„Plastic Brits“ stärken Gastgeberteam in London
Der britische Verband UK Athletics hat gewissermaßen aufgerüstet für die Olympischen Spiele in London (Großbritannien). Im Sommer zählen anderen voran Dreispringerin Yamile Aldama, Weitspringerin Shara Proctor und Hürdensprinterin Tiffany Porter als eingebürgerte Athleten zu den Medaillenhoffnungen. Doch für manche Inselbewohner sind sie nur „Plastic Brits“, wie eine heiße Diskussion der letzten Wochen offenbart.
Marathon-Weltrekordlerin Paula Radcliffe war es jetzt, die ihren potenziellen Teamkollegen zu Hilfe eilte. „Sie werden ihr absolut Bestes für Großbritannien geben, also unterstützt sie“, lautete ihr Appell gegenüber BBC. Sie verweist auch darauf, dass man jeden Fall einzeln betrachten müsse.So hat Hallen-Vize-Weltmeisterin Tiffany Porter, die aus den USA kam, eine Mutter aus England. Die gebürtige Kubanerin Yamile Aldama, jetzt frischgebackene Hallen-Weltmeisterin, lebt schon seit elf Jahren auf der Insel. Die bereits 39-Jährige kann auf eine von Tragik angehauchte Vergangenheit verweisen, die sie zwischenzeitlich für den Sudan dreispringen ließ.
Dai Greene mit kritischen Worten
Die Hallen-WM-Dritte Shara Proctor wurde in Anguilla geboren. Dort gibt es kein eigenständiges Nationales Olympisches Komitee, so nutzte sie die Gelegenheit, für Großbritannien auf Weitenjagd zu gehen.
Hürden-Weltmeister Dai Greene sieht das etwas kritischer als Paula Radcliffe. Er sympathisiert mit jenen einheimischen Kollegen, die unter den Einbürgerungen leiden: „Ich verstehe Athleten, die dafür kämpfen, es ins Nationalteam zu schaffen - und dann sind plötzlich andere, neue Leute vor ihnen.“
Diskussion begann schon im letzten Jahr
Der Begriff von den „Plastic Brits“ wurde schon im letzten Jahr geprägt. Journalist Martin Samuel griff die Einbürgerungswelle in einer Kolumne auf. Er ist damit ein Urvater dieser Diskussion, kritisierte er doch auch einen gewissen Betrug, der seiner Meinung nach hinter der Politik des britischen Verbandes steckt.
Allerdings ist diese nicht neu. Vor wenigen Jahren hatten Länder wie Bahrain oder Katar weitaus offensiver Athleten, vor allem aus Kenia, abgeworben. Allerdings fiel in der letzten Zeit durchaus auf, dass immer wieder neue Gesichter im britischen Nationaldress auftauchten.
Vor allem sechs Neuzugänge (siehe Übersicht) dürfen als aktuelle Olympiaanwärter eingestuft werden. Diese könnten nun ihren Teil dazu beitragen, dass die Leichtathletik-Geschichte bei den Sommerspielen eine aus Sicht der Gastgeber erfolgreichere wird.
Nationenwechsel aussichtsreicher Olympiakandidaten nach Großbritannien (2008 bis 2011):
- Yamile Aldama (Dreisprung), vorher Sudan
- Michael Bingham (400 m), vorher USA
- Shana Cox (400 m), vorher USA
- Tiffany Ofili-Porter (Hürdensprint), vorher USA
- Shara Proctor (Weitsprung), vorher Anguilla
- Julian Reid (Weit-/Dreisprung), vorher Jamaika