Ralf Bartels - "Irgendwie an die 22 Meter heran"
Im 17. Jahr seines Bestehens beschenkt sich das Leichtathletik-Meeting in Cottbus mit dem Start der deutschen Nummer eins im Kugelstoßen, Ralf Bartels. Der 28-Jährige vom SC Neubrandenburg will sich bei seinem Premierenauftritt am Pfingstfreitag (2. Juni) dem Cottbuser Publikum mit einer Top-Leistung vorstellen und sich so vorzeitig seine Fahrkarte für die EM Anfang August in Göteborg (Schweden) sichern.
Ralf Bartels bereitet sich auf die Freiluftsaison vor (Foto: Gantenberg)
Der WM-Dritte von Helsinki bereitet sich derzeit im Trainingscamp (8. bis 19. Mai) in Kienbaum bei Berlin auf die Saison vor. Jörg Schmidt sprach mit ihm.Herr Bartels, wie läuft das Training im Sport-Bundesleistungszentrum in Kienbaum, fühlen Sie sich fit?
Ralf Bartels:
Momentan bin ich etwas erkältet. Habe mir einen Schnupfen und Husten eingefangen, aber das hindert mich nicht daran, mein straffes Trainingsprogramm fortzusetzen.
Wie sieht das aus?
Ralf Bartels:
Nun, ich trainiere mit meinem Coach Gerald Bergmann zwei Einheiten pro Tag. Das sind so fünf bis sechs Stunden, verteilt auf Vor- und Nachmittag. Zum Programm gehören Kraft, Technik und Schnelligkeit. Also alles ganz normal. Ich bin aber nicht allein in Kienbaum. Mit mir sind auch meine Neubrandenburger Vereinskollegen Denise Hinrichs und Marko Hübenbecker, die mit mir gemeinsam schwitzen.
Verraten Sie Ihre Trainingsweiten?
Ralf Bartels:
Nein, das müssen Sie verstehen, dass ich das für mich behalte!
Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
Ralf Bartels:
Da erhole ich mich vom Training. Ich gehe in die Sauna, in den Whirlpool, zur Physiotherapie. Da kann ich die Seele baumeln lassen für den nächsten Tag. Regeneration ist sehr wichtig!
Wie ist Ihr aktuelles Körpergewicht?
Ralf Bartels:
Das ist streng geheim. Nein, Spaß beiseite. Momentan bringe ich so um die 131 Kilogramm auf die Waage.
Ihr letzter Wettkampf war Anfang März bei der Hallen-WM in Moskau. Wann haben Sie Ihren nächsten sportlichen Vergleich?
Ralf Bartels:
Das ist bei den 32. Erdgas Werfertagen in Halle/Saale mit internationaler Beteiligung am 20. und 21. Mai. Danach kommt am 26. Mai noch das Meeting in Dessau und dann geht's ja auch schon nach Cottbus. Ich freue mich sehr.
Sie sind bekannt dafür, dass Sie Ihre Ziele stets höher als zu niedrig ansetzen. Ihre persönliche Bestleistung liegt bei 21,36 Meter (in der Halle 21,43 Meter). Was nehmen Sie sich für das 17. Leichtathletik-Meeting in Cottbus am Pfingstfreitag vor?
Ralf Bartels:
Also, nach den momentanen Trainingsergebnissen und Belastungsgrenzen hier in Kienbaum, blicke ich optimistisch in die Zukunft. Wenn alles gut läuft, ist es durchaus möglich, dass ich irgendwie an die 22-Meter-Marke heran stoße. Alles andere wäre utopisch. Doch das werden die bevorstehenden Wettkämpfe zeigen. Nach meinen Erfahrungen bin ich jedoch immer mit Startproblemen in die neue Saison eingestiegen. Das ist aber normal bei mir. Man trainiert tagtäglich, Woche für Woche und hat immer unzählige Versuche. Damit ist dann beim Wettkampf abrupt Schluss und du musst dann mit sechs Versuchen klar kommen. Spätestens dann muss alles auf den Punkt stimmen. Um diese Wettkampfsicherheit zu bekommen, müssen bereits im Training 95 Prozent aller Stöße gültig sein und stimmen. Mein Motto ist immer "Trainingsweltmeister gibt es viele, aber eine Topform für den Wettkampf erhältst du eben nur durch kontinuierliche Trainingsleistungen".
Wen haben Sie gegenwärtig als stärksten Gegner aus der Heimat auf der Rechnung?
Ralf Bartels:
Da gibt es eine ganze Reihe guter Leute. Mit Peter Sack (LAZ Leipzig) und Detlef Bock (VfL Wolfsburg) zum Beispiel muss man immer rechnen. Auch Andy Dittmar (LG Ohra-Hörselgras) gehört dazu.
Und international?
Ralf Bartels:
Das wird jetzt aber lang. Ganz klar die US-Amerikaner Reese Hoffa, Christian Cantwell, Weltmeister Adam Nelson, John Godina. Nicht zu vergessen der Südafrikaner Janus Roberts, der Spanier Manuel Martinez und der Vize-Weltmeister Rutger Smith aus den Niederlanden. Die stoßen alle an die 21-Meter-Marke und weiter. Lange Zeit nichts gehört habe ich vom Australier Justin Anlezark.
Apropos. Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, was Sie nach dem Ende Ihrer Sportkarriere machen wollen?
Ralf Bartels:
Nein, überhaupt nicht. Solange ich diesen Spaß am Sport verspüre, solange mache ich weiter. Derzeit bin ich ja Soldat bei der Bundeswehr (Sportfördergruppe). Mein Traum wäre es schon, wenn ich Berufssoldat werden könnte.
Was wünschen Sie sich für dieses Jahr?
Ralf Bartels:
Natürlich Gesundheit und keine Verletzungen. Ja, und ich möchte natürlich im Sommer zur EM nach Göteborg (Schweden) fahren. Dazu ist aber wichtig, dass ich die EM-Norm von 20,30 Meter schaffe. Schön wäre ja, wenn ich beim Meeting in Cottbus bereits alles klar machen könnte.