Ratingen Tag 2 - Die Mehrkämpfe von Disziplin zu Disziplin

Es treten am Wochenende (27./28. Juni) beim Mehrkampf-Meeting in Ratingen mehr starke DLV-Athleten an, als es Startplätze für die Weltmeisterschaften in Peking (China; 22. bis 30. August) gibt. Wer holt sich im Siebenkampf die drei WM-Tickets? Und welche drei Zehnkämpfer qualifizieren sich für den Saison-Höhepunkt? Die finale Entscheidung fällt am Sonntag. Den Ausgang der Mehrkämpfe können Sie von Disziplin zu Disziplin mitverfolgen.

SIEBENKAMPF

Claudia Rath mit starker Serie

Sie hat im Weitsprung diese Saison schon die WM-Norm (6,70 m) überboten. An Tag zwei startete Claudia Rath (LG Eintracht Frankfurt) mit einer starken Serie in den Wettkampf: 6,57 Meter, 6,53 Meter und 6,54 Meter ihre konstant guten Leistungen. „Ich bin froh, dass es mit den Beinen von gestern so gut geklappt hat“, sagte die WM-Vierte. Obwohl sie ihr WM-Ticket sicher glaubt, will sie noch einen guten Siebenkampf abliefern. „Ich werde kämpfen und versuchen, noch weit vorne zu landen.“ Im Moment liegt die WM-Vierte auf Position drei.

Die Führung hat Jennifer Oeser mit einem Sprung auf 6,26 Meter übernommen, ähnlich weit ist die Leverkusenerin auch in Ulm gesprungen. Damit nimmt sie ihrer größten Konkurrentin um den Startplatz für Peking ein paar Punkte ab. Lilli Schwarzkopf (LG Hannover) flog auf 6,08 Meter.

Einen Zentimeter weiter als Carolin Schäfer (TV Friedrichstein Alt Wildungen), die auf Facebook Entwarnung gab. Nach ihrer Erkältung in Götzis sei sie noch nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte, um einen weiteren Siebenkampf wegzustecken. „Deswegen habe ich mich innerhalb des Wettkampfes mit meinem Trainer dazu entschlossen, auf die 200 und 800 Meter zu verzichten.“ Alle zwölf Siebenkämpferinnen sind also auch am zweiten Tag am Start.

Cindy Roleder konnte auch im Weitsprung mit den erfahrenen Mehrkämpferinnen mitziehen. Mit neuer Bestleistung von 6,18 Metern, allerdings mit zu viel Rückenwind, verbuchte die EM-Dritte im Hürdensprint die drittbeste Weite.

Zwischenstand:

1. Jennifer Oeser 4.658 Punkte
2. Anouk Vetter 4.656 Punkte
3. Claudia Rath 4.644 Punkte
4. Cindy Roleder 4.572 Punkte
5. Lilli Schwarzkopf 4.458 Punkte

<link video:12375>Video

Anouk Vetter und Lilli Schwarzkopf über 50 Meter

Mit der ausgefeiltesten Wurftechnik im Feld ist der Speer von Anouk Vetter im zweiten Versuch auf herausragende 52,75 Meter geflogen. „Ich bin zufrieden“, sagte die Niederländerin, die beim Wettkampf in Ratingen viel Spaß hat und im abschließenden 800-Meter-Lauf nochmal alles geben will. Sie liegt mit 5.569 Punkten deutlich in Führung.

Auch Lilli Schwarzkopf konnte die 50-Meter-Marke überbieten. Mit 50,02 Metern machte die Olympia-Zweite im Kampf um das WM-Ticket einige Punkte auf Jennifer Oeser gut, die sich im letzten Versuch aber noch auf 45,03 Meter steigerte. Damit hat die EM-Dritte von Barcelona (Spanien) ein Polster für die letzte Disziplin: Jennifer Oeser liegt mit 5.422 Punkten auf Position zwei insgesamt 103 Zähler vor Lilli Schwarzkopf. Das bedeutet einen Vorsprung von mehr als sieben Sekundenn. Den Saisonbestleistungen nach ist Lilli Schwarzkopf über 800 Meter jedoch etwas stärker einzuschätzen als Jennifer Oeser.

