Ralf Bartels – Begehrt. Geschafft. Im Aufbau!
„Was soll ich schon sagen? Es war einfach super“, entgegnet Kugelstoßer Ralf Bartels auf die Frage, wie er seine bisherige Saison zusammenfassen würde. Es lief vieles nach Maß, so manches sogar darüber hinaus, denn mit dem dritten Platz bei der Europameisterschaft in München hatte niemand gerechnet. „Die Medaille spricht für sich, das hätte ich nie erwartet.“
Ralf Bartels steigerte in München seinen Kurswert (Foto: Chai)
Das Erreichen des Endkampfs war das ausgegebene EM-Ziel, mit 20,58 Metern holte er schließlich Sensations-Bronze und war der erste Medaillengewinner in der deutschen Mannschaft. Nach seinem Husarenstück im prasselnden Regen stürzte so manches auf ihn ein. „Plötzlich wollten alle was von mir“, berichtet er über die Begehrlichkeiten, die er vor allem in München erfuhr, „vorher hatte mich kaum jemand beachtet.“Einfach Chance genutzt
Der Neubrandenburger steht hoch im Kurs. In der vergangenen Woche eilte er von Wettkampf zu Wettkampf. Von Linz ging es nach San Sebastian, wo er mit 20,33 Metern keine Geringeren als den EM-Zweiten Joachim Olsen (Dänemark), Hallen-Europameister Manuel Martinez (Spanien) und Europameister Yuri Belonog (Ukraine) auf die Plätze verwies. „Das war für mich aber keine EM-Revanche“, sagt Ralf Bartels zu diesem bemerkenswerten Erfolg auf südeuropäischem Boden, „ich habe nur meine Chance genutzt.“ Nach einem Pressetermin in Bad Köstritz ließ der 24-jährige die Woche in Sondershausen und Stendal ausklingen, wo er jeweils die nationale Konkurrenz im Griff hatte.
„Ich bin ziemlich geschafft“, stellt Ralf Bartels nach den anstrengenden Tagen fest, „jetzt muss ich erstmal wieder ein bisschen trainieren.“ Denn die Saison hat noch etwas für ihn parat. „Nach den Deutschen Meisterschaften und der Europameisterschaft in München ist der Weltcup in Madrid der dritte Saisonhöhepunkt“, blickt er auf den 20. und 21. September voraus. „Ich werde mein Möglichstes tun, aber ich habe keine Erfahrung, wie die Leistung so spät noch einmal gehalten werden kann.“ Vor dem Saisonfinale wird der 20-Meter-Jäger auch noch bei der Militär-Weltmeisterschaft in Rom und beim Werfer-Meeting in Bad Köstritz zu sehen sein.
Langer Aufbau für Olympia
Nach diesen Starts ist erst einmal Ruhe angesagt. Trotzdem denkt Ralf Bartels schon in die Zukunft. „Ich plane einen langen Aufbau mit Blickrichtung 2004 und 2008“, erzählt er und warnt vor überhöhten Erwartungen: „Ich sehe mich nicht schon für das nächste Jahr als WM-Medaillenkandidat.“ Schließlich stehen ihm dann nicht nur die Europäer, sondern vor allem auch die US-Amerikaner, die in diesem Jahr das Geschehen im Kugelstoßen diktierten, gegenüber.
Das Brot wird somit in Paris um einiges härter und der Endkampf sollte wieder die Parole sein. Trotzdem weiß Ralf Bartels: „Ich kann nur durch Leistung auf mich aufmerksam machen.“ In diesem Sommer ist es ihm bereits gelungen und er weiß jetzt, wie es sich anfühlt, plötzlich im Mittelpunkt zu stehen. Wiederholung bestimmt nicht ausgeschlossen!