Charles Kamathi - Kleiner Mann ganz schnell
Der Weltmeister höchstpersönlich gab sich die Ehre. Charles Kamathi, Stargast beim "9. Cross International" von Soria im spanischen Norden, kam, sah und siegte in überlegener Manier. Dabei tat er nicht mehr als unbedingt nötig. Scheinbar mühelos, als sei es für ihn das reinste Vergnügen, gewann er den Hauptlauf über 9.000 Meter in 26:04 Minuten.
Charles Kamathi hofft auf ein erfolgreiches nächstes Jahr (Foto: Chai)
Kleiner Mann ganz schnell! Charles Kamathi, 1,65 Meter groß und ganze 51 Kilo leicht, deutete an, dass er im Winter wieder an alte Glanztaten anknüpfen möchte. In Edmonton, Schauplatz der WM im Sommer 2001, hatte er die ellenlange Erfolgsserie von Haile Gebrselassie jäh durchbrochen, als er dem Wunderläufer aus Äthiopien im Finale über 10.000 Meter die erste Niederlage seit acht Jahren bescherte. Mit einem überfallartigen Spurt hatte Kamathi seinem berühmten Konkurrenten, der auf dieser Strecke zuvor vier Mal in Folge Weltmeister geworden war, den Nerv gezogen.Verletzungsprobleme sind überstanden
In der abgelaufenen Freiluftsaison ist Charles Kamathi freilich kaum in Erscheinung getreten. "Ich war verletzt", erzählte er nach seinem Triumph in Spanien, "doch mittlerweile habe ich keine Probleme mehr." Seine Landsleute werden's gern bestätigen, denn chancenlos waren sie gegen Kamathi, der daheim in Kenia bei der Polizei angestellt ist, doch von seinen Vorgesetzten großzügig für Training und Wettkämpfe freigestellt wird.
Hinter ihm sicherte sich Philemon Kemei, 20 Jahre jung, das zweite Preisgeld in 26:12 Minuten vor Albert Chepkurui (26:22 min), der bei der Cross-WM im März in Dublin noch mit Charles Kamathi zum Mannschaftsgold Kenias beigetragen hatte. Damals war Kamathi Fünfter geworden und Chepkurui Sechster, in jenem Rennen, dem der Äthiopier Kenenisa Bekele seinen Stempel aufdrückte.
Die Cross-WM in Lausanne ruft
Die Cross-Weltmeisterschaft Ende März in Lausanne ist auch das nächste große Ziel von Charles Kamathi. Drei Mal hat er bereits an diesen Titelkämpfen teilgenommen und in der Einzelwertung bisher eine Medaille gewonnen: Bronze in Ostende 2001, wo nur der inzwischen des EPO-Dopings überführte Mohamed Mourhit aus Belgien und Sergej Lebid aus der Ukraine vor ihm lagen.
In Lausanne wird der ehrgeizige Kenianer wieder auf Kenenisa Bekele treffen, der im portugiesischen Oeiras ein starkes Comeback feierte und am gleichen Tag wie Charles Kamathi seine WM-Ambitionen höchst eindrucksvoll unter Beweis stellte. Kamathi, der auch bei der WM Ende August in Paris-St. Denis seinen Titel über 10.000 Meter verteidigen wird, hat aber keine Angst, denn wer einen Gebrselassie schlägt, muss sich vor keinem anderen Läufer fürchten.