Ralf Bartels durchbricht in Leipzig 20-Meter-Mauer
Rüdiger Nickel hatte es zur Pressekonferenz vor Beginn der Wettkämpfe prognostiziert: „Die Deutschen Meisterschaften werden einen Ruck bringen.“ Und der deutete sich mit einigen Saisonbestleistungen am ersten Tag bereits an.
Für Ralf Bartels fiel endlich die 20-Meter-Marke (Foto: Chai)
Den Anfang der deutschen Jahresbestleistungen machte Thomas Moede vom Team Erfurt im Dreisprung, der schon im ersten Versuch auf 16,43 Meter flog und im fünften Durchgang 16,44 Meter nachlegte. Lange Zeit konnte ihm keiner Paroli bieten, bevor sich sein Vereinskollege Andreas Pohle mit 16,32 Meter noch einmal näherte. Dabei blieb es dann aber. Überraschend auf dem dritten Platz landete mit 16,02 Meter der Mainzer Tobias Pöss.Grippekranker Tim Lobinger siegt
Spannung versprach schon im Vorfeld der Stabhochsprung der Männer. Und er entpuppte sich auch als Highlight. Gleich fünf Athleten bewarben sich um den Deutschen Hallenmeistertitel. Im Endergebnis gab es auf Rang eins fast erwartungsgemäß keine Überraschung, denn der deutsche Jahresbeste Tim Lobinger bestätigte seine gute Form. Trotz Grippe sprang er allen Konkurrenten davon. „Mir ging’s wegen meiner Erkältung wirklich nicht so gut“, sagte der Kölner nach seinem Triumph, bei dem er beachtliche 5,80 Meter meisterte. Besonders gefreut haben wird sich über den Erfolg Lobingers Sohn Lex Tyger. „Er feiert heute seinen vierten Geburtstag und ich habe ihm versprochen, alles zu geben.“
Wohl nur wenige hatten mit den Resultaten auf den weiteren Plätzen gerechnet. Nicht der Saison-Aufsteiger Björn Otto und auch nicht Vize-Europameister Lars Börgeling konnten nach ganz oben springen. Für Otto war bei 5,60 Meter Endstation, die ihm nur den undankbaren vierten Rang einbrachten. Das Unternehmen Birmingham musste heute Lars Börgeling ad acta legen, der sich an Nummer fünf einreihte (5,50 m). Stattdessen meldete sich Michael Stolle mehr als eindrucksvoll zurück. Gleich im ersten Versuch konnte der Leverkusener die 5,75 Meter bezwingen und sich Silber abholen. Vorjahresmeister Richard Spiegelburg übersprang 5,70 Meter und landete damit auf dem dritten Platz.
Nadine Hentschke läuft zu Gold
Auf den Sprintstrecken standen heute zwei Entscheidungen auf dem Programm. Alle Blicke auf sich zog dabei das Finale über 60 Meter Hürden mit Falk Balzer, der nach seiner Dopingsperre erstmals wieder starten durfte. Dabei kam es zur ersten Disqualifikation nach der neuen Fehlstartregel bei den Titelkämpfen. Erst wollte Balzer selbst zu schnell aus den Blöcken, dann erwischte es den heißen Medaillenkandidaten Thomas Blaschek (TuS Jena), der die Bahn verlassen musste. Das brachte den Favoriten Mike Fenner nicht aus dem Konzept, der sich in 7,69 Sekunden souverän gegen Jerome Crews (7,77 sec) und Claude Edorh (7,84 sec) durchsetzte. Für Falk Balzer (7,91 sec) blieb nur Rang fünf.
Im Frauenrennen hat es endlich einmal geklappt für Nadine Hentschke. Nachdem sie sich in den vergangenen zwei Jahren jeweils mit der Silbermedaille begnügen musste, rettete die Läuferin von der MTG Mannheim über die 60 Meter Hürden einen hauchdünnen Vorsprung gegenüber Juliane Sprenger (LG Kindelsberg-Kreuztal) ins Ziel. Nur eine Hundertstel trennte die beiden am Schluss (8,12 zu 8,13 Sekunden). Schon als Medaillenkandidatin im Vorfeld gehandelt, konnte Ex-Mehrkämpferin Annika Meyer (8,21 sec) auf den dritten Rang laufen.
