Priscilla Lopes-Schliep will wieder aufs Podest
Platz fünf im Vorlauf (13,08 sec) bei den Olympischen Spielen 2004, Platz fünf im Halbfinale (12,91 sec) bei der WM 2005 , Platz fünf im Vorlauf bei der WM 2007 in 12,94 Sekunden. So las sich die Bilanz von Priscilla Lopes-Schliep (Kanada) bei internationalen Meisterschaften bis zum 19. August 2008. An jenem Abend stürmte die 100-Meter-Hürdensprinterin im Finale der Olympischen Spiele im Pekinger Vogelnest (China) in 12,64 Sekunden auf Rang drei und gewann damit ihre erste internationale Medaille.
Großen Anteil am Erfolg von Priscilla Lopes-Schliep hat Anthony McCleary, der sie seit ihrem 16. Lebensjahr trainiert und sukzessive an die Weltspitze herangeführt hat. "Anthony ist eines der Schlüsselelemente in meinem Erfolg. Er hat mich dort hin geführt, wo ich heute stehe. Er ist der beste Trainer, den ich mir vorstellen kann", sagt die 26-Jährige.Der Weg in die Weltspitze war für Priscilla Lopes-Schliep ein langer. Oft lief die 1,63 Meter große Hürdensprinterin nur im Mittelfeld. Andere Kanadierinnen wie Perdita Felicien, die WM-Zweite von Osaka, standen im Fokus der Öffentlichkeit.
Die ersten Ausrufezeichen setzte Priscilla Lopes-Schliep im Jahr 2006. Am 10. März lief sie beim Hallen-Meeting in Fayetteville (USA) mit 7,87 Sekunden ihre noch heute gültige Bestzeit über 60 Meter Hürden. Drei Monate später zeigte sie, dass dies kein Ausrutscher gewesen war. In Sacramento sprintete sie die 100 Meter Hürden in 12,60 Sekunden und war damit zumindest was die Zeiten anbelangt in der internationalen Spitze angekommen.
Familie als Rückhalt
Priscilla Lopes-Schliep lebt und trainiert zusammen mit ihrem Ehemann Bronsen Schliep, den sie während ihres Soziologiestudiums in Nebraska (USA) kennengelernt hatte, in Whitby im kanadischen Bundesstaat Ontario.
Neben ihrem Trainer Anthony McClearly und ihrem Ehemann findet Priscilla Lopes-Schliep vor allem in ihrer Familie den Rückhalt, den sie braucht. "Sie haben mich immer unterstützt, egal wie gut oder schlecht es lief", sagt Priscilla Lopes-Schliep über ihre Eltern, die sie bei allen Wettkämpfen innerhalb Kanadas und auch bei wichtigen Wettbewerben in Übersee lautstark unterstützen. "Sie ziehen immer T-Shirts mit meinem Namens-Aufdruck an. Das motiviert mich zusätzlich", sagt die 26-Jährige.
Enttäuschung bei der WM in Osaka
Mit hohen Zielen und der Unterstützung ihrer Eltern reiste Priscilla Lopes-Schliep 2007 zur Weltmeisterschaft nach Osaka (Japan), wo sie jedoch nach nur einem Auftritt wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wurde. 12,94 Sekunden und Platz fünf waren zu wenig um in die Zwischenläufe einzuziehen.
Das Jahr 2008 sollte dann jedoch ihres werden. Erst sicherte sie sich den Titel bei den kanadischen Meisterschaften. Dann kehrte sich nach Europa zurück, wo sie in Stockholm (Schweden) ihren ersten Sieg bei einem Super Grand Prix-Meeting feierte. Es sollte ihr Durchbruch sein.
Die Erlösung in Peking
Als Finalkandidatin reiste sie im August zu den Olympischen Spielen in Peking (China). Im Gegensatz zur WM 2007 in Osaka wurden dieses Mal ihre Erwartungen nicht enttäuscht, sondern übertroffen. In einem Herzschlagfinale mit sechs Athletinnen innerhalb von nur zwei Hundertstelsekunden erkämpfte sich Priscilla Lopes-Schliep in 12,64 Sekunden die Bronzemedaille hinter Dawn Harper (USA) und Sally McLellan (Australien).
Bis das Resultat jedoch auf der Anzeigetafel erschien vergingen einige Sekunden - unerträglich lange für Priscilla Lopes-Schliep. "Habe ich gewonnen? Los geht mir aus dem Weg, ich möchte das Resultat auf der Anzeigetafel sehen", beschreibt Priscilla Lopes-Schliep ihre Gedanken unmittelbar nach dem Zieleinlauf.
Erst gut eine Minute später konnte sie befreit aufspringen und sich mit der kanadischen Flagge auf die Ehrenrunde zu den wartenden Fans und Fotografen begeben. Es hatte zu Bronze gereicht. "Endlich haben sich die ganzen Mühen gelohnt. Man braucht Talent, Willen und einen Trainer, der weiß, was er tut, um international so weit oben zu stehen", sagt Priscilla Lopes-Schliep.
Nur eine Niederlage in der Hallensaison
Die Hallensaison 2009 ging für Priscilla Lopes-Schliep weiter, wie die Freiluftsaison aufgehört hatte - mit Erfolgen. Sieben Rennen gewann die 67 Kilogramm schwere Kanadierin unter dem Hallendach in Folge. Erst beim BW-Bank-Meeting in Karlsruhe Mitte Februar musste sie ihre erste und einzige Niederlage gegen die US-Amerikanerin und Hallen-Weltmeisterin Lolo Jones hinnehmen.
Doch das Gefühl des Siegens nimmt Priscilla Lopes-Schliep, die in ihrer Freizeit gerne reist, mit in die Freiluftsaison. "Ich habe gesehen, dass ich in der Lage bin ganz vorne mitzuhalten. Meine ganze Konzentration gilt nun der Weltmeisterschaft in Berlin, wo ich erneut auf das Podium laufen will", sagt Priscilla Lopes-Schliep.