Prof. Dr. Wildor Hollmann wird 85
Auch heute noch ist sein Terminkalender fast so voll wie vor Jahrzehnten, denn er ist auch im hohen Alter nicht nur bei vielen Anlässen ein gefragter Redner, sondern auch weiterhin ein engagierter Forscher im Sportmedizinischen Institut der Deutschen Sporthochschule (DSHS) Köln. Erst 2008 prägte er den Begriff „Cerebrologie“ für die multidisziplinäre Gehirnforschung und führte in Verbindung mit dem Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Köln und der Forschungsanlage Jülich zahlreiche Untersuchungen über Gehirn und Geist in Verbindung mit körperlicher Aktivität durch. Am Samstag feiert Prof. Dr. Wildor Hollmann seinen 85. Geburtstag.
Er sei „ein Botschafter in Sachen Sport, Lehrer und Entwicklungshelfer zugleich, ein Reisender, der überall ankam, ein gefragter Mann, der Antworten geben konnte“, hieß es bereits vor 15 Jahren im Editorial der Sonderausgabe der „Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin“, die 1995 zu seinem 70. Geburtstag herausgegeben wurde.Und an anderer Stelle auch, dass ihm bewusst sei, dass der Sport zwar kein Allheilmittel darstelle, „aber ein Heilmittel für alle bedeuten kann“. Weiter hieß es damals: „Mit dieser Maxime war er kosmopolitisch, gesundheitspolitisch und hochschulpolitisch unermüdlich tätig.“ Zu ergänzen wäre eigentlich nur: und ist er heute noch.
Bereits 1949 experimentelle Untersuchungen
Als Sohn des Prokuristen Albert Hollmann und dessen Ehefrau Henriette am 30. Januar 1925 in Menden im Sauerland geboren, blieb auch ihm nach dem Schulbesuch in seiner Heimatstadt und dem Abitur der Wehrdienst in den letzten Kriegsjahren und die anschließende Kriegsgefangenschaft nicht erspart. Nach der Entlassung studierte er Medizin in Köln und begann bereits 1949 mit experimentellen Untersuchungen über den Einfluss von Arbeit und Training sowie den von Bewegungsmangel auf den gesunden und kranken Menschen jeder Altersstufe.
Nach dem Medizinischen Staatsexamen 1953 in Köln arbeitete Wildor Hollmann bis 1965 als Arzt in der Universitätsklinik unter seinem Lehrer Prof. Dr. Knipping. Der Promotion zum Dr. med. (1954) folgte die Habilitation für das Fachgebiet Sportmedizin an der Universität Köln (1961) und schließlich die Berufung auf den Lehrstuhl für Kardiologie und Sportmedizin an der Deutschen Sporthochschule Köln (1965).
Bereits am 1. April 1958 begründete Wildor Hollmann zunächst als Einmann-Betrieb das Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin an der Kölner Sporthochschule und baute es innerhalb weniger Jahre als ein Institut von herausragender internationaler Bedeutung aus.
Der Sporthochschule zur Weltgeltung verholfen
1965 wurde Wildor Hollmann erster gewählter Prorektor der Deutschen Sporthochschule Köln und war von 1969 bis 1971 deren Rektor. Als er im Februar 1990 emeritiert wurde, hatte er der Kölner Hochschule über vier Jahrzehnte gedient und ihr ganz wesentlich mit zur heutigen Weltgeltung verholfen. In seinem im Academica-Verlag 1993 erschienenen Buch „Medizin - Sport - Neuland, 40 Jahre mit der Deutschen Sporthochschule Köln“ hat er sein berufliches Wirken detailliert beschrieben.
Über seinen Beruf hinaus engagierte sich Wildor Hollmann in zahlreichen Ehrenämtern und Punktionen, so unter anderem als Präsident des Weltverbandes für Sportmedizin (JIMS) von 1986 bis 1998, als Vorsitzender des Fachbereichs Sportmedizin im Bundesinstitut für Sportwissenschaft (1970 bis 1992), als Wissenschaftlicher Berater des Bundesverteidigungsministeriums (1971 bis 1995), im Wissenschaftlichen Beirat der Bundesärztekammer (1969 bis 1994) und als Chef-Redakteur der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin.
Von 1994 bis 1997 setzte Wildor Hollmann als Präsident der Deutschen Olympischen Gesellschaft neue Akzente. Den Bezug zur Sportpraxis behielt er als betreuender Sportarzt von drei Nationalmannschaften: Fußball (1958 bis 1978), Golf (1959 bis 1963) und Hockey (1964 bis 1971).
Zahlreiche Ehrungen
Groß ist die Zahl der Auszeichnungen, mit denen die Forschungen des Kölner Sportmediziners gewürdigt wurden. Genannt seien der Carl-Diem-Preis für Sportmedizin und Sportwissenschaften (1961), der Hufeland-Preis für Präventivmedizin (1964), die Wahl in die New Yorker Akademie für Wissenschaften (1968), der Max-Bürger-Preis für Altersforschung (1969), der Philip-Noel-Baker-Forschungspreis der UNESCO (1976), die Ehrendoktorwürde der Universität Brüssel (1986), der Reys-Forschungspreis der Niederlande (1990) und die Goldmedaille für Forschung des Weltverbandes für Sportmedizin (1990).
Zahlreiche ausländische Gesellschaften für Sportmedizin verliehen Wildor Hollmann die Ehrenmitgliedschaft. 2002 wurde er mit der Paracelsus-Medaille der Deutschen Ärzteschaft ausgezeichnet.
Der Bundespräsident zeichnete Prof. Dr. Wildor Hollmann 2000 mit dem Schulterband zum Großen Verdienstkreuz mit Stern aus, Ministerpräsident Johannes Rau verlieh ihm 1993 den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen. Wildor Hollmann ist Ehrenpräsident des Weltverbandes für Sportmedizin (FIMS) und des Deutschen Sportärztebundes und Ehrenbürger der Deutschen Sporthochschule Köln sowie der Städte Brüggen und Menden. 2008 wurde von der Landesregierung von NRW ein nach Wildor Hollmann benannter und jährlich zu vergebender Forschungspreis für Sportwissenschaften gestiftet.
20 Jahre lang 40 Jahre alt zu bleiben
Das Deutsche Sport- und Olympiamuseum in Köln ehrt Prof. Dr. Wildor Hollmann anlässlich seines 85. Geburtstags mit einer Ausstellung, die seinem Leben von der Kindheit an und seiner beruflichen Laufbahn als Arzt, Forscher, Wissenschaftler und ehemaliger Rektor der Deutschen Sporthochschule Köln gewidmet ist.
Mit einem persönlich besprochenen Audioguide wird Wildor Hollmann quasi selbst durch die Ausstellung führen. Die Ausstellung wird vom 7. Februar bis zum 11. April im Salon des Museums zu sehen sein und eine Reihe eröffnen, in der jährlich eine um den Sport besonders verdiente Persönlichkeit vorgestellt und damit für ihr Lebenswerk geehrt werden soll.
Schon vor Jahrzehnten prägte Prof. Dr. Wildor Hollmann den Satz: „Durch ein geeignetes körperliches Training gelingt es, 20 Jahre lang 40 Jahre alt zu bleiben“, und er liefert noch heute durch sein Vorbild den lebenden Beweis dafür.