Irina Mikitenko bestimmt die 3.000 Meter
Bei ihrem Comeback bestimmte Irina Mikitenko über 3.000 Meter gleich wieder eindrucksvoll das nationale Niveau. Zusammen mit den weiteren Medaillenkandidatinnen Melanie Schulz und Sabrina Mockenhaupt bildete die Frankfurterin schon früh eine Dreiergruppe, die etwa 600 Meter vor dem Ziel auseinander riss. In der Folge setzte sich Mikitenko deutlich von der deutschen Jahresbesten Mockenhaupt ab und holte sich den Meistertitel in 8:52,78 Minuten. Die Siegerländerin (8:54,13 min) folgte mit etwa zehn Metern Abstand wie 2002 als Zweite vor Hürdenspezialistin Melanie Schulz (9:02,50 min) vom LC Creaton Erfurt.
Bei den Männern wurde über diese Distanz der Wattenscheider Jan Fitschen seiner Favoritenrolle gerecht. Auf die WM-Norm von 7:48 Minuten musste er in 7:55,76 Minuten zwar verzichten, seine Freude über den Titel wurde dadurch aber keineswegs geschmälert. Jetzt rechnet Fitschen auch damit, dass ihn der DLV trotzdem nach Birmingham schickt.
Ralf Bartels schafft endlich die 20 Meter
Da war er, der lang ersehnte Stoß auf 20 Meter für Ralf Bartels. Schon im zweiten Versuch schockte der Neubrandenburger die Konkurrenz mit 20,06 Meter. Damit konnte er sich an der Spitze fast sicher fühlen, aber eben nur fast. Sein härtester Widersacher Peter Sack, als Lokalmatador mit extra starker Unterstützung aus dem Publikum gepuscht, ließ die Kugel im letzten Versuch noch einmal weit fliegen. In der Nähe der 20 Meter schlug sie auf, doch 19,96 Meter reichten nicht ganz zur Führung. Damit wollte sich Ralf Bartels aber nicht zufrieden geben und erhöhte zum krönenden Abschluss seine Tagesleistung um einen weiteren Zentimeter. Die Gebrüder Sack schafften gemeinsam den Sprung aufs Treppchen – der ältere der beiden, René (19,22 m), wurde Dritter.
Eine wahre Punktlandung legte im Weitsprung Bianca Kappler hin. Gleich zweimal erschienen auf der Anzeigetafel 6,61 Meter. Beim Aufstehen heute morgen fühlte sie sich schon gut in Form und setzte das optimal um. Erst gestern hatte die Studentin eine Examensarbeit hinter sich gebracht, heute standen die Verbesserung der deutschen Saisonbestweite um fünf Zentimeter und der Deutsche Hallenmeistertitel sozusagen als kleines „Intermezzo“ an. In dem knappen Kampf um Silber und Bronze setzte sich Katja Keller vom LAC Erdgas Chemnitz mit 6,52 Meter gegen Sofia Schulte (6,49 m) durch.
1,94 Meter führten heute Elena Herzenberg zum Sieg im Hochsprung. Jetzt heißt die nächste Station für die Springerin vom ABC Ludwigshafen Hallen-Weltmeisterschaft in Birmingham. Jede Höhe von 1,75 bis zu 1,94 Meter schaffte die 23-Jährige auf Anhieb und revanchierte sich bei der heute Drittplatzierten Kathryn Holinski für ihre Niederlage im vergangenen Jahr. Mit 1,92 Meter hielt Daniela Rath die Dortmunderin in Schach und sprang zu Silber.
Duell zu Gunsten von Melanie Seeger entschieden
„Traumhaft, die Zeit über eine Strecke, die ich eigentlich gar nicht kann“, freute sich Melanie Seeger über ihren Erfolg über die 3.000 Meter Gehen. Die nationale Rekordhalterin über 20 Kilometer hatte noch eine Rechnung mit ihrer Vereinskollegin Sabine Zimmer offen, die ihr vor zwei Jahren den Titel wegschnappte. Die hat sie heute beglichen und ihre Konkurrentin mit 11:59,96 Minuten besiegt.
Bei den 5.000 Meter Gehen der Männer führte kein Weg an Titelverteidiger Andreas Erm vorbei. Der Potsdamer beendete das Finale mit einer Minute Vorsprung vor Denis Trautmann in 18:45,81 Minuten. Der Deutsche Vizemeister über 10.000 Meter im Freien, Jan Albrecht (19:52,74 min), wurde Dritter.