Nicht mehr antreten zum Lauf wird dann Carolin Schäfer, für die im Speerwurf 46,39 Meter gemessen wurden. Trainingspartnerin Claudia Rath, die eine sehr starke 800-Meter-Läuferin ist, kratzte an den 40 Metern (39,87 m). Cindy Roleder konnte die nächste Bestleistung mitnehmen (36,33 m).

Zwischenstand:

1. Anouk Vetter 5.569 Punkte
2. Jennifer Oeser 5.422 Punkte
3. Lilli Schwarzkopf 5.319 Punkte
4. Claudia Rath 5.309 Punkte

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Jennifer Oeser rennt zur WM-Norm - Claudia Rath stark

Das spannende Duell um den dritten WM-Startplatz im abschließenden 800-Meter-Lauf blieb aus. Lilli Schwarzkopf sagte ihren Start ab. Sie war bereits geschwächt angetreten und wollte kein gesundheitliches Risiko eingehen. „Der Rückstand von über 100 Punkten hat mir die Entscheidung leichter gemacht, das hätte ich in meinem Zustand nicht erkämpfen können“, erklärte sie vor dem Publikum. Sie hat es bis hierher versucht.

Für Jennifer Oeser ging es also nur noch darum, die WM-Norm (6.150 Pkt) klarzumachen. Mit Platz fünf im Rennen und Saisonbestzeit von 2:15,63 Minuten sammelte sie insgesamt 6.306 Punkte. „Die Erleichterung ist groß und ich freue mich riesig“, sagte sie, nach erfüllter WM-Mission glückliche und erschöpft. Die Qualifikation für Peking war vor der Saison nicht ihr Hauptziel, aber es sei nun das „i-Tüpfelchen.“

Den Sieg im Siebenkampf holte sich mit einer 2:20er-Zeit die Niederländerin Anouk Vetter mit 6.387 Punkten. Der Einzelsieg über 800 Meter ging in schnellen 2:08,91 Minuten an Claudia Rath (6.290 Pkt), die in beeindruckender Weise vorneweg lief. „Ich habe mich einfach gut gefühlt“, sagte die WM-Vierte, obwohl sie zwischendrin nicht sicher war, ob sie in dem Tempo überhaupt ins Ziel kommen würde. Eine von vielen neuen Bestleistungen ging an Cindy Roleder (2:15,49 min), die zum ersten Mal die 6.000-Punkte-Marke (6.055 Punkte) durchbrechen konnte und in Ratingen Fünfte wurde.

Endstand:

1. Anouk Vetter 6.387 Punkte
2. Jennifer Oeser 6.306 Punkte
3. Claudia Rath 6.290 Punkte
4. Anna Maiwald 6.067 Punkte
5. Cindy Rolder 6.055 Punkte

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ZEHNKAMPF

Willem Coertzen startet mit Bestleistung

Den besten Start in den zweiten Tag des Meetings in Ratingen erwischte der Südafrikaner Willem Coertzen. Mit einer neuen Bestzeit über 110 Meter Hürden von 14,06 Sekunden liegt er weiter auf Kurs seines Afrika-Rekordes (8.398 Pkt). „I'm very happy“, sagte er nach dem Lauf, vier Stationen würden aber noch vor ihm liegen.

Dass bei der Siegerzeit keine 13 vor dem Komma stand, lag erstens daran, dass Rico Freimuth (SV Halle) am Sonntag nicht mehr in die Startblöcke stieg. Der WM-Siebte hatte sich am Samstag eine Blessur am Knie zugezogen und wollte in Richtung WM in Peking nichts riskieren.

