Ralf Bartels – "Alles auf eine Karte gesetzt"
Kugelstoßer Ralf Bartels sorgte am ersten Wettkampftag der Weltmeisterschaften in Helsinki (Finnland) mit Platz drei für das herausragende Ergebnis aus deutscher Sicht. Was der Neubrandenburger nach seinem Wettkampf in der Mixed Zone zu den deutschen Journalisten zu sagen hatte, lesen Sie im Interview.
Ralf Bartels war besonders mit seinem letzten Versuch zufrieden (Foto: Kiefner)
Fing das diesmal wie so ein früherer Bartels-Wettkampf an? Hadernd, nicht zufrieden, wegen der Technik überlegend…?Ralf Bartels:
Also überlegt habe ich eigentlich nicht viel. Ich habe eigentlich einfach nur versucht, den ersten Versuch gut zu machen. Der zweite ging dann ja leider etwas in die Hose, aber ich habe mich dann ja von Versuch zu Versuch gesteigert. Ich habe Gott sei Dank doch noch in den Wettkampf reingefunden und mit den letzten drei Versuchen kann man, denke ich, zufrieden sein. Und besonders natürlich mit dem Letzten.
War heute Ralf Bartels-Wetter?
Ralf Bartels:
Ein bisschen schon. Also es fing ja an zu regnen. Aber es hat nicht so stark geregnet und war deshalb nicht so beeinflussend wie bei er EM in München damals. Das haben die Leistungen eigentlich auch gezeigt.
Hatten Sie immer noch die Hoffnung, dass es noch reicht?
Ralf Bartels:
Ja natürlich. Nach dem vierten Versuch mit zwölf Zentimetern zur Medaille hat man natürlich schon Hoffnung. Man hofft dann, dass die anderen sich nicht steigern. Ich bin jetzt natürlich umso glücklicher, dass es im letzten Versuch gepasst hat. Ich habe alles auf eine Karte gesetzt. Das kann natürlich auch schief gehen, ist es heute aber nicht. Ich bin froh, dass ich den dritten Platz gemacht habe und dementsprechend bin ich einfach nur noch glücklich.
Woran hat es gelegen, dass Sie nicht so gut in den Wettkampf gekommen sind?
Ralf Bartels:
Das weiß ich eigentlich nicht, sonst hätte ich es ja anders gemacht. Aber ich denke, es liegt daran, dass es bei so einer Weltmeisterschaft ja schon um einiges geht. Das ist der Lohn für die Arbeit des ganzen Jahres und dessen ist man sich natürlich auch bewusst und ich bin doch etwas nervös gewesen. Und das zu kontrollieren, das ist eine schwere Sache. Da scheitern auch wirklich gestandene Athleten daran. Ich hoffe, man sieht mir nach, dass ich noch nicht so viel Erfahrung in solch großen Wettkämpfen habe und dass mir kleinere Fehler doch noch passieren. Ich habe mich aber ganz gut gefangen. Wenn man den Dreh raus hat, diese Nervosität einigermaßen zu lenken, kann das sogar leistungsfördernd sein. Ich habe bei einigen Wettkämpfen diese Nervosität schon lenken können, heute ist es mir aber sehr schwer gefallen. Aber im letzten Versuch hat es dann ja doch noch geklappt.
Hat sich Ihr mentales Training da ausgezahlt?
Ralf Bartels:
Das ist so ein Thema, bei dem man sagen kann: Erfolg ist schwer messbar in diesem Bereich. Vom Gefühl her würde ich sagen: ja. Ich habe versucht, den Wettkampf zu verfolgen, um zu sehen, wo stehe ich und mich trotzdem auf meine Sache zu konzentrieren. Die ersten Versuche der Gegner sind natürlich schon gut abgegangen. Sich dann noch auf seinen Wettkampf zu konzentrieren, ist schon eine harte Sache.
Ist Ihnen bei Christian Cantwells letztem Stoß das Herz in die Hose gerutscht?
Ralf Bartels:
Auf jeden Fall! Ich denke, das kann man auch verstehen, wenn man auf Platz drei liegt und es kommen noch drei Leute nach einem, die einen überholen können. Wenn man mich an ein EKG angeschlossen hätte, hätte das wohl den Ausschlag nicht mehr aufzeichnen können.
Sie machen ein Konzentrationsprogramm. Wie sieht das aus?
Ralf Bartels:
Das findet an der Fachhochschule Neubrandenburg statt. Dort werden Konzentrationsübungen gemacht, dabei wird ein EKG erstellt und der Hautwert gemessen, damit man danach die Konzentrationsphasen genauer definieren und dies für den Erfolg, den man haben möchte, nutzen. Wir machen dies, um den besten Weg zur Konzentration zu finden. Damit man sich dann voll mit seiner Sache beschäftigen kann. Ich hoffe, dass diese Zusammenarbeit noch weiter ausgebaut wird.
Hat Ihnen der Gedanke an den Wettkampf vor zehn Tagen hier in Helsinki beim Grand-Prix-Meeting etwas gebracht?
Ralf Bartels:
Das hat eigentlich relativ wenig gebracht. Der Vorteil war, dass man die Anlage hier kennt und weiß, was auf einen zukommt. Wir haben damals ja auch schon im Athletendorf gewohnt. Ich kannte so schon die Begebenheiten, den Aufwärmplatz und den Tunnel von dort. Der ist ziemlich lang und wenn man ihn nicht kennt, auch schwierig. Ich fand es nicht so schlimm, aber es ist natürlich schon ein kleiner Vorteil, wenn man die Anlage vorher schon mal kennengelernt hat. An den letzten Stoß von vor zehn Tagen habe ich nicht gedacht, ich habe mich nur auf die zwölf Zentimeter Abstand konzentriert.