Raphael Holzdeppe holt Stabhochsprung-Gold
Was für eine abgebrühte Vorstellung von Raphael Holzdeppe: Mit einer blitzsauberen Serie bis einschließlich 5,89 Meter ist der 23 Jahre alte Stabhochspringer vom LAZ Zweibrücken bei den Weltmeisterschaften in Moskau (Russland) zu Gold geflogen. Erst dahinter kam der große Favorit Renaud Lavillenie (Frankreich; 5,89 m) ein. Björn Otto (ASV Köln; 5,82 m) feierte mit Bronze die nächste internationale Medaille. Malte Mohr (TV Wattenscheid 01; 5,82 m) wurde Fünfter.
Es war das dritte Mal in der Geschichte der Weltmeisterschaften und das erste Mal seit 2007, dass wieder drei deutsche Stabhochspringer im Finale standen. 2007 schaffte es ein DLV-Athlet aufs Podest: Danny Ecker holte mit 5,85 Metern Bronze – bis dato die einzige WM-Medaille für die starken deutschen Stabartisten. Jetzt ist das erste Stabhochsprung-Gold für Deutschland hinzugekommen.Raphael Holzdeppe präsentierte sich ganz cool. Wie Lavillenie und der US-Amerikaner Brad Walker ließ er die Einstiegshöhe aus, flog mit viel Luft über 5,65 Meter und legte den Stab dann gleich wieder beiseite. Das nächste Mal nahm er wieder bei 5,82 Metern Anlauf, dann griff er bei 5,89 Metern zum Stab – und flog jeweils auf Anhieb drüber.
Favorit verunsichert
Diese blitzsaubere Vorstellung seines Kontrahenten ging an Olympiasieger Renaud Lavillenie nicht spurlos vorüber. Er hatte exakt dieselbe Marschroute gewählt wie Holzdeppe, brauchte aber für jede Höhe mindestens zwei Versuche. Als auch er wie der Zweibrücker bei 5,96 Metern dreimal riss, war der Jubel im deutschen Lager groß.
Auch wenn alle drei deutschen Stabhochspringer als Einzelkämpfer angereist waren: Die Goldmedaille krönte eine starke Teamleistung. Björn Otto musste nur bei 5,75 Metern zweimal Anlauf nehmen. Damit hielt er den US-Amerikaner Brad Walker in Schach, der ebenfalls im ersten Versuch 5,82 Meter überquerte, sich zuvor aber einen Fehlversuch mehr geleistet hatte. Malte Mohr war der fünfte 5,82-Meter-Springer im Feld, schaffte die Höhe aber erst im dritten Versuch.
STIMMEN ZUM WETTKAMPF:
Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken)
Das Einspringen verlief noch katastrophal. Aber ich habe mich trotzdem gut gefühlt, wusste, es stimmt alles, ich muss das Ding nur so machen, wie ich es gewohnt bin. Bei Renauds drittem Versuch über 5,96 Meter konnte ich nicht sitzenbleiben. Da war ich so auf Spannung. Ich wusste: Wenn er drüber springt, bin ich Zweiter, wenn nicht, habe ich Gold. Er ist in diesem Jahr oft 5,95 Meter und höher gesprungen, daher war eigentlich damit zu rechnen, dass er doch irgendwie drüber kommt. Als er dann gerissen hat, wollte ich einfach nur noch losrennen. Das i-Tüpfelchen wären die sechs Meter gewesen. Aber es war eine Meisterschaft, und ich habe gewonnen, insofern hätte es nicht besser laufen können.
Björn Otto (ASV Köln)
Es war ein bisschen mehr drin heute, ich habe mit Sicherheit nicht das gezeigt, was ich zeigen kann. Es gab da unten mehrere Probleme, die den Ablauf betrafen. Die andere Anlage wäre sicher für alle stressfreier gewesen. Warum man die nicht gewählt hat, weiß ich nicht. Aber Raphael hat ja gezeigt, dass es geht. Insofern muss ich zufrieden sein. Aber gut, es ist, wie es ist. Der Plan war eine Medaille, und der ist ausgegangen. Dementsprechend müssen wir das heute auch feiern.
Malte Mohr (TV Wattenscheid 01):
Im Prinzip waren das die Erwartungen. Ich wusste, dass ich durch Verletzungen nicht die Sichheit hatte im Vorfeld. Es lief trotzdem ganz gut und ich habe mir ein bisschen mehr erhofft. Die 89 hätte ich noch springen können. Ich hatte noch ein paar Stäbe, die ich hätte wechseln können. Wenn ich im Vorfeld mehr Wettkämpfe gehabt hätte, wäre es mit Sicherheit anders ausgegangen. Wenn man so nah an einer Medaille ist, ist ein fünfter Platz enttäuschend. Ich gönne den anderen den Erfolg. Gerade nach dem Wettkampf ist es aber schwer, sich mitzufreuen. Ich muss gucken, dass ich gesund durch die Saison komme, dann bin ich auch in der Lage, bei Meisterschaften besser abzuschneiden.
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