Polnischer Triumph beim Münster-Marathon
Die Zuschauer verwandelten den "Prinzipalmarkt" in ein wahres Tollhaus. Tausendfach ertönten die lautstarken Anfeuerungsrufe. Heiter liefen die La Olà-Wellen durch Münsters "gute Stube", wie die Prachtstraße mit ihren historischen Bauten genannt wird, als Tomasz Chawawko aus Polen, der strahlende Sieger in 2:27:50 Stunden, die letzten Meter auf dem harten Kopfsteinpflaster bewältigte.
Tomasz Chawawko fühlt sich in Münster wohl (Foto: Hörnemann)
Mit geringem Rückstand folgte der Zweitplatzierte, Oliver Lange aus Holzminden, eigentlich ein Triathlet, der sich im erst vierten Marathon seiner Karriere gleich um fünf Minuten auf 2:28:06 Stunden steigerte.Hinter diesem Duo folgten zwei weitere Landsleute von Chawawko, Jelek Kasprzyk (2:29:35 h) und mit einigem Abstand Krysztof Bartkiewicz (2:35:48 h). Mit breitem Lächeln nahmen sie die Parade ab auf der lang gezogenen Zielgeraden, die an beiden Seiten dicht gesäumt war mit laut jubelnden Menschenmassen, und ließen ihr polnisches Märchen beim 2. Volksbank-Münster-Marathon wahr werden.
Ein drahtiger Sieger
Tomasz Chawawko, ein drahtiger Bursche, der seine blonde Mähne in Lagerfeld-Manier mit einem Zopf bändigte, war voller Hoffnung in die westfälische Unistadt gereist. "Ich wusste, dass ich gute Siegeschancen haben würde." Denn Janusz Sarnicki, der Titelverteidiger, hatte wegen einer Fußverletzung im letzten Moment abgesagt.
"Ich wollte es nicht auf einen Spurt ankommen lassen und habe deshalb auf den letzten zehn Kilometern das Tempo angezogen", erzählte Chawawko hinterher und freute sich über 1500 Euro Prämie, "hier in Münster laufe ich besonders gern." Nicht nur wegen der lohnenden Devisen, nein, "auch weil mir die Strecke liegt". Stimmt! Im Vorjahr war Chawawko bereits Dritter gewesen in 2:25:59 Stunden, damals hinter Janusz Sarnicki, dessen Streckenrekord (2:25:08 h) unangetastet blieb, und Andrej Nowack (2:25:47 h).
Wiederholungserfolg von Janina Malska
Janina Malska, die wie Chawawko auch aus Polen stammt, löste sich bei Kilometer achtzehn von ihren Begleiterinnen und war fortan allein unterwegs. "Ich hatte Anfang der Woche noch eine Magen-Darmgrippe", berichtete die zweifache Mutter, die wegen familiärer Verpflichtungen "nicht mehr als hundert Kilometer die Woche" trainieren kann, "angesichts der gesundheitlichen Probleme lief es dann überraschend gut."
Wie zwölf Monate zuvor an gleicher Stätte triumphierte sie erneut in 2:46:19 Stunden vor ihrer Landsfrau Magdalena Lisicka (2:54:27 h) und der Wilhelmshavenerin Christiane Spalleck (2:54:38 h), verfehlte allerdings ihre neun Jahre alte Bestmarke (2:40:19) deutlich.
Neu gesteckter Kurs
Münster, die sportbegeisterte Uni-Stadt, lockte bei seiner Zweitauflage auf einem neu gesteckten Kurs immerhin 4.622 Teilnehmer an. Michael Brinkmann, der Cheforganisator, war hochzufrieden. Nur eins möchte er unbedingt ändern: "Am 5. September 2004, wenn der 3. Münster-Volksbank-Marathon ausgetragen wird, wollen wir wieder zur alten Startzeit zurückkehren, also um neun Uhr, weil das auch Wunsch der Läufer ist." Diesmal hatte der Klerus sein Veto erhoben.
Vielleicht kann Dr. Berthold Tillmann, 53 Jahre alt und Oberbürgermeister in der Domstadt, für Brinkmann & Co. ein gutes Wort einlegen. "Diese Massen-Veranstaltung", so Dr. Tillmann, "macht einfach Spaß!" Er selbst ist mitgerannt, stürmte als Schlussläufer einer Promi-Staffel in Begleitung von Dr. Hans-Joachim Preuss, dem Generalsekretär der Welthungerhilfe, durchs Ziel und schwitzte kaum unter seinem viel bestaunten All-Parteien-Dress: rote Söckchen, schwarze Shorts und grünes T-Shirt.