Pressemitteilung German Meetings e.V.
Stellungnahme des Präsidiums der German Meetings e.V. zum Interview des DLV-Präsidenten Clemens Prokop (dpa, 13.06.05)
Ulrich Hobeck, Präsident German Meetings e.V. (Foto: Chai)
Die Äußerungen des DLV-Präsidenten "Das Meeting ist das Grundproblem. In der heutigen Form hat es keine Zukunft mehr" - dürfen nicht unwidersprochen bleiben. Prokops Meinung entstammt sicher der Erfahrung aus den DLV-Meetings, die wahrlich keine Erfolgsgeschichte schrieben. Es müsste also eher heißen: "Das DLV-Meeting hat in Zukunft keine Chance mehr". Dass er damit auch die anderen Meetings meinte, ist eigentlich eine Unverschämtheit gegenüber allen, die sich mit großem Engagement der Organisation von Leichtathletik-Meetings widmen, viel Freizeit und finanziellem Aufwand bei deren Umsetzung investieren. Selbst die Golden League-Meetings werden für die Theorie des Herrn Prokop herangezogen. Würde unser DLV nur halb so erfolgreich arbeiten wie diese Meetings, die von sehr vielen Zuschauern in den Stadien und am Bildschirm verfolgt werden, wären wir ein ganzes Stück weiter.
Wir Mitglieder der German Meeting Organisation bemühen uns seit Jahren, der Leichtathletik insgesamt neue Impulse zu geben. Neben erstklassigen großen Wettkämpfen mit hoher internationaler Beteiligung werden auch neue Formen angeboten: Spezialmeetings (Stabhochsprung, Hochsprung, Wurfdisziplinen) mit Austragungsorten außerhalb der Stadien. Diese sportlichen Events haben das Ziel, die Leichtathletik für die Zuschauer wieder neu zu beleben, die Sportart abwechslungsreich und attraktiv zu machen. Diese können jedoch nicht den klassischen Wettkampf ersetzen, da die Bedingungen für die Athleten nicht denen bei internationalen Meisterschaften entsprechen.
Wenn bei Olympischen Spielen, EM und WM die Erfolge von deutschen Athleten ausbleiben, schwindet erfahrungsgemäß auch das Interesse der Medien, die Publikumsresonanz und damit die finanzielle Basis für die Meetingorganisation. Eine der Hauptaufgaben des DLV sollte es doch sein, dafür zu sorgen, dass Kader in Deutschland optimal gefördert werden, damit diese auch international wieder mitreden können. Dafür wurden im letzten Jahr zwar erste Ansätze gefunden, die aber längst nicht ausreichen. Dort liegt doch das Grundproblem und nicht bei den Meetings.
Der Wiedererkennungswert der Top-Athleten und die Indentifikationsmöglichkeit für die Zuschauer sind wichtige Faktoren zur Imageaufwertung der Leichtathletik. Wie sollen Sportler bekannt werden, wenn nicht vor allem über Wettkämpfe? Die Athleten haben darüber hinaus durch den Start bei unseren Meetings die Möglichkeit, zusätzliches Geld zu verdienen und sich damit eine finanzielle Grundlage für den Hochleistungssport zu sichern. Sterben die Meetings, wird den Athleten eine nicht unbedeutende Existenzgrundlage genommen.
In fast allen Meetingstandorten bestehen Leichtathletik-Zentren oder starke Vereine. Das unmittelbare Wettkampferlebnis, Athleten zum Anfassen und die damit verbundene Vorbildwirkung motivieren erfahrungsgemäß die junge Generation für ihre sportliche Entwicklung. Fast alle Meetings bieten darüber hinaus in ihrem Rahmen Nachwuchswettkämpfe an, damit sich junge Talenten einem breiten Publikum präsentieren können.
Wettkämpfe, die in den meisten Fällen durch Vereine organisiert werden, gewinnen für ihre Meetings eigenständig Sponsoren vor allem über die regionale Wirtschaft. Im Idealfall erhalten sie auch Unterstützung von Kommunen und den jeweiligen Landesregierungen. Wie "günstig" sich solche Äußerungen eines DLV-Präsidenten auf diese Aktivitäten auswirken, kann sich auch ein Laie ausrechnen. Auf eine praktische Unterstützung durch den Deutsche Leichtathletik-Verband warten die Meeting-Veranstalter trotz Zusicherung bis heute. Nur weil man nicht alle Wettbewerbe im DLV-Sportfest unterbringen kann, werden auch noch andere Veranstalter bei Ausscheidungen, wie zum Beispiel für den Europacup, berücksichtigt. Man gewinnt daher den Eindruck, dass der DLV die Meeting-Organisatoren anstatt als Partner eher als Konkurrenten sehen.
Bei vielen Gesprächen zwischen Vertretern des DLV (auch mit Herrn Prokop) und der Meeting-Direktoren wurde über die Durchführung von Serien-Sportfesten gesprochen. Doch scheiterte dieses Vorhaben bisher, weil von Seiten des Verbandes letztendlich kein wirkliches Interesse an deren Umsetzung kam. Unserer Meinung nach sollte der DLV außerhalb der Deutschen Meisterschaften nicht als Veranstalter in Konkurrenz zu seinen Vereinen auftreten. Mit diesem Etat könnten viele gute, professionelle Veranstaltungen unterstützt und auch Öffentlichkeitswirksame Serien durchgeführt werden.
Ulrich Hobeck (Präsident) und Ludwin Klein (Vizepräsident)
German Meetings e.V. (Vereinigung von derzeit 20 Leichtathletik-Meetings in ganz Deutschland)