Raphael Holzdeppe: „Habe noch mehr drauf!“
Fünf Jahre ist es her, da sorgte Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken) als 18-Jähriger mit U20-Weltrekord von 5,80 Metern und U20-WM-Gold für Furore. Jetzt ist er der erste deutsche Stabhochsprung-Weltmeister der Aktiven. Was er nach seinem Gold-Coup von Moskau (Russland) zu dem historischen Erfolg sagte und wie er den letzten Versuch seines großen Kontrahenten Renaud Lavillenie (Frankreich) erlebte, hat leichtathletik.de für Sie aufgeschrieben.
Raphael Holzdeppe, als Stabhochspringer haben Sie sich eine der stärksten deutschen Disziplinen ausgesucht. Was Sie geschafft haben, hat aber noch keiner vor Ihnen vollbracht. Herzlichen Glückwunsch zum ersten deutschen WM-Gold im Stabhochsprung!Raphael Holzdeppe:
Vielen Dank! Es gibt wirklich nicht mehr viel, was man als erster Stabhochspringer erreichen kann. Es gab den ersten Sechs-Meter-Sprung von Tim Lobinger, es gab alles andere an Medaillen. Also bedeutet mir das sehr viel, dass ich als Erster etwas schaffen konnte, das mir keiner mehr nehmen kann.
Ihr Jubel erinnerte ein wenig an den von Diskus-Olympiasieger Robert Harting, der sich nach Erfolgen regelmäßig das Trikot vom Leib reißt…
Raphael Holzdeppe:
Ach, das Trikot hat mich in dem Moment ein bisschen genervt, das musste weg. Aber ich bin nicht so stark wie Robert Harting. Ich glaube, es hätte ein bisschen doof ausgesehen, wenn ich versucht hätte, es zu zerreißen und ich wäre auf halbem Weg hängengeblieben. Deswegen war es sicher die bessere Alternative, das Trikot über den Kopf zu ziehen.
Wir haben Sie den letzten Versuch von Olympiasieger Renaud Lavillenie über 5,96 Meter erlebt?
Raphael Holzdeppe
Ich habe ziemlich unter Spannung gestanden. Ich wusste, wenn er drüber springt, bin ich Zweiter, wenn nicht, habe ich Gold gewonnen. Dementsprechend konnte ich nicht sitzenbleiben, ich musste immer in Bewegung bleiben. Aber ich wollte mir den Sprung schon unbedingt ansehen. Und als er gerissen hat, da wollte ich einfach nur noch losrennen.
Wie schön ist das Gefühl, bei einer internationalen Meisterschaft endlich vor ihm zu landen?
Raphael Holzdeppe:
Natürlich ist da eine gewisse Genugtuung. Denn er war bei den letzten Großereignissen, bei den meisten internationalen Meetings vor uns. Aber wir wussten eigentlich, dass alles da ist, um ihn zu besiegen – es klappte nur nie, oder viel zu selten. Das jetzt bei einer großen Meisterschaft geschafft zu haben, ist umso geiler.
Sie haben während des Wettbewerbs einen so coolen Eindruck gemacht. Sie haben erst die Einstiegshöhe ausgelassen, dann auch noch 5,75 Meter. Alle Höhen haben Sie souverän im ersten Versuch gemeistert. Wie cool sah es innen drin aus?
Raphael Holzdeppe:
Vor dem ersten Versuch war ich wirklich nervös! Denn das Einspringen verlief katastrophal. Aber ich war einfach nur ein bisschen zu nah dran. Mein Trainer Chauncey Johnson hat gesagt, dass ich im Anlauf ein bisschen zurückgehen muss. Das hat gepasst. Und als der erste Sprung so locker war, habe ich gemerkt, ich bin im Wettkampf drin und alles funktioniert. Da ist mir ein Stein vom Herzen gefallen und ich konnte mich bei den nächsten Sprüngen einfach auf mich zu konzentrieren. Ab da lief’s einfach.
Mal ganz ehrlich: Welches Ziel hatten Sie sich vor der WM gesteckt? Hatten Sie da schon mit Gold geliebäugelt?
Raphael Holzdeppe:
Ich wollte mindestens Bronze gewinnen. Die letzten Trainingseinheiten in der Vorbereitung waren die besten, die ich je hatte. Ich wusste, ich bin in einer super Form und kann es mir hier eigentlich nur selbst vermasseln, ohne Medaille nach Hause zu fahren. Ich habe Renaud als klaren Favoriten gesehen, aber ich wusste, dass er nicht unschlagbar ist. Ich habe es in diesem Jahr in Rom bei der Diamond League ja schon mal geschafft.
Zu welchem Zeitpunkt waren Sie sich sicher, dass Sie mit Edelmetall nach Hause fahren?
Raphael Holzdeppe:
Nach 5,82 Metern hatte ich schon kurz gedacht, dass das die Medaille sein könnte. Dann sind aber doch noch vier andere drüber gesprungen. Danach war ich sofort wieder im Tunnel und habe mir gesagt: Spring zur Sicherheit 5,89 Meter im Ersten, das langt auf jeden Fall.
War das aus Ihrer Sicht der perfekte Wettkampf, oder hätte etwas noch besser laufen können?
Raphael Holzdeppe:
Ich habe noch mehr drauf! Eigentlich war der Plan gewesen, auch 5,96 Meter im ersten Versuch zu springen, um Renaud komplett aus der Bahn zu bringen. Ich könnte auch sechs Meter springen. Das wäre das i-Tüpfelchen gewesen. Aber es war eine Meisterschaft, und ich habe sie gewonnen. Da bin ich nicht traurig drüber, dass ich nicht höher gesprungen bin.
Schon nach der Qualifikation kam die Frage nach Ihrer Haarfarbe auf. Jetzt können wir sie noch einmal stellen: Ist das Bronze oder Gold?
Raphael Holzdeppe
Na, jetzt sind die Haare natürlich Gold!
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