| Mehrkampf-Meeting

Ratingen 2017 Tag 2: 8.663 Punkte - Weltjahresbestleistung für Rico Freimuth

Es war ein Zehnkampf wie aus einem Guss. Rico Freimuth (SV Halle) sammelte beim Mehrkampf-Meeting in Ratingen 8.663 Punkte. Damit steigerte der WM-Dritte die Weltjahresbestleistung von Damian Warner um 72 Punkte. Es war die zweitbeste Zehnkampf-Leistung der Ratingen-Geschichte überhaupt.
Martin Neumann

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110 Meter Hürden

Rico Freimuth im Hürdenwald eine Klasse für sich

Der einzige Zehnkämpfer im Feld mit einer Hürdenbestzeit von unter 14 Sekunden stürmte auch am Sonntagmorgen in Ratingen vorneweg: Rico Freimuth (SV Halle) erwischte einen guten Start und nahm die zehn Hürden sicher. Im Ziel standen 13,87 Sekunden auf der Anzeigetafel und damit die sechstbeste Hürdenzeit seiner Karriere. Dass er damit weiter auf Bestleistungskurs liegt, wollte der WM-Dritte nach der sechsten Disziplin nicht überbewerten. „Mit dem Auftakt heute bin ich mega-zufrieden. Aber über eine Gesamtpunktzahl denke ich noch nicht nach“, sagte der 29-Jährige.

Als Zweiter kam mit Respektsabstand Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied) ins Ziel. Der 26-Jährige lief mit 14,62 Sekunden exakt so schnell wie bei seinem bisher besten Karriere-Zehnkampf 2016 in Rio mit 8.580 Punkten. Nach sechs Disziplinen liegt er in der Gesamtwertung nun mit 5.298 Zählern 98 Punkte hinter seinem Zwischenergebnis aus Rio zurück. Die WM-Norm von 8.100 Punkten sollte Kai Kazmirek allerdings deutlich übertreffen können.

Etwas Boden im Kampf um den Gesamtsieg verlor Kurt Felix. Der Zehnkämpfer von der Antillen-Insel Grenada kam trotz optimalem Start (Reaktionszeit: 0,100 sec) erst nach 14,92 Sekunden ins Ziel und rangiert nun in der Zwischenwertung mit 5.274 Punkten auf Platz drei. Dort liegt Rico Freimuth mit 5.408 Punkten in Führung vor Kai Kazmirek. Rang vier belegt nach 15,49 Sekunden im Hürdensprint Nico Beckers (Aachener TG; 4.991 Punkte).

Diskuswurf

Rico Freimuth mit nächster Bestleistung

Jubelnd riss Rico Freimuth die Arme in die Höhe. Gleich im ersten Versuch schleuderte er die Zwei-Kilo-Scheibe auf 51,56 Meter und damit 1,29 Meter als jemals zuvor. „Es war auch wirklich Zeit, dass er endlich meine Bestleistung übertrifft“, sagte auf der Tribüne Uwe Freimuth mit einem Schmunzeln. Der mit 8.792 Punkten zweitbeste deutsche Zehnkämpfer aller Zeiten hatte 1984 den Diskus exakt zwei Zentimeter kürzer geworfen. Es war nach dem Weitsprung (7,60 m) und dem Hochsprung (2,01 m) bereits die dritte Einzelbestleistung für Rico Freimuth in den bisher sieben Disziplinen.

Der Hallenser zog nach der Bestleistung seinen grauen Trainingsanzug über und verzichtete auf die zwei weiteren Würfe. Schonung für den Stabhochsprung war angesagt. Denn dort wird sich entscheiden, ob der WM-Dritte seine Bestleistung von 8.561 Punkten in Ratingen attackieren kann. Bei seinem Hausrekord 2015 in Peking war der 29-Jährige über 4,80 Meter gesprungen.

Auch Kurt Felix (Grenada) erwischte einen guten Wurf. Auf 50,59 Meter segelte die Scheibe im zweiten Durchgang. Auch Kai Kazmirek hatte seinen besten Versuch im zweiten Durchgang mit 45,19 Metern. Auf den dritten Versuch verzichtete der Olympia-Vierte, der den zweiten Platz in der Gesamtwertung wieder an Kurt Felix abgeben musste, aber immer noch auf Kurs von 8.500 Punkten liegt.

Stabhochsprung

Kai Kazmirek der beste Höhenjäger

Der Stabhochsprung bleibt eine Paradedisziplin von Kai Kazmirek. Im zweiten Versuch schraubte sich der Olympia-Vierte über 5,00 Meter. Damit aber nicht genug: 5,10 und 5,20 Meter nahm der Schützling von Jörg Roos gleich im ersten Anlauf – Bestleistung eingestellt. Damit erhöhte sich das Punktekonto des Rheinland-Pfälzers nach acht Disziplinen auf 7.041 Punkte – vier mehr als zum selben Zeitpunkt seines bisher besten Zehnkampfes 2016 in Rio. Selbst bei 5,30 Metern war Kai Kazmirek nicht chancenlos, verzichtete nach einem Versuch aber auf die verbleibenden zwei.

Eine saubere Serie legte auch Rico Freimuth hin. Aus zwölf Schritten Anlauf katapultierte er sich einschließlich 4,90 Meter (Bestleistung eingestellt) über alle Höhen im ersten Versuch. Damit gelang es dem WM-Dritten in allen drei Sprungdisziplinen, seine Hausrekorde zu verbessern oder zumindest einzustellen. Für den ohnehin sprintstarken und wurfgewaltigen Zehnkämpfer ein Pfund, mit dem er in Zukunft wuchern kann. Erst die 5,00 Meter waren für Rico Freimuth in Ratingen zu hoch.

Nach acht Disziplinen hat Rico Freimuth damit 7.191 Punkte gesammelt und damit 76 mehr als auf seinem Weg zu WM-Bronze 2015 in Peking. „Wenn Rico 5,00 Meter gesprungen wäre, hätte er sogar auf Kurs 8.700 Punkte gelegen“, sagte Michael Schrader. Der verletzte Vize-Weltmeister von 2013 und Trainingskamerad von Rico Freimuth in Halle fieberte die zwei Tage in Ratingen mit seinem Kumpel mit. Zweitbester Stabhochspringer war Felix Hepperle. Der Mann von der LG Neckar-Enz überflog 5,10 Meter. Die achte Disziplin ist die stärkste des Zehnkämpfers.

Punkte ließ hingegen Kurt Felix (Grenada) liegen. Der 28-Jährige musste sich mit 4,50 Metern begnügen. Im Gesamtklassement liegt er damit mit 6.917 Punkten auf einem gesicherten dritten Platz hinter Rico Freimuth (7.191 Punkte) und Kai Kazmirek (7.041 Punkte). Dank neuer Bestleistung von 4,20 Metern mit dem Stab kommt Nico Beckers nun auf 6.312 Punkte.

Speerwurf

Kurt Felix brilliert mit Meeting-Rekord

2016 hatte Arthur Abele (SSV Ulm 1846) den Speer in Ratingen auf 71,89 Meter gejagt. Meeting-Rekord. Kurt Felix packte am Sonntagnachmittag noch einmal fast einen Meter drauf. Erst bei 72,80 Metern landete das 800-Gramm-Gerät im ersten Durchgang. Damit übernahm der Mann aus Grenada mit 7.849 Punkten in der Gesamtwertung auch wieder Platz zwei vor Kai Kazmirek.

Der wiederum legte selbst einen ordentlichen Speerwurf auf 60,52 Meter hin, was am Ende Platz vier bedeutete. Noch besser klappte es bei Rico Freimuth: 62,33 Meter wurden für den WM-Dritten gemessen. Damit führt er das Zehnkampffeld nach neun Disziplinen mit starken 7.964 Punkten an und liegt exakt 102 Zähler über seiner Leistung vom WM-Zehnkampf 2015 in Peking (8.561 Punkte).

Bleibt er bei den abschließenden 1.500 Metern unter 4:47,00 Minuten, wird Rico Freimuth den ersten 8.600-Punkte-Zehnkampf seiner Karriere abliefern und Damian Warner (Kanada; 8.591 Punkte) an der Spitze der Weltjahresbestenliste ablösen. Kommt er nach 4:31,00 Minuten ins Ziel, sammelt er sogar mindestens 8.700 Punkte. Für Kai Kazmirek sind weiter 8.500 Punkte in Reichweite. Platz zwei im Speerwurf ging an Maximilian Gilde (VfL Eintracht Hannover; 64,73 m).

1.500 Meter

Weltjahresbestleistung für Rico Freimuth, Nils Kruse gewinnt Rennen

Rico Freimuth wollte es wissen. Der WM-Dritte übernahm im abschließenden 1.500-Meter-Rennen sofort die Spitze. Nach 600 Meter hatte ihn das Feld zwar wieder eingeholt. Doch der Hallenser kämpfte bis zum Ende und lief nach 4:37,04 Minuten als Vierter ins Ziel. In der Endabrechnung kam er damit auf 8.663 Punkte – Weltjahresbestleistung. Gleichzeitig steigerte der 29-Jährige seinen Hausrekord gleich um 102 Punkte.„Ich wollte die Weltjahresbestleistung angreifen und ein geiles 1.500-Meter-Rennen abliefern. Das ist mir gelungen“, jubelte Rico Freimuth. Rang zwei nach zehn Disziplinen ging an Kurt Felix mit 8.509 Punkten. Den Landesrekord Grenadas seines jüngeren Bruders Lindon Victor verpasste er nur um 30 Punkte. Als Dritter mit 8.478 Punkten löste Kai Kazmirek das WM-Ticket. Dritter London-Starter dürfte Mathias Brugger werden, der in Götzis 8.294 Punkte gesammelt hatte.Schnellster 1.500-Meter-Läufer war in Ratingen Nils Kruse. Der Karlsruhe siegte in 4:27,89 Minuten vor Florian Geffrouais (Frankreich; 4:29,48 min) und Felix Hepperle (4:31,43 min). Auf Rang vier kam der große Sieger der zwei Ratingen-Tage ins Ziel: Rico Freimuth.

 

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