Raphael Holzdeppe siegt mit 5,60 Metern
Im 35.000-Einwohner-Städtchen Zweibrücken wächst ernstzunehmende Konkurrenz für die deutschen Stabhochsprung-Asse heran. Raphael Holzdeppe, gerade 18 Jahre alt, schickt sich an, den arrivierten Athleten um den Leverkusener Danny Ecker, den Münchner Tim Lobinger und Co. noch stärker als bisher auf die Pelle zu rücken. Der jüngste Coup des Zweibrückeners: der Sieg am Sonntag beim internationalen Meeting im französischen Forbach mit 5,60 Metern.
Dort scheiterte er nur knapp an der deutschen Jahresbestleistung von 5,71 Metern. Bereits im Winter hatte Raphael Holzdeppe die Junioren-Weltbestleistung in der Halle auf 5,68 Meter gesteigert.Dass es dem Schüler nicht am nötigen Selbstbewusstsein mangelt, beweist schon allein die Sprungfolge in Forbach. Seine Einstiegshöhe von 5,40 Metern meisterte der Deutsche Jugend-Hallenmeister im ersten Anlauf, genauso wie seine neue Freiluftbestleistung von 5,60 Metern. Obwohl er schon nach dem Sprung als Sieger feststand, ließ er die Latte nicht auf die neue Deutsche Jugendrekordhöhe von 5,63 Metern (bisher Lars Börgerling mit 5,62 m) legen, sondern versuchte sich gleich an 5,71 Metern.
„Das hat leider noch nicht ganz geklappt. Zwei Sprünge waren richtig gut. Da war ich schon drüber, habe dann aber die Latte mit dem Ellenbogen leicht berührt, sodass sie gefallen ist“, sagte der Sportler, der von Andrei Tivontchik, Olympia-Dritter 1996 in Atlanta (USA), betreut wird. Es wäre schon ein besonderer Coup gewesen, schließlich hätte sich Raphael Holzdeppe mit 5,71 Metern in der deutschen Bestenliste vor Danny Ecker, Tim Lobinger und Richard Spiegelburg (TSV Bayer 04 Leverkusen) eingereiht, die bisher 5,70 Meter gemeistert haben.
Saisonhöhepunkt: U20-WM
Allzu traurig war der Pfälzer trotzdem nicht. „In diesem Jahr werde ich 5,70 Meter springen, da bin ich mir sicher.“ Zwar wäre das exakt die Norm für die Olympischen Spiele, doch ein Start in Peking (China) steht nicht auf dem Saisonfahrplan des Teenagers. Sein wichtigster Wettkampf in diesem Jahr wird nicht ganz so weit im Osten ausgetragen. Für Raphael Holzdeppe zählt vor allem die Junioren-Weltmeisterschaft Anfang Juli im polnischen Bydgoszcz.
Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) plant die Anreise nach Polen für den 4. Juli. Einen Tag später kämpfen die besten deutschen Stabartisten bei den Deutschen Meisterschaften in Nürnberg um die drei Olympia-Tickets. Aber mindestens doppelt so viele Springer machen sich Ambitionen auf einen Start in China.
Angst vor großen Namen hat Raphael Holzdeppe jedenfalls nicht. In Forbach deklassierte er den französischen Überflieger Romain Mesnil deutlich. Der 5,95-Meter-Springer und Vizeweltmeister musste sich mit 5,30 Metern und Rang fünf begnügen. Auch das zweite Ass der Franzosen, Jerome Clavier, musste sich als Zweiter mit 5,30 Metern geschlagen geben. Nach den Springern aus dem Nachbarland könnte auch bald die deutsche Konkurrenz erfahren, wie es ist, von einem Teenager aus Zweibrücken geschlagen zu werden.