Prof. Dr. Helmut Digel – "Weltfinale Höhepunkt"
"Wenn es uns in Stuttgart gelingt, das Weltfinale zu etablieren, dann ist das eine perfekte Promotion für unsere Weltmeisterschaft im eigenen Land", sagte der Vizepräsident des Weltverbandes IAAF, Prof. Dr. Helmut Digel, im Interview mit leichtathletik.de anlässlich des World Athletics Final, das am Wochenende (9./10. September) im Stuttgarter Gottlieb-Daimler-Stadion stattfindet.

Prof. Dr. Helmut Digel setzt auf das Weltfinale
leichtathletik.de:Das nächste Highlight in der Leichtathletik steht am Wochenende in Stuttgart mit dem World Athletics Final auf dem Programm. Welche Erwartungen setzen Sie in diese Veranstaltung?
Prof. Dr. Helmut Digel:
Das Weltfinale der Leichtathletik ist ohne Zweifel der Höhepunkt der Leichtathletik-Saison 2006. Für die Europameister wird es darum gehen, sich mit den Besten der Welt zu messen, für die Stars, insbesondere aus den Vereinigten Staaten, aber auch für die vielen afrikanischen Läufer, wird das Weltfinale den Charakter einer Weltmeisterschaft haben.
leichtathletik.de:
Die IAAF hat das World Athletics Final für drei Jahre nach Stuttgart vergeben. Ist dies auch eine Chance für das Stuttgarter Gottlieb-Daimler-Stadion, in der ständigen Diskussion um die Laufbahn entscheidende Argumente zu sammeln?
Prof. Dr. Helmut Digel:
Die IAAF hat ganz bewusst das Weltfinale nach Stuttgart vergeben, wir möchten damit an die großen Erfolge bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft 1993 anknüpfen, wir möchten aber auch den Deutschen Leichtathletik-Verband in seinen Bemühungen unterstützen, neben dem Berliner Olympiastadion ein zweites großes Leichtathletik-Stadion für die Welt-Leichtathletik-Ereignisse zu erhalten.
leichtathletik.de:
Insgesamt fallen an beiden Tagen 36 Entscheidungen in 18 Disziplinen mit internationalen Top-Athleten. Kann man angesichts der hochkarätigen Besetzung nicht sogar von einer Mini-WM im Jahr der EM sprechen?
Prof. Dr. Helmut Digel:
In der Tat, dieses Weltfinale ist eine Mini-Weltmeisterschaft, betrachtet man die herausragenden Athleten, die daran teilnehmen, so hat es eine vergleichbare Starbesetzung bei einer zweitägigen Leichtathletik-Veranstaltung nie in der Vergangenheit gegeben.
leichtathletik.de:
Im Vorfeld der Veranstaltung wurden bereits über 30.000 Tickets verkauft. Deutet dies darauf hin, dass wir wie bei vorangegangenen Leichtathletik-Veranstaltungen in Stuttgart mit einer tollen Atmosphäre rechnen können?
Prof. Dr. Helmut Digel:
Das Weltfinale wurde von den Stuttgarter Veranstaltern professionell vorbereitet. Man kann nur hoffen, dass sie nun auch ihren verdienten Lohn erhalten. Wir gehen davon aus, dass wir an beiden Tagen 60.000 Zuschauern im Gottlieb-Daimler-Stadion herausragende Leichtathletik offerieren werden. Das Leichtathletik-Weltfinale, das steht schon heute fest, wird international eine große Resonanz erreichen, viele Fernsehstationen der Welt werden darüber berichten.
leichtathletik.de:
Welche Faktoren müssen aus Ihrer Sicht erfüllt werden, um am Ende von einem erfolgreichen World Athletics Final zu sprechen?
Prof. Dr. Helmut Digel:
Ärgerlich ist, dass ARD und ZDF nicht live dabei sind. Für die Zukunft wird dies sicher eine wichtige Forderung sein. Wichtig ist aber auch, dass wir mit einer großen Zuschauerresonanz rechnen können. Dann wird die IAAF ganz gewiss an ihrem Beschluss festhalten.
leichtathletik.de:
Wie wichtig ist das World Athletics Final in Stuttgart im Hinblick auf die Weltmeisterschaften 2009, die in Berlin stattfinden werden?
Prof. Dr. Helmut Digel:
Das Leichtathletik-Weltfinale kann in vieler Hinsicht eine wichtige Rolle für das Gelingen der Weltmeisterschaft 2009 in Berlin sein. Wenn es uns in Stuttgart gelingt, das Weltfinale zu etablieren, dann ist das eine perfekte Promotion für unsere Weltmeisterschaft im eigenen Land.
leichtathletik.de:
Die Leichtathletik muss immer wieder um gute Medien- bzw. Quotenplätze im Fernsehen kämpfen. Nationale Leichtathletik-Live-Übertragungen im Fernsehen werden immer seltener. Was muss aus Ihrer Sicht passieren, dass sich die Tendenz verändert und die olympische Kernsportart Nummer eins wieder öfter im Fernsehen präsent wird?
Prof. Dr. Helmut Digel:
Die Leichtathletik ist das wichtigste Medienereignis bei den Olympischen Spielen. Da das öffentlich-rechtliche Fernsehen über die Fernsehrechte bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen verfügt, hat es meines Erachtens eine besondere Pflicht, die nationalen Leichtathletik-Ereignisse in Deutschland in den Blickpunkt des Interesses zu rücken. Hier bedarf es völlig neuer Initiativen. Der DLV ist immer bereit, mit ARD und ZDF auf das Engste zu kooperieren, auch wenn es um Qualitätsfragen geht. Wichtig ist aber, dass zukünftig die Großereignisse der Leichtathletik für jedermann und für jede Frau zugängig bleiben. Hier sind meines Erachtens auch die Aufsichtsräte und Intendanten der großen Sender gefordert.
leichtathletik.de:
Die Fußball-WM hat einen Sommer lang Deutschland verzaubert. Was kann die Leichtathletik von den Fußballern bei der Event-Präsentation lernen?
Prof. Dr. Helmut Digel:
Die Fußball-Weltmeisterschaft war ein Glücksfall für die Entwicklung des deutschen Sports. Vieles können andere Sportarten vom Fußball lernen, für die Leichtathletik sollte dabei das Hospitality-Marketing ganz besondere Beachtung finden.
leichtathletik.de:
Ist es für Sie persönlich etwas Besonderes, dass das World Athletics Final in diesem Jahr in Stuttgart stattfindet und Sie damit sozusagen ein Heimspiel erleben?
Prof. Dr. Helmut Digel:
Stuttgart ist meine Heimatstadt, in Stuttgart bin ich zur Schule gegangen, in Stuttgart wohnen alle meine Verwandten, deshalb ist es für mich schon etwas ganz Besonderes, wenn das Weltfinale in Stuttgart stattfindet. Deshalb bin ich natürlich auch an einem Erfolg besonders interessiert und habe mich sehr engagiert in der Vorbereitung für das Gelingen dieser Veranstaltung eingesetzt.
Das Interview mit Prof. Dr. Helmut Digel zum World Athletics Final führte DLV-Mediendirektor Peter Schmitt.