Und zweitens hielt sich sein Trainingskollege Michael Schrader (SC Hessen Dreieich) nicht an den Auftrag seines Trainers Wolfgang Kühne, der ihm vorgegeben hat, mal keine Hürden umzurennen. „Ich bin stinksauer“, sagte er mit einem Augenzwinkern nach der ersten Disziplin. Eigentlich hatte sich der Vize-Weltmeister vorgenommen, erstmals unter 14 Sekunden zu bleiben. „Ich habe ganz schön abgeräumt, aber die Zeit ist gut.“ 14,08 Sekunden, nur knapp über Bestleistung (14,02 sec).  

Auf Position drei rannte Pascal Behrenbruch (LG Eintracht Frankfurt) mit 14,35 Sekunden, eine Hundertstel vor Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied). Nicht ins Ziel kamen Patrick Scherfose (LG Weserbergland) und Matthias Prey (SC Rönnau 74), der in Führung liegend im Lauf zuvor an der vorletzten Hürde hängengeblieben war und sich am Knie verletzte.

Zwischenstand:

1. Michael Schrader 5.294 Punkte
2. Willem Coertzen 5.197 Punkte
3. Nico Beckers 4.859 Punkte
4. Pascal Behrenbruch 4.844 Punkte

<link video:12402>Video Lauf 1 mit Tim Nowak
<link video:12405>Video Lauf 2 mit Michael Schrader

Tim Nowak holt sich den Diskus-Sieg

Bei seiner Premiere bei den „Großen“ in Ratingen hat Tim Nowak sich den Disziplin-Sieg im Diskuswurf geschnappt. Der U20-WM-Dritte hatte die abschließenden 400 Meter am Samstag nach wenigen Metern abgebrochen, er testete in erster Linie für die U23-EM in Tallinn (Estland; 9. bis 12. Juli). Das glückte dem Ulmer im zweiten Durchgang mit 44,98 Metern perfekt.

Das erste Jahr bei den Aktiven mit schwereren Wurf-Gewichten sei schwierig und die internationale Konkurrenz groß, sagte er bei Stadionsprecher Florian Weber im Hinblick auf Tallinn, aber: „Meine Stärke ist es, beim Saison-Höhepunkt meist topfit zu sein.“ Ziel des 19-Jährigen ist es, in Tallinn die 8.000-Punkte-Marke zu knacken, Traum eines jeden Zehnkämpfers.

Tim Nowak distanzierte Michael Schrader (44,97 m) um einen winzigen Zentimeter. Damit konnte der Vize-Weltmeister gegenüber seiner Weite aus Götzis (Österreich) über drei Meter draufpacken und ist weiter auf einem hohen Punktekurs unterwegs. Der Serbe Mihail Dudas landete als Dritter mit 44,53 Metern noch vor Pascal Behrenbruch (44,43 m). Kai Kazmirek erreichte im nächsten Test für Peking solide 42,15 Meter.

Zwischenstand:

1. Michael Schrader 6.060 Punkte
2. Willem Coertzen 5.942 Punkte
3. Pascal Behrenbruch 5.599 Punkte
4. Nico Beckers 5.547 Punkte

<link video:12408>Video

Kai Kazmirek und Michael Schrader mit Flugshow

Sie hatten beide fünf Meter souverän im ersten Versuch überquert, danach wollten Kai Kazmirek und Michael Schrader es richtig wissen. Nach ausgelassenen 5,10 Metern lagen 5,20 Meter auf. Der Vize-Weltmeister probierte sich damit an einer neuen Bestleistung, Kai Kazmirek an der Einstellung seiner Bestmarke. Das Publikum rund um die Anlage, das auch ins Infield durfte, dankte es den Zehnkämpfern, auch wenn die Höhe an diesem Tag noch zu hoch war.

Sichtlich Freude am Wettkampf hatte auch Pascal Behrenbruch. Der Ex-Europameister flog im zweiten Anlauf über 4,80 Meter. Nach seiner achtmonatigen Vorbereitung in den USA kann der Frankfurter aber nicht wie gehofft in den Kampf um die WM-Tickets eingreifen, im Vorfeld fing er sich noch eine Bronchitis ein. „Ich will das Ding hier trotzdem durchmachen, es macht Spaß“, sagte der 30-Jährige, der in einzelnen Disziplinen nicht schlecht drauf war. „Ich will fit werden und nächstes Jahr wieder angreifen.“ Neu: Pascal Behrenbruch will im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2016 nun wieder in Deutschland trainieren.

Vier Springer meisterten mit dem Stab die 4,70 Meter. Darunter auch Fabian Christ (LG Eintracht Frankfurt) und Tim Nowak, der damit guter Dinge nach Tallinn reisen kann. Zum Speerwurf trat er nicht mehr an.

Zwischenstand:

1. Michael Schrader 6.970 Punkte
2. Willem Coertzen 7.531 Punkte
3. Pascal Behrenbruch 7.288 Punkte

<link video:12411>Video

Willem Coertzen schickt den Speer auf 68,79 Meter

Der beste Wurf gelang Willem Coertzen in Runde zwei mit 68,79 Metern. Trotzdem wird es für den Südafrikaner schwer, seinen Afrikarekord von Götzis noch zu überbieten. Dazu muss eine Bestzeit über die 1.500 Meter her, immerhin mag er die Strecke und trainiert hart dafür. "Ich werde es versuchen", sagte er vor dem Lauf.

Seine alte Stärke ließ der mittlerweile auf Platz drei liegend Pascal Behrenbruch durchblitzen. Im zweiten Durchgang schickte er seinen weißen Speer mit roter Spirale umrankt auf 66,74 Meter und distanzierte den Rest des Feldes deutlich. Es kam sonst kein Athlet mehr über die 60 Meter. Michael Schrader begnügte sich zur Schonung seines Armes mit seinem ersten Versuch auf 56,57 Meter. Außerdem fehlten einige Athleten: Kai Kazmirek und Tim Nowak hatten sich vorher aus dem Zehnkampf verabschiedet.

Zwischenstand:

1. Michael Schrader 7.656 Punkte
2. Willem Coertzen 7.573 Punkte
3. Pascal Behrenbruch 7.288 Punkte

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Michael Schrader sichert sich Saisonbestleistung

„Es war ein relativ einfacher Lauf, ich bin einfach Willem hinterher gelaufen“, schmunzelte Michael Schrader nach der letzten Disziplin. Die beiden Erstplatzierten bestimmten auch das 1.500-Meter-Rennen. Der Südafrikaner gewann in 4:26,52 Minuten und kam damit ein paar Meter vor dem Vize-Weltmeister (4:27,28 min) ein, der mit dieser Zeit seine Punktezahl aus Götzis um vier Pünktchen auf 8.419 Punkte steigern konnte.

Ein besseres Ergebnis vereitelte der Speerwurf, wo er wegen seines angeschlagenen Armes nur einen mittelmäßigen Versuch machen konnte. „Die anderen beiden hebe ich mir für Peking auf.“ Dort will der neue Ratingen-Sieger um eine Medaille fighten.

Etwas hinterher war Pascal Behrenbruch (5:03,77 min) über die Stadionrunden und auch im Endresultat. Der Ex-Europameister kam auf 7.826 Punkte, die ihm Rang drei bescherten. Er setzt auf einen neuen Angriff 2016. Das Ratinger Publikum begleitete das von hoher Fluktuation gekennzeichnete Teilnehmerfeld der Mehrkämpfer dennoch mit großem Applaus bei der Ehrenrunde und Siegerehrung.

Endstand:

1. Michael Schrader 8.419 Punkte
2. Willem Coertzen 8.341 Punkte
3. Pascal Behrenbruch 7.826 Punkte

<link video:12417>Video

Mehr:

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Ratingen Tag 1 - Die Mehrkämpfe von Disziplin zu Disziplin

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