Ratingen Tag zwei - Von Disziplin zu Disziplin
18 Zehnkämpfer und 14 Siebenkämpferinnen nahmen am Wochenende das Erdgas Mehrkampf-Meeting in Ratingen in Angriff. Auf leichtathletik.de erfahren Sie, wie sich die Konkurrenzen, bei denen es für die deutschen Athleten abschließend um die Qualifikation für die WM in Daegu (Südkorea; 27. August bis 4. September) geht, von Disziplin zu Disziplin entwickelt haben.

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Ratingen macht WM-Team komplett
1.500 Meter Zehnkampf Zu den abschließenden 1.500 Metern zeigte sich auch die Sonne noch einmal und schickte die Zehnkämpfer auf die Reise zur WM-Norm. Besonders eng war es im Vorfeld für Pascal Behrenbruch (LG Eintracht Frankfurt). Der WM-Sechste musste auf den harten eineinhalb Schlusskilometern alle Kräfte mobilisieren, um noch über 8.200 Punkte zu kommen. Wie erwartet lief Larbi Bouraada (Algerien) in einem einsamen Rennen in 4:21,42 Minuten zum Sieg und mit 8.302 Punkten verbesserte er seinen eigenen Afrika-Rekord (8.171) deutlich. Dahinter kam Rico Freimuth nach 4:49,44 Minuten ins Ziel und konnte sich über 8.287 Zähler und die direkte WM-Qualifikation freuen. Auf den dritten Platz kam in der Endabrechnung der kämpfende Pascal Behrenbruch mit 4:36,17 Minuten und 8.232 Punkten.
800 Meter Siebenkampf
Die 800 Meter nach Daegu waren vor allem für Julia Mächtig eine große Herausforderung. Die Neubrandenburgerin musste sich strecken, um nach ihrem Verletzungsjahr direkt die Qualifikation für die WM zu schaffen. Aber auch für Jennifer Oeser ging es noch um die Verbesserung ihrer Bestmarke (6.683). Jessica Samuelsson (Schweden) lief das Rennen von vorne weg in 2:10,24 Minuten souverän ins Ziel und dahinter duellierten sich die Holländerin Remona Fransen und Jennifer Oeser um eine schnelle Zeit für das Endergebnis. Zeitgleich kamen beide in 2:12,09 Minuten über die Ziellinie, was für die Leverkusenerin in der Schlussrechnung 6.663 Punkte bedeutete und damit die zweitbeste Leistung in der Historie des Mehrkampf-Meetings. Die Lettin Aiga Grabuste verbesserte sich in 2:13,60 Minuten auf 6.507 Punkte, was gleichzeitig Landesrekord bedeutete. Lilli Schwarzkopf wurde in 2:13,66 Minuten mit 6.370 Zählern Gesamtdritte und Julia Mächtig absolvierte die doppelte Stadionrunde in 2:16,01 Minuten, was mit 6.194 Punkten noch für die Norm reichte.
Speerwurf Zehnkampf Als die Zuschauer zum ersten Mal am zweiten Wettkampftag die Jacken ausziehen konnte, nährte Pascal Behrenbruch (LG Eintracht Frankfurt) im Speerwurf wieder die Hoffnungen auf die WM-Norm. Der Frankfurter mit dem schnellen Arm verbesserte seine Bestleistung (70,24 m) auf 71,40 Meter und den Meetingrekord, den vorher der tschechische Dreifach-Weltmeister Tomas Dvorak mit 70,15 Metern inne hatte. Damit verdrängte Pascal Behrenbruch den Algerier Larbi Bouraada, der nach 58,05 Metern noch immer seinen eigenen Afrika-Rekord verbessern kann. Rico Freimuth blieb in den ersten beiden Versuchen unter der 60-Meter-Marke, aber im dritten Durchgang schleuderte er sein Arbeitsgerät auf 65,04 Meter und pulverisierte so seine Bestmarke (60,33 m) um fast fünf Meter. Damit behielt der Hallenser mit 138 Punkten Vorsprung die Führung. Im abschließenden 1.500-Meter-Rennen kann ihm vor allem der schnelle Algerier für den Gesamtsieg noch gefährlich werden.
Speerwurf Siebenkampf
Mit dem ersten Disziplinsieg am Wochenende stellte Lilli Schwarzkopf (LG Rhein Wied) die Weichen für die WM-Norm. Mit 51,75 Metern kamen 894 Punkte zu ihrem vorläufigen Zwischenergebnis von 5.458 Zählern dazu. Damit läuft es für die Vorjahreszweite (6.386) auf eine ähnliche Punktzahl wie 2010 hinaus. Jennifer Oeser schlug sich mit 47,19 Metern achtbar, müsste aber unter ihre 800-Meter-Bestzeit von 2:11,33 Minuten laufen, um ihre Bestmarke (6.683) zu toppen. Mit Hausrekord (48,01 m) brachte sich Julia Mächtig (SC Neubrandenburg) wieder zurück ins Rennen um die Qualifikationsleistung für Daegu von 6.150 Punkten.
Stabhochsprung Zehnkampf Der Stabhochsprung brachte die richtungsweisende Vorentscheidung, wer noch auf die WM-A-Norm (8.200) hoffen kann. Nachdem der Frankfurter Pascal Behrenbruch nur seine Einstiegshöhe von 4,40 Metern meisterte, steigerte sich Rico Freimuth (Hallesche LF) indes auf 4,80 Meter und behielt weiterhin die Führung in der Gesamtwertung. Damit war der Hallenser nach wie vor auf dem besten Weg nach Daegu, Pascal Behrenbruch visierte dagegen aktuell eine Punktzahl um 8.100 Punkte an. Im Rennen um die Verbesserung des Afrika-Rekordes befand sich Larbi Bouraada mit 4,70 Metern im Soll. Bei seinem Rekord-Zehnkampf in Berlin sprang der 23-Jährige 2009 ebenso hoch und damit kann der Afrika-Meister mit einer Bestzeit über 1.500 Meter von 4:12,15 Minuten weiterhin rund 8.400 Punkte erzielen.
Weitsprung Siebenkampf
Der Weitsprung der Frauen entwickelte sich im letzten Durchgang im Ratinger Stadion zur Mehrkampf-Party. Die zweitplatzierte Lettin Aiga Grabuste katapultierte sich im letzten Versuch in die Sandgrube und blickte nach 6,33 Metern im ersten und einem ungültigen Versuch im zweiten Durchgang flehend den Kampfrichter an, dass dieser Versuch gültig sei. Als die weiße Fahne gehoben wurde, jubelte die 23-Jährige ausgelassen, bevor 6,62 Meter für sie auf der Anzeigentafel erschienen, danach feierte sie hemmungslos weiter und verbeugte sich vor dem tobenden Publikum. Als letzte Springerin nutzte Jennifer Oeser die ausgelassene Stimmung und flog ebenso weit in die Grube wie ihre Konkurrentin. Als 6,70 Meter auf dem Display erschienen war auch sie fassungslos und rannte die Gerade entlang und zelebrierte ihrerseits ihre neue Bestleistung. Damit ist Jennifer Oeser unerwartet wieder auf Bestleistungskurs, nachdem es lange Richtung 6.500 Punkte ging. Diskuswurf Zehnkampf Nach einem verhaltenen Beginn im Diskuswerfen hatte Rico Freimuth im letzten Versuch noch einmal aufgedreht und mit 47,42 Metern den bisher Führenden, Labri Bouraada, von der Spitze verdrängt. Damit war der Hallenser wieder auf Kurs in Richtung 8.200 Punkte und der A-Norm für die WM. Labri Bouraada, der vor allem in den Sprungdisziplinen stark war, warf mit 40,34 Metern Bestleistung und ist auf dem besten Weg seinen eigenen Afrika-Rekord (8.171) deutlich zu überbieten. Pascal Behrenbruch (LG Eintracht Frankfurt) wartete mit 46,33 Metern noch auf einen Leistungssprung in Ratingen. Er befand sich auf dem Weg zu einer Punktzahl knapp unter dem WM-Richtwert. 110 Meter Hürden Ungemütliches Wetter entließ die Zehnkämpfer aus dem ersten Tag und so empfingen kalte Temperaturen die Mehrkämpfer auch am Morgen. Trotzdem startete Rico Freimuth über 110 Meter Hürden in 14,14 Sekunden gut in den zweiten Tag. Dabei verkürzte der Hallenser den Abstand zum führenden Algerier Labri Bouraada, der 14,65 Sekunden lief, von 181 auf 116 Punkte. Dabei war Rico Freimuth 53 Punkte über seinem Ergebnis aus Götzis. Pascal Behrenbruch (LG Eintracht Frankfurt) war in 14,49 Sekunden schneller als beim Mehrkampf-Meeting in Götzis Ende Mai gewesen und damit ebenfalls noch knapp auf einem Kurs in Richtung 8.200 Punkte.
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