Phillips Idowu - Talent endlich ausschöpfen
Lange sagte man über Dreispringer Phillips Idowu vor allem eines: Er hat Talent aber ist nicht konstant genug und kann sein Potential im richtigen Moment nicht ausschöpfen. Das soll sich jetzt ändern. „Wenn ich bei den Olympischen Spielen kein Gold gewinne, war es kein erfolgreiches Jahr“, sagt er. Und das, obwohl er Hallen-Weltmeister wurde und Jonathan Edwards als britischen Hallenrekordler ablöste.
Sonst verbindet die beiden allerdings nicht viel. Phillips Idowu ist nicht der wohlbehütete Sohn eines Vikars wie Jonathan Edwards. Aufgewachsen ist er in Hackney, einem der ärmsten Stadtteile Londons. „Ich bin ein aggressiver Wettkämpfer“, sagt er über sich selbst. „Deswegen dachte Jonathan wohl auch, ich sei eine aggressive Person. Als er anfing, für die BBC zu arbeiten, war er überrascht, dass man sich mit mir auch normal unterhalten kann.“Verrückte und ständig wechselnde Haarfarben sowie zahlreichen Piercings - dafür war Phillips Idowu vor allem lange Zeit bekannt. Nun hat er gezeigt, dass er auch sportlich überzeugen kann. Bei den Hallen-Weltmeisterschaften in Valencia (Spanien). Viermal flog er über 17 Meter weit, stellte mit 17,75 Metern einen neuen britischen Hallenrekord auf. Nur vier Springer flogen in der Halle jemals weiter, der Hallen-Weltrekord liegt bei 17,83 Metern. Selbst Überflieger Jonathan Edwards hat „nur“ 17,64 Meter zu Buche stehen.
Wiedergutmachung bei Olympia
Aber damit gibt sich Phillips Idowu nicht zufrieden. „Sobald ich die Ehrenrunde beendet hatte, war mein Fokus schon auf die Olympischen Spiele gerichtet“, erklärt der 29-Jährige. Bei Olympischen Spielen hat er etwas gut zu machen. Vor vier Jahren qualifizierte er sich mit 17,33 Metern locker für das Finale - ging dort aber nur mit drei ungültigen Versuchen in die Ergebnisliste ein.
„Das Schlimmste war, dass der erste Versuch gültig war. Aber als dies auf der Leinwand gezeigt wurde, war mein Abdruck im Sand schon entfernt worden“, blickt Phillips Idowu zurück. „Danach war ich fast wie ein Einzelgänger, weil ich so traurig war.“ 2005 war er so frustriert, dass er kurzzeitig an ein Karriereende dachte, sich dann aber besann.
Und das mit Recht, wie es schien. Im März 2006 gewann er bei den Commonwealth Games Gold, doch der nächste Rückschlag kam schnell. 17,02 Meter und Platz fünf waren nicht das, was er sich bei den Europameisterschaften erhofft hatte. Bei der WM 2007 folgten 17,09 Meter und Position sechs.
An der Spitze der Weltbestenliste
In diesem Jahr muss er zeigen, was wirklich in ihm steckt. Er muss beweisen, dass er seine Top-Leistung zum Saison-Höhepunkt abrufen kann. Und der Springer mit den nigerianischen Wurzeln ist auf einem guten Weg. Niemand übertraf im Winter die 17,75 Meter, die er bei der Hallen-WM sprang. Und auch im Sommer hat er sich bereits wieder an die Spitze der Weltjahresbestenliste gesetzt. 17,55 Meter sprang er im griechischen Chania - seinem einzigen Freiluftstart bislang.
Mit Gold bei der Hallen-WM hat er einen Anfang gemacht. Aber als richtiger Dreispringer plant er schon mit zwei weiteren Goldmedaillen, um das Trio zu vervollständigen. Bei den Olympischen Spielen 2012 will er daheim in London Gold gewinnen - und zwar als Titelverteidiger.