Raphael Holzdeppe - „Ins Finale springen“
Raphael Holzdeppe ist die Überraschung des Leichtathletik-Sommers 2008. Der Stabhochspringer vom LAZ Zweibrücken qualifizierte sich mit 18 Jahren in der stärksten deutschen Disziplin für die Olympischen Spiele in China. Im Interview erzählt der Schüler, wie er sich auf das wichtigste Sportereignis der Welt vorbereitet, welche Ziele er sich für Peking setzt und wie es sich anfühlt, als Teenager gegen Weltklasseathleten anzutreten.
Raphael Holzdeppe, Sie scheinen eine große Sehnsucht nach Peking zu haben? Hat es Ihnen dort vor zwei Jahren bei der Junioren-WM, als Sie Fünfter wurden, so gut gefallen, dass Sie schon wieder dort starten wollen?Raphael Holzdeppe:
Naja, es gab schon ein paar beeindruckende Bereiche in Peking, die mir sehr gefallen haben. Dass ich jedoch noch einmal die Chance bekommen würde, wieder so schnell nach Peking zu reisen, hätte ich nie gedacht.
Bevor es ins Olympische Dorf ging, bereiteten sich die deutschen Athleten in Japan auf die Spiele vor? Wie steht es um Ihre Form?
Raphael Holzdeppe:
Die ist ganz gut. Ich hatte zwar in der letzten Technikeinheit einen kleinen Unfall, wobei ich nach der Lattenüberquerung mit dem Oberschenkel auf den Stab geflogen bin und mir einen kleinen Bluterguss zugezogen habe. Das ist aber nach der Meinung der Ärzte nach zwei oder drei Tagen wieder in Ordnung. Ansonsten stimmt die Form, ich schaue positiv in Richtung Qualifikation.
Sie sind in diesem Jahr mit 5,80 Metern U20-Weltrekord gesprungen? Wie sehen Ihre Ziele für Peking aus?
Raphael Holzdeppe:
Mein Hauptziel ist das Erreichen des Finals. Wenn ich das schaffen sollte, ist alles weitere Zugabe. Vor allem möchte ich aber die Atmosphäre und die Stimmung der Olympischen Spielen genießen.
2008 haben bereits drei Springer die „magische“ 6-Meter-Marke gemeistert. Wie hoch muss man am Freitag (22. August) springen, um eine Medaille zu gewinnen?
Raphael Holzdeppe:
Das ist schwierig zu sagen, da ein Olympischer Wettkampf ein ganz anderer als ein gewöhnliches Meeting ist. Außerdem kommen noch Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit hinzu. Trotzdem wird eine Medaille nicht unter 5,85 Meter weggehen.
Welche Chancen haben die deutschen Athleten. Neben Ihnen starten Danny Ecker (Leverkusen) und Tim Lobinger (München)…?
Raphael Holzdeppe:
Endkampfchancen haben wir alle. Wie es dann im Finale aussieht, kann ich nicht sagen, zumal Tim Lobinger und Danny Ecker ja leicht angeschlagen waren.
Bis vor wenigen Monaten kannten Sie die arrivierten Athleten quasi nur aus Fernsehübertragungen. Bringt man Ihnen denn schon Respekt entgegen oder sind Sie immer noch der „Kleine“?
Raphael Holzdeppe:
Nein, ich merke, dass man mir Respekt entgegenbringt. Ich bin wirklich gut und freundlich von den arrivierten Springern aufgenommen worden. Es macht Spaß, ihr Konkurrent zu sein.
Die Olympischen Spiele sind Ihr erster großer Wettkampf bei den Erwachsenen. Was erwarten Sie persönlich von den Spielen?
Raphael Holzdeppe:
Unvergessliche Erlebnisse, da ja Athleten aus ganz verschiedenen Sportarten im Olympischen Dorf aufeinandertreffen. Neben dem Wettkampf möchte ich aber auch meinen Spaß haben.
Eine Menge Stars werden sich in Peking tummeln. Welche anderen Sportarten interessieren Sie?
Raphael Holzdeppe:
Ich habe mir vorgenommen, ein Basketballspiel des US-Dream-Teams zu besuchen. Ob ich an Karten komme, ist natürlich eine andere Sache. Ansonsten werde ich mir natürlich die restlichen Leichtathletik-Disziplinen anschauen.
Basketball gefällt Ihnen, mit Fußball scheinen Sie wenig am Hut zu haben. Ihre Schusstechnik im „Sportstudio“ Anfang August war an der Torwand ja nicht gerade aus dem Lehrbuch.
Raphael Holzdeppe:
Ehrlich gesagt, Fußball war noch nie so mein Ding. Ich hatte mich auch extra weit von Moderator Wolf-Dieter Poschmann weggestellt, um als Letzter dranzukommen. Dann musste ich aber doch als Erster schießen. Künstlerpech. Aber ich war ja nicht der Einzige, der keinen Treffer gelandet hat. Das hat der ganzen Situation zum Glück ein bisschen das Peinliche genommen.
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