Raphael Holzdeppe - „5,85 Meter möglich“
Der EM-Countdown hat für Raphael Holzdeppe begonnen. Der Stabhochspringer vom LAZ Zweibrücken muss Donnerstagvormittag (29. Juli) im Olympiastadion von Barcelona (Spanien) die Qualifikation überstehen, um am Samstag im Finale in den Kampf um die EM-Medaillen eingreifen zu können. Im Interview spricht der 20-Jährige nicht nur über seine Chancen in Barcelona, sondern auch über sein Formtief zu Saisonbeginn. Außerdem vergleicht der Olympia-Achte die Stärken und Schwächen der unterschiedlichen Springertypen.
Raphael Holzdeppe, am Donnerstag steht die Stabhochsprung-Qualifikation bei der EM in Barcelona an. Wie steht’s um Ihre Form?Raphael Holzdeppe:
Die ist gut. Zwar war die letzte Technikeinheit vergangene Woche nicht so berauschend, doch insgesamt bin ich für Barcelona top vorbereitet.
Sie sind erst spät in der Saison in Schwung gekommen. Woran lag’s?
Raphael Holzdeppe:
Bei den ersten Wettkämpfen habe ich mich zu sehr unter Druck gesetzt. Ich wollte die EM-Norm schnell abhaken und war zu verkrampft. Dadurch hat sich ein Fehler beim Absprung eingeschlichen. Ich habe zu sehr gestemmt und bin nicht weit genug nach vorn abgesprungen. Obwohl ich die nötige Höhe hatte, bin ich dann immer wieder von oben auf die Latte gefallen.
Wie stellt man einen solchen Fehler wieder ab?
Raphael Holzdeppe:
Nach dem Springen am 12. Juni in Bydgoszcz haben mein Trainer Andrei Tivontchik und ich uns hingesetzt und beschlossen, die Saison vom Kopf her neu zu beginnen. Bydgoszcz war mein schlechtester Wettkampf seit Jahren. Ich habe mich gewundert, dass ich überhaupt 5,30 Meter geschafft habe. Da der Druck weg war und nicht mehr so stark gestemmt habe, konnte ich meine Trainingsleistungen danach endlich in die entsprechenden Höhen umsetzen.
In Rottach-Egern sind Sie Anfang Juli zum zweiten Mal in Ihrer Karriere 5,80 Meter gesprungen. Welche Höhe trauen Sie sich in Barcelona zu?
Raphael Holzdeppe:
5,80 oder sogar 5,85 Meter sind an einem guten Tag drin. Beim Sprung in Rottach-Egern war noch ein bisschen Luft, außerdem hätte ich sogar noch einen härteren Stab nehmen können.
Und bis 2012?
Raphael Holzdeppe:
5,85 Meter auf jeden Fall. Die absolute Höhe ist für mich aber zweitranging. Ich möchte mich zunächst bei 5,80 Metern stabilisieren. Man darf nicht vergessen, dass ich erst bei sechs Wettkämpfen 5,70 Meter oder höher gesprungen bin. Darum sollte ich jetzt nicht gleich an 5,90 oder 5,95 Meter denken.
Wird man mit 5,80 Metern in Barcelona eine Medaille gewinnen?
Raphael Holzdeppe:
Wenn man sich die letzten Jahre anschaut, dann ist das auf jeden Fall realistisch. Speziell wenn man die 5,80 Meter im ersten Versuch nimmt, ist man gut dabei. Das ist auch für mich möglich.
Frankreichs Sechs-Meter-Mann Renaud Lavillenie führt mit 5,94 Metern die Europa-Bestenliste an, dahinter rangieren neben Ihnen noch drei weitere Springer mit 5,80 Metern auf Platz zwei. Wer sind für Sie die Gold-Kandidaten?
Raphael Holzdeppe:
Renaud Lavillenie ist so gut drauf, ihn kann man in einem normalen Wettkampf nicht schlagen. Vor ein paar Wochen ist er auch nur sehr knapp an 6,02 Metern gescheitert. Dahinter lauern einige Springer wie Malte Mohr oder der junge Pole Lukas Michalski auf ihre Chance. In einem großen Finale kann viel passieren, Steigerungen sind normal.
Sie werden bei der EM mit 20 Jahren wieder der jüngste Springer sein. Was können Sie von älteren Athleten wie beispielsweise dem französischen Vize-Weltmeister Romain Mesnil, der unlängst wieder 5,80 Meter gesprungen ist, noch lernen?
Raphael Holzdeppe:
Springer wie Romain Mesnil schaffen es jedes Jahr, zur richtigen Zeit topfit zu sein. In diesem Jahr ist das auch für uns leichter, da die Deutschen Meisterschaften nur zwei Wochen vor der EM lagen. Dadurch lässt sich der Formaufbau deutlich einfacher gestalten.
Messungen haben ergeben, dass Sie vor dem Absprung rund 35 Stundenkilometer schnell laufen. Wie ist dieser Wert einzuschätzen?
Raphael Holzdeppe:
Der ist im Vergleich sehr hoch. Diese Geschwindigkeit erreicht sonst nur Renaud Lavillenie. Wir müssen aber auch schnell sein, denn mit knapp 1,80 Metern zählen wir beide zu den kleinsten Weltklassespringern. 1,90-Meter-Leute wie Malte Mohr oder Olympiasieger Steven Hooker sind knapp zwei Stundenkilometer langsamer. Sie haben aber den Vorteil, höher greifen zu können und so auch härtere Stäbe springen.
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