Raphael Holzdeppe traut sich die sechs Meter zu
In diesem Jahr hat sich Raphael Holzdeppe in die absolute Weltklasse katapultiert. Anschließend sorgte der Stabhochspringer in Zweibrücken für Aufregung als er bekanntgab, zukünftig in München zu trainieren. Nun richtet sich sein Fokus allerdings auf die kommende Saison. Schließlich würde er bei Hallen-EM und der WM gerne sein Medaillenkonto bei internationalen Großereignissen weiter auffüllen. Und sich langsam an die sechs Meter heranpirschen.
Einen Friseur hat Raphael Holzdeppe in München auch schon gefunden. Das ist insofern von Bedeutung, weil sich der 23-Jährige in den vergangenen Jahren nicht nur durch großartige Erfolge, zuletzt Platz drei bei EM und Olympia, sondern auch durch extravagante Frisuren von anderen Sportlern abgehoben hat. Demnächst darf der Münchener Friseur dann eine der Ideen von Raphael Holzdeppe umsetzen: „Mal sehen, was ich mir überlege.“Der Friseur ist nur ein Teil seines persönlichen „München-Puzzles“, doch es zeigt, dass Raphael Holzdeppe angekommen ist in Deutschlands drittgrößter Stadt. Er fühlt sich wohl, hat eine schöne Wohnung im Stadtteil Maxvorstadt gefunden („Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort“) und die Versuchungen der Millionen-Metropole reizen ihn in etwa so viel wie einen Bayern-Fan ein 1860-Trikot im Sonderangebot: „Ich bin ja nicht so der Partywütige“, sagt Raphael Holzdeppe.
Volle Konzentration
Die volle Konzentration gilt eben dem Stabhochsprung, der kommenden Saison, den kommenden Herausforderungen: Hallen-EM in Göteborg (Schweden), Freiluft-WM in Moskau (Russland), Etablierung auf dem Niveau von 5,80, 5,90 Metern, langsam die 6,00 Meter beschnuppern. „Die Höhe traue ich mir durchaus zu - wenn ich über einen längeren Zeitraum verletzungsfrei bleibe“, sagt Raphael Holzdeppe.
Die Saison 2013 sieht er nach der an Höhenpunkten reichen Saison 2012 dann auch weniger als Zwischenjahr. „Hallen-EM und WM sind doch Ziele“, findet Raphael Holzdeppe, der seinen „Lauf“ von zwei Medaillen bei den zwei zurückliegenden Großereignissen (Bronze bei EM und Olympia) in Göteborg und Moskau natürlich gerne fortsetzen würde. „Auch ein Renaud Lavillenie ist zu schlagen“, sagt Raphael Holzdeppe zu dem überragenden Franzosen.
Bis 2024?
Er hat schon einiges erreicht für sein Alter. Und noch mehr vor. „Bis 2020, theoretisch sogar bis 2024 kann ich noch springen“, erzählt Raphael Holzdeppe, der von Olympischen Spielen 2024 in Deutschland träumt, nachdem er die Heim-WM in Berlin verpasst hat - auch wenn er dann bereits fast 35 Jahre alt wäre. „Björn Otto oder Tim Lobinger zeigen aber, dass das durchaus geht“, sagt Raphael Holzdeppe: „Es steht und fällt aber alles mit dem Körper.“
Ein bisschen wegen seines jungen Alters, vor allem aber aufgrund von Verletzungen war Raphael Holzdeppe in den vergangenen Jahren oftmals ein Pendler zwischen den Höhen, der selten Konstanz zeigte. Er hat aber kein Bock mehr aufs Pendel und will in München nun Konstanz erreichen. Sein Wechsel der Trainingsgruppe - zu der nun Malte Mohr, Hallen-Vizeweltmeister 2010, und Fabian Schulze gehören - war weniger eine Entscheidung gegen Zweibrücken und seinen bisherigen Trainer Andrei Tivontchik („Andrei hat die Entscheidung gut aufgenommen“), sondern vielmehr eine Entscheidung für München.
Für München, weil er dort mit Athleten auf seinem Leistungsniveau üben kann, weil er sich dort den ein oder anderen neuen Impuls erhofft und weil er, das sagt er zwar nicht so explizit, es lässt sich aber zwischen den Zeilen raushören, als 23-Jähriger einfach mal sein eigenes Leben leben möchte: „Bislang läuft es super.“
Video:
Raphael Holzdeppe in seiner neuen Heimat