Benjamin Limo will hoch hinaus
Der Mann setzt sich hohe Ziele. Benjamin Limo, der amtierende Weltmeister über 5.000 Meter, hat die Saison 2006 bereits Schritt für Schritt geplant. "Zuerst kommen die Commonwealth Games und die Cross-WM", erklärte er in einem Interview mit dem "Eastern Standard", "dann möchte ich den 10.000-Meter-Weltrekord attackieren, doch vorher werde ich meine Form bei den Grand Prix-Meetings testen."
Benjamin Limo nimmt sich viel vor (Foto: Kiefner)
In Melbourne, Schauplatz der Commonwealth Games vom 15. bis 26. März, gibt es ein Wiedersehen mit dem Australier Craig Mottram, dem WM-Dritten von Helsinki. Dort war Benjamin Limo auf den letzten Metern an allen Konkurrenten vorbei geflogen. Mit 13:32,55 Minuten, der langsamsten Siegerzeit in der WM-Historie, gewann er Gold vor dem Äthiopier Sileshi Sihine und eben Craig Mottram, der ihm sogleich Revanche ankündigte. "Craig sagte mir nach dem Rennen, dass er mich in Melbourne schlagen wolle", erinnerte sich der Kenianer vom Stamm der Keijo mit leisem Lächeln, "daraufhin habe ich ihm geantwortet, dass ich ihn vor seinen Fans erneut besiegen werde."Vier Jahre zuvor, 2002 bei den Commonwealth Games in Manchester, war Benjamin Limo bereits auf Gold-Kurs, als ihn Sammy Kipketer, sein Landsmann und Stammesbruder, im Finish entzauberte. "Den Fehler", betonte er, "werde ich nicht einmal machen." Dass ihm damals lediglich die Silbermedaille blieb, ärgert ihn noch immer.
Fukuoka reizt
Die Cross-Weltmeisterschaften in Fukuoka am ersten April-Wochenende reizen ihn genauso. Benjamin Limo ist ohnehin wie geschaffen fürs Gelände. Ähnlich wie Paul Tergat, der fünfmalige Weltmeister, ist auch er ein groß gewachsener Bursche mit Beinen, die nicht enden wollen. Einmal in Fahrt gekommen, gleicht Benjamin Limo einem Perpetuum Mobile, das nicht mehr zu stoppen ist. 1999 bei der Cross-WM in Belfast gewann er bereits einmal Gold und im Sommer desselben Jahres bei der Freiluft-WM in Sevilla auch Silber über 5.000 Meter hinter dem Marokkaner Salah Hissou.
Benjamin Limo hat seine schönsten Erfolge über 5.000 Meter errungen. Gleichwohl mag er nicht glauben, dass der Weltrekord (12:37,35 min in Hengelo 2005) für ihn in Reichweite ist. "Es ist nicht einfach, jede Runde unter 60 Sekunden zu laufen", gab der 31-Jährige ehrlich zu, "die Aussichten, diesen Rekord zu brechen, sind nicht besonders gut." Darum will er sich auf die doppelt so lange Distanz konzentrieren. Dort ist der Weltrekord (26:17,53 min in Brüssel 2005) ebenfalls im Besitz von Kenenisa Bekele.
Erst Rekord, dann Olympia
Peking 2008 ist für ihn auch ein Thema. Noch nie hat er an Olympischen Spielen teilgenommen. "Vorher soll der Rekord fallen!" Benjamin Limo erzählte, dass er sich bereits einen Zeitplan ausgetüftelt habe. Mit guten Tempomachern, fügte er hinzu, könne es klappen.
Momentan bereitet sich Benjamin Limo daheim in Kenia auf die Commonwealth Games vor. Mit Gold im Reisegepäck wolle er dann auch in Fukuoka laufen. Auf der Kurzstrecke über 4.000 Meter, die in Japan zu seinem Bedauern letztmals angeboten wird, sieht er für sich ausgezeichnete Chancen. "Aber vorher werde ich noch bei einigen Meetings hier daheim starten", verkündete Benjamin Limo, "denn es ist unseren Fans gegenüber unfair, wenn wir nur im Ausland laufen. Wir müssen auch die eigenen Veranstaltungen unterstützen." Er will mit gutem Beispiel vorangehen.