beispiel keine Tempoläufe über 3.000 Meter auf dem Programm. Das Meisterschaftsrennen habe ich mitgenommen. Ich konnte nicht abschätzen, was möglich ist. Das Rennen ist dann super gelaufen.
Sind Sie enttäuscht, dass Sie die A-Norm (28:41 min) für die EM in Helsinki (Finnland; 27. Juni bis 1. Juli) um vier Sekunden und die B-Norm (28:45 min) um 76 Hundertstel verpasst haben?
Philipp Pflieger:
Ich hatte die Norm nicht im Hinterkopf, es war kein Angriff auf diese Zeiten geplant. Mein Ziel war eine gute Platzierung. Das Rennen hätte aber auch schneller werden können. Für mich war es überraschend, dass der Tempomacher schon bei Kilometer vier raus ist, eigentlich sollte er bis Kilometer sechs laufen. Ich habe dann zu spät realisiert, dass die Norm möglich gewesen wäre.
Werden Sie noch einmal versuchen, die geforderte Zeit über 10.000 Meter für die EM zu erreichen, schielen Sie möglicherweise auch Richtung Olympianorm (27:45 min)?
Philipp Pflieger:
Ob ich in naher Zukunft noch einmal 10.000 Meter laufe, hängt vor allem davon ab, wie gut ich mich erhole. Deshalb heißt es erst einmal: Abwarten. Eine Möglichkeit wäre der Europacup in Bilbao am 3. Juni. Es ist möglich, dass ich dort zehn Sekunden schneller bin. Die Norm für die Olympischen Spiele ist unrealistisch. Um in diesem Jahr unter 28 Minuten zu laufen, fehlt mir das Training.
Das heißt, Sie konzentrieren sich auf die 5.000 Meter?
Philipp Pflieger:
Im Mittelpunkt stehen in diesem Jahr klar die 5.000 Meter. Ich werde mich auf jeden Fall an der EM-Norm versuchen und traue mir eine Zeit unter 13:40 Minuten zu.
Welches Rennen steht auf dem Plan?
Philipp Pflieger:
Ich werde am 26. Mai in Oordegem in Belgien laufen. Dort sind die Felder für die europäischen Läufer mit Blick auf die entsprechenden Normen für die Europameisterschaften zusammengestellt. Wenn dort auf eine Zielzeit von 13:20 Minuten gelaufen wird, kann ich im Feld mit einer guten Gruppe laufen. Allein kann ich eine 13:40 noch nicht laufen.
Sie sind fast ein Jahr ausgefallen. Welche Verletzung hat Sie zu einer solch langen Pause gezwungen?
Philipp Pflieger:
Es waren mehrere Verletzungen. Insgesamt wurde ich innerhalb eines Jahres dreimal operiert. Angefangen hat alles im Herbst 2010 mit einer Verletzung an der Patellasehne und der ersten OP. Dann bin ich im Trainingslager Anfang Januar 2011 umgeknickt und habe mir den Mittelfußknochen gebrochen, was aber lange nicht erkannt wurde. Ich hatte starke Schmerzen und konnte kaum gehen. Später stellte sich heraus, dass ein Stück des Mittelfußknochens rausgebrochen war. Mir wurde eine Schraube eingesetzt, die im vergangenen Sommer wieder entfernt wurde.
Wie haben Sie sich während der langen Verletzungszeit gefühlt?
Philipp Pflieger:
Es war das härteste Jahr. Ich habe gemerkt, dass Laufen zu mir gehört und einen Teil der Lebensqualität ausmacht. Für die Rückkehr auf die Bahn habe ich viel investiert. Die Reha lief parallel zur Uni. Ohne das tolle Umfeld in Regensburg hätte ich es nicht geschafft. Alle haben mir geholfen.
Haben Sie immer an ein Comeback geglaubt?
Philipp Pflieger:
Ich habe im August mit ersten Läufen angefangen, die nur ein paar Minuten lang waren. Im September kam dann der erste langsame Dauerlauf. Ende September habe ich zum ersten Mal wieder richtig trainiert. Beim Crosslauf in Darmstadt im November konnte ich mich wieder der nationalen Konkurrenz stellen. Nach 14 Monaten Verletzung lief es dort richtig gut. Ich wusste aber auch, dass es noch ein langer Weg ist. Mein Ziel war klar: Ich will wieder mitspielen.