Raúl Spank - „Höhe pfui, Sprünge eher hui“
In Arnstadt ist Raúl Spank (Dresdner SC 1898) am Samstag mit 2,27 Metern etwas unter seinen Erwartungen geblieben, hat aber aufsteigende Tendenz bewiesen. Und Gerd Wessig, in den 1980er Jahren viermal Sieger beim „Hochsprung mit Musik“ in Thüringen, geht sogar noch einen Schritt weiter und wagte am Rande des Meetings eine Prognose: „Raúl hat starke Sprünge gezeigt. Er hat ein gutes Jahr vor sich“. leichtathletik.de hat mit dem WM-Dritten von 2009 in Arnstadt gesprochen.

Raúl Spank:
Die Höhe ist pfui. Wie ich gesprungen bin, war eher hui. Ich bin sehr gut gesprungen über 2,20, 2,24 und 2,27 Meter. Ich war fast schon ein bisschen erschrocken, wie gut das war. Irgendwie hat‘s mich gefuchst oder gewurmt, ich wollte dann die Welt einreißen. Dann war irgendwie der Faden weg.
Woran lag das?
Raúl Spank:
Wenn man noch nicht so viele Wettkämpfe gemacht hat, fehlt die Routine. Es fehlt auch die Sicherheit, und es fehlt ein bisschen das Glücksgefühl. Wenn man so mit dem Gefühl reingeht, 2,30 Meter habe ich eigentlich locker drauf, dann springt man auch locker drüber. Das hat einfach gefehlt.
Denken Sie, dass es trotzdem ein Fortschritt nach Dresden war, nicht nur durch den einen Zentimeter besser?
Raúl Spank:
Auf jeden Fall. Das war ein richtiger Meilenstein. Es war wirklich kein schlechter Wettkampf. Ich konnte sehr viel Gutes aus Arnstadt mitnehmen. Am liebsten würde ich diese Woche gleich noch mal irgendwo springen. Aber ich muss jetzt erstmal drei Wochen Pause machen, denn das wäre wegen meines Knies nicht gesund für mich. Es bringt mich sonst um.
Wie sehr beeinträchtigt Sie Ihr lädiertes Knie beim Training oder im Wettkampf?
Raúl Spank:
Ich kann alles machen bis auf Hochspringen. Ich kann Dreispringen, Sprinten, Kniebeugen machen. Das ist sehr frustrierend. Denn für einen Hochsprung-Wettkampf sollte ich auch Hochsprung trainieren, und das kann ich eben nicht. Während des Wettkampfs ist das Knie kein Thema.
Sie haben vergangene Woche im Interview mit der leichtathletik gesagt, dass Sie mit einem Doppelstart bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften in Karlsruhe liebäugeln. Ist das nach Arnstadt noch aktuell?
Raúl Spank:
Stand jetzt: Nein. Ich hätte dann in Arnstadt schon die Norm für die Hallen-WM abhaken müssen. Die war sicherlich drin. Mein Trainer hat vorher zu mir gesagt, dass ich bei Normerfüllung in Arnstadt bei der DM doppelt starten darf. Nun sollte ich mich auf meine Kernkompetenzen konzentrieren, den Hintern zusammenkneifen und über die Latte schwingen.
Das heißt in Karlsruhe Hallen-WM-Norm springen und nach Istanbul fliegen?
Raúl Spank:
So sollte das sein.
Sie haben sich in Arnstadt noch sehr lange mit Ariane Friedrich unterhalten, während das Springen noch lief. Über was haben Sie gesprochen?
Raul Spank:
Wir hatten beide zu meckern. Ich Gott sei Dank auf etwas höherem Niveau. Ich kenne die Situation, ich hatte 2010 auch eine schwere Verletzung. Es wird noch eine Weile dauern, bis wieder die zwei Meter bei ihr kommen. Wir haben also etwas Erfahrungsaustausch gemacht, ein kleines Schwätzchen gehalten. Wