Platini Alex – Enttäuschter Neu-Deutscher
Die Enttäuschung war erst einmal riesig groß. Minutenlang saß Platini Alex nach dem 100-Meter-Finale der A-Jugend bei den Deutschen Jugend-Meisterschaften in Bochum-Wattenscheid am Freitagabend im Ziel und wollte so recht mit niemandem reden. Als einer der Favoriten war der Aufsteiger des Jahres in 10,69 Sekunden Fünfter geworden.
Platini Alex ist die Neuentdeckung des Jahres (Foto: Gantenberg)
"Es hat so gut angefangen und dann ist es einfach doof, wenn man nicht locker bleibt und im Endlauf verkrampft", versuchte der Langenfelder seine Enttäuschung zu erklären. Aber auch eine Begründung hatte er zur Hand. "Ich bin bis jetzt immer vorne weg gelaufen und jetzt waren plötzlich welche da, die schneller waren als ich."Nach vielen kleineren Starts hatte er in Mannheim bei der Bauhaus-DLV-Junioren-Gala vor zwei Wochen seinen ersten großen Wettkampf. "Da habe ich meine erste große Klatsche bekommen und erste Erfahrungen gesammelt." Die nächsten Erfahrungen konnte der Abiturient am Freitag in Bochum-Wattenscheid sammeln.
Seit Mittwoch auch offiziell Deutscher
"Ich wollte eigentlich aufs Podium, aber ich hatte dauernd im Kopf Da ist jemand schneller als Du'." Dabei hat der 18-Jährige noch ein großes Ziel in diesem Jahr: Die U20-Weltmeisterschaften in Peking. Und dort will er nicht für sein Geburtsland Angola an den Start gehen, sondern für Deutschland. Dort will er dann die dritten Erfahrungen in diesem Jahr sammeln.
"Seit Mittwoch ist der Weg frei", berichtet er. Da hat er die Einbürgerungsurkunde unterschrieben. "Das ging extra schnell, damit ich schon in Peking für Deutschland starten darf." Jan Kern vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) hat jeden Tag in unermüdlicher Arbeit dafür gesorgt, dass alles ein bisschen schneller geht als sonst. "Ich verdanke ihm soviel und wollte ihm heute eigentlich mit einer Medaille Danke sagen. Ich hoffe, er ist mir jetzt nicht böse", sagte Platini Alex traurig.
Ab Oktober auch 200 Meter
Geboren ist er zwar in Angola, aber schon seit 16 Jahren lebt er in Deutschland. Sportlich unterwegs war er zunächst nur auf dem Fußballplatz. "Dann habe ich ein Jahr Pause gemacht." Dirk Zorn, ein Trainer der SG Langenfeld, habe ihn dann angerufen und gefragt, ob er nicht Lust habe, mal mitzutrainieren. "Da bin ich dann in Turnschuhen 11,00 Sekunden gelaufen." 16 Monate ist das her und Platini Alex ist dabei geblieben – mit riesigem Erfolg.
Derzeit trainiert er fünf mal in der Woche, ab Oktober sollen auch die 200 Meter mit in das Trainingsprogramm aufgenommen werden. "Ein Sprinter muss auch 200 Meter laufen können", weiß der sympathische junge Mann.
Moral bewahren
Das Training wird dann allerdings bei einem neuen Verein stattfinden. "Ich trainiere schon jetzt mit Stefan Wieser in Leverkusen zusammen." Im Winter wird er von der SG Langenfeld zum Bayer-Verein wechseln.
Positiv blickt er in die Zukunft, auch wenn es zur ganz großen Überraschung am Freitag doch noch nicht gereicht hat. "Ich muss jetzt einfach die Moral bewahren", sagte er schon etwas versöhnter mit dem Tag. "Kopf hoch heißt es jetzt bei der Siegerehrung. Und außerdem muss man ja auch die guten Leistungen der anderen anerkennen." Was die sportliche Fairness angeht, ist er schon ein ganz Großer und die großen Erfolge werden sicherlich auch bald folgen.