Ralf Bartels tritt von der großen Bühne ab
Ein Großer der deutschen Leichtathletikszene nahm Abschied. Kugelstoßer Ralf Bartels (SC Neubrandenburg) absolvierte am Sonntag seinen letzten großen Wettkampf in einem Stadion. Beim ISTAF in Berlin wurde er mit 19,08 Metern Fünfter, David Storl siegte mit 20,91 Metern. Doch für Ralf Bartels war die Weite diesmal fast Nebensache.

Anfang des Jahres hatte er seine Abschiedstournee angekündigt. Konsequent zog er sie durch, konsequent war er in seiner ganzen sportlichen Karriere als Kugelstoßer. Und diese Karriere dauerte sehr lange.
Highlights: Medaillen im eigenen Land
Mit 18 Jahren wurde Ralf Bartels 1996 Junioren-Weltmeister, mit 20 Jahren 1997 Junioren-Europameister. Viele deutsche Meistertitel heimste er danach ein, und als Krönung insgesamt acht internationale Medaillen bei den Erwachsenen.
„Alle haben ihre besondere Geschichte. Aber sicher sind es die schönsten Medaillen, die man im eigenen Land vor eigenem Publikum erkämpft hat. Deshalb sind mir eben diese Bronzene von Berlin und EM-Bronze von München 2002 in besonders guter Erinnerung.“
David Storl tritt früh die Nachfolge an
Lange Zeit war Ralf Bartels die Nummer eins der Kugelstoßer in Deutschland, und entsprechend schwer fiel es ihm anfangs auch, diesen Rang an David Storl abgeben zu müssen. „Ich hätte mir gewünscht, dass es länger zu einem Zweikampf gekommen wäre, und viele haben ja darauf gewartet. Aber so kam der Übergang recht schnell und deutlich, und ich habe ich mich abgefunden. Man muss auch akzeptieren, wenn solch ein Jahrhunderttalent wie David an einem vorbeizieht“.
Das Verhältnis zwischen beiden, zwischen denen immerhin zwölf Lebensjahre liegen, war aber von Beginn an sehr freundschaftlich. Das entsprach auch dem Charakter von Ralf Bartels, der meistens als freundlicher Zeitgenosse auftrat, ob im Kreis der Kugelstoßer, im Umgang mit dem Publikum oder auch mit den Journalisten.
Arbeit am A-Trainerschein
Nun will er bald ein neues Lebenskapitel aufschlagen, will Trainer werden. „Ich habe über viele Jahre aus nächster Nähe an meinem Trainer Gerald Bergmann gesehen, was einen guten Trainer ausmacht, und ich denke, dass diese Tätigkeit auch mir liegt.“ Ein wenig schnupperte er schon hinein, vertrat seinen Trainer manchmal und trainierte jüngere Athleten.
Den B-Trainerschein hat er schon, den A-Schein wird er Ende September in Empfang nehmen und inzwischen hat er auch ein Studium als Diplomtrainer an der Trainerakademie in Köln aufgenommen.
Mehr Zeit für die Familie
Aber nicht nur um den Sport drehten sich in den letzten Jahren die Gedanken des nunmehr 35-jährigen Ralf Bartels. Die Familie spielte eine große Rolle. 2006 heiratete er Frau Maja, im Februar 2012 kam Tochter Friederike Marie zur Welt. „Damit ist das Leben für uns viel interessanter geworden. Und wir haben viel Freude an ihr, sie entwickelt sich prächtig“, sagt der stolze Familienvater.
Vom aktiven Sporttreiben wird er nicht lassen, auch wenn er nicht mehr in den Sportarenen auftritt. „Ich habe zuletzt immer noch einmal pro Tag trainiert, werde das auch eine Weile fortsetzen. Auch mit dem Rad will ich mich viel bewegen“. Sicherlich wird er dann im nächsten Jahr auch mal wieder die Umrundung des heimischen Tollensesees über 40 Kilometer in Angriff nehmen.
Zwei letzte Wettkämpfe im Programm
Aber zunächst geht es an den Strand. Nicht zum Ausruhen, sondern zu einem außergewöhnlichen Wettkampf. Am 8. September wird er in Binz am weltweit ersten Strandkugelstoßen teilnehmen. Und für seinen Arbeitgeber, die Bundeswehr, wird der Bootsmann der Marine bei der Militär-EM in Warendorf starten.
Das Kapitel Hochleistungssport aber ist für Ralf Bartels abgeschlossen. Man wird ihn in den Stadien und Hallen als Sportler vermissen – aber sicher schon bald in neuer Funktion wiedersehen.