Rainer Pottel - "Alle sind fit und gesund"
Für die deutschen Zehnkämpfer geht es am Sonntag von Kienbaum zu den Olympischen Spielen nach London (Großbritannien). Das Zehnkampf-Team hat vor der Abreise mit Bundestrainer Rainer Pottel gesprochen.
Herr Pottel, die Leichtathletik-Wettbewerbe haben am Freitag begonnen. Die Zehnkämpfer sind noch in Kienbaum, wo die direkte Vorbereitung für die Olympischen Spiele stattfindet. Wann geht es denn nach London?Rainer Pottel:
Das gesamte Team, Pascal Behrenbruch mit seinem Trainer Andrej Nazarow, Rico Freimuth, Jan Felix Knobel und ich werden am Sonntag von Berlin nach London fliegen. Wir hatten uns schon frühzeitig dazu entschlossen, dem Trubel in London und im Olympischen Dorf etwas aus dem Wege zu gehen und uns in Ruhe in Kienbaum vorzubereiten. Das ist zwar etwas schade für die Zehnkämpfer, aber nach dem Wettkampf haben sie ja noch ein paar Tage, um Olympia zu genießen. Zumal wir dann auch mit der MS Deutschland wieder zurück nach Deutschland fahren.
London sind Ihre ersten Olympischen Spiele. Sind Sie schon aufgeregt oder kommt die Anspannung bei Ihnen erst kurz vor dem Wettkampf?
Rainer Pottel:
Momentan waren es für uns noch Olympische Spiele vor dem Fernseher - somit ist es wie immer. Dementsprechend bin ich noch nicht nervös oder aufgeregt, was für mich aber auch normal ist. Ich zähle mehr zu den ruhigen Vertretern der Trainergilde. Ob die Aufregung noch kommt, muss man sehen. Wichtig ist aber eher, dass die Athleten für den Start am Mittwoch eine gewisse Wettkampfanspannung aufbauen, die dann in Leistung umgesetzt wird.
Was steht in London für die Athleten noch vor dem Wettkampf auf dem Programm?
Rainer Pottel:
Dadurch, dass wir am Sonntag anreisen, haben wir ja nur noch zwei Tage bis zum Zehnkampf. Da hat dann jeder Athlet sein eigenes kleines Vorbereitungsprogramm, das schon zu vielen Zehnkämpfen zum Einsatz kam. Diese gewohnten Bahnen sollte man dann auch nicht verlassen, da sie erfolgreich angewandt wurden und den Athleten Sicherheit geben. Rico zum Beispiel hat noch ein kleines Krafttraining, ein paar Sprünge und einen abschließenden 50-Meter-Sprint auf dem Plan.
Sightseeing wird vor dem Wettkampf nicht Bestandteil des Tagesablaufs sein. Wie verbringen Sie bei den kurzen Trainingseinheiten die letzten Tage und Stunden vor dem Wettkampf?
Rainer Pottel:
Zur Wettkampfvorbereitung zählen ja nicht nur die letzten Trainingseinheiten. Wir werden uns vor allem die Wege im Olympischen Dorf, in dem zum Glück nicht nur die Athleten, sondern auch alle Mehrkampf-Trainer und -Betreuer untergebracht sind, und im Stadion selbst ansehen. So sind wir am Wettkampftag vor Überraschungen gefeit. Hier ist es auch von Vorteil, dass die Siebenkämpferinnen gleich zu Beginn schon an der Reihe waren. Wenn wir am Sonntag in London ankommen, wird uns Wolfgang Kühne (Bundestrainer der Siebenkämpferinnen und Heimtrainer von Rico Freimuth, Anm. der Redaktion) empfangen und kann uns alle Wege zeigen.
Wie verlief denn die direkte Vorbereitung zu den Spielen in Kienbaum? Sind alle Zehnkämpfer gesund und fit?
Rainer Pottel:
Ja. Und es wäre auch nicht gut, wenn es so kurz vor einem wichtigen Wettkampf nicht so wäre. Auch deshalb bereiten wir uns ja im Team in Ruhe auf die Spiele vor. Hier in Kienbaum sind nicht nur Athleten und Trainer, auch unsere Physios und Ärzte sind vor Ort. So konnte Jan Felix, der schon die ganze Saison leichte Probleme mit seinem Fuß hatte, gezielt und ohne Ablenkung behandelt werden. Das Ergebnis dieser intensiven Betreuung ist dann sofort in den verbesserten technischen Abläufen zu sehen. Aber auch die beiden anderen Zehnkämpfer machen einen guten Eindruck und sind fit: Pascal ist gesund aus dem EM-Zehnkampf gegangen und nimmt den Erfolg des EM-Titels mit. Zusammen mit seinem Trainer Andrej Nazarov hat er in Kienbaum das Training fortgeführt, das ihm zum Europameister gemacht hat. Rico hat nach der Qualifikation in Götzis erst einmal zwei Wochen Pause gemacht - er benötigt diese lange Regenerationsphase nach einem Zehnkampf - und sich über einen längeren Zeitraum gezielt auf London vorbereitet. Da ist Kienbaum die letzte Etappe.
Also führen viele Wege nach London?
Rainer Pottel:
So kann man es sagen, aber so sollte es auch sein. Schließlich hat jeder Athlet unterschiedliche physische und psychische Veranlagungen. Den Weg, den Pascal mit Götzis, EM und jetzt London gegangen ist und geht, wäre nicht der richtige Pfad für Rico gewesen. Er hat den aus meiner Sicht für ihn idealen Weg mit der Qualifikation in Götzis und dann der sofortigen Vorbereitung auf London nehmen können. Jan Felix dagegen hat nach einem problematischen Anfang in Götzis in Ratingen gezeigt, dass mit ihm auch in London zu rechnen ist.
Was errechnen oder besser erhoffen Sie sich von den Zehnkämpfern in London?
Rainer Pottel:
Ich erhoffe mir, und die Trainingsergebnisse lassen den Schluss zu, dass Pascal, Rico und Jan Felix im Bereich ihrer Bestleistung landen und das Ziel ist es auch, eine neue Bestleistung zu erzielen. Wenn dieses Ziel erreicht wird, dann kommen die Platzierungen ,von alleine'. Schaut man in die Weltbestenliste, in der unsere Athleten die Plätze zwei, acht und dreizehn belegen, können zwei Platzierungen unter den ersten Acht möglich sein. Und das Ziel von Pascal ist es, eine Medaille zu erringen. Die Chance dazu ist da, aber auch andere Athleten machen sich neben Weltrekordler Ashton Eaton Hoffnung auf eine Medaille, zum Beispiel Weltmeister Trey Hardee, Götzis-Sieger Hans van Alphen und der Zweite aus Götzis, Eelco Sintnicolaas. Besonders auf letzteren bin ich gespannt. Ihm traue ich für London eine Steigerung zu. Insgesamt erwarte ich einen hochklassigen Zehnkampf mit Ashton Eaton an der Spitze, in dem sich aber auch unsere Zehnkämpfer behaupten werden.
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