| Interview

Raphael Holzdeppe: "Sechs Meter, das ist das Ziel"

Der Stabhochspringer Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken) gehört zu den deutschen Leichtathleten, die in dieser Hallensaison bislang besonders überzeugten. Der Vize-Weltmeister überquerte bereits 5,84 Meter – und gewann alle seine drei Wettkämpfe. Im Interview spricht der 26-Jährige über die magische Sechs-Meter-Marke, den Lerneffekt aus Tiefpunkten und über seine Erfolgsformel für das an Höhepunkten reiche Leichtathletik-Jahr 2016.
Thorsten Eisenhöfer

Raphael Holzdeppe, die ersten drei Wettkämpfe der Hallensaison sind vorbei. Sie haben jedes Mal mindestens 5,70 Meter übersprungen. Ein gelungener Saisoneinstieg, oder?

Raphael Holzdeppe:

Ja, auf jeden Fall. Ich bin im zweiten Wettkampf in Rouen mit 5,84 Metern gleich eine persönliche Hallen-Bestleistung gesprungen. Am Sonntag in Zweibrücken wäre ich gerne ein bisschen höher als 5,71 Meter hinausgekommen. Da ärgert man sich immer ein bisschen, wenn man nicht an die Leistung aus dem vorherigen Wettkampf herankommt. Aber ich habe am Mittwoch in Düsseldorf und am Samstag in Karlsruhe ja schon die nächsten Chancen.

Im vergangenen Winter dagegen lief es nicht so gut. Da hatten Sie nach einem von Verletzungen geprägten Jahr 2014 und der Rückkehr zu Ihrem Trainer Andrei Tivontchik so Ihre Probleme. Hat Sie diese Schwächephase stärker gemacht?

Raphael Holzdeppe:

Man lernt auch andere Facette kennen, muss sich auch wieder hocharbeiten. Man weiß, was einem gut tut und was einem nicht so gut tut. Man lernt auf jeden Fall daraus.

Haben Sie Bedenken, dass es mal anders herum als vergangenes Jahr laufen könnte? Dass auf einen guten Winter ein weniger guter Sommer folgen könnte?

Raphael Holzdeppe:

Nein, ich hatte auch schon Jahre, in denen die Hallensaison sehr gut war und die Freiluftsaison dann auch sehr gut war. 2012 zum Beispiel bin ich in der Halle gut gesprungen und dann Dritter bei den Olympischen Spielen geworden. Ich denke, ich weiß, wie ich das alles steuern muss, dass es im Sommer erfolgreich weiter geht.

Wie hoch muss es diesen Winter gehen, damit Sie zufrieden sind?

Raphael Holzdeppe:

Sechs Meter. Das ist das Ziel. Ich will den deutschen Rekord.

Die sechs Meter zu springen, versuchen Sie ja schon seit ein paar Jahren. Seitdem werden Sie immer wieder darauf angesprochen. Nerven die Fragen eigentlich?

Raphael Holzdeppe:

Nein, ich sage ja selber, dass ich die sechs Meter springen will. Dieses Jahr denke ich, dass ich sehr gute Chancen habe, es zu schaffen – am liebsten gleich in der Hallensaison. Das wäre die beste Ausgangslage für den Sommer.

Vor dem Sommer kommt als Höhepunkt der Hallensaison die Hallen-WM in Portland (USA; 17. bis 20. März). Wären Sie dort mit etwas anderem als dem Sieg zufrieden?

Raphael Holzdeppe:

Es ist alles möglich. Wenn ich zu einer Hallen-WM fahre und gut drauf bin, dann möchte ich auch versuchen, zu gewinnen. Wenn ich dann noch in der Form bin wie momentan, sollte ich in der Lage sein, alle zu schlagen.

In Portland wird es mit Renaud Lavillenie (Frankreich) und Shawnacy Barber mutmaßlich zwei Hauptkonkurrenten geben. Der Kanadier hat in diesem Winter schon sechs Meter vorgelegt …

Raphael Holzdeppe:

Er hat einen guten Saisoneinstieg erwischt. Er ist ein starker Konkurrent. Aber starke Konkurrenz sorgt auch dafür, dass man immer an die Grenzen gehen muss. Und dann kommen am Ende sehr gute Wettkämpfe mit sehr guten Ergebnissen dabei raus.

Ist es für Sie und Ihr Selbstbewusstsein wichtig, diese Konkurrenten regelmäßig zu schlagen, was Ihnen vor knapp einer Woche in Rouen gelungen ist? Oder reicht es Ihnen, bei den wichtigen Wettkämpfen der Beste zu sein?

Raphael Holzdeppe:

Ich möchte versuchen, die ganze Saison über gute Leistungen zu bringen. Ich will nicht nur bei den Höhepunkten, sondern auch bei den Meetings möglichst weit vorne stehen. Wenn es so weiter geht wie bisher, kann ich mich nicht beschweren.

Shawn Barber ist schon Mitte Januar, also sehr früh in der Hallensaison, sechs Meter gesprungen. Pusht Sie so eine Leistung?

Raphael Holzdeppe:

Ja klar. Es ist ein Ansporn, dass man nicht locker lassen darf. Auch wenn man selber gut springt. Man muss versuchen, weiterzukommen. So eine Leistung motiviert auf jeden Fall.

Jetzt ist 2016 ja ein Olympiajahr. Gehen Sie das anders an als ein „normales“ Jahr?

Raphael Holzdeppe:

Natürlich ist Olympia immer im Hinterkopf, weil es das Ziel ist, auf das man hinarbeitet. Aber das heißt nicht, dass die anderen Wettkämpfe irgendwie vernachlässigt werden. Dafür ist das Jahr mit so vielen anderen Wettkämpfen vollgepackt.

Das Ziel sind also drei Medaillen bei den drei Großereignissen?

Raphael Holzdeppe:

Wenn es am Ende so wäre, wäre ich super glücklich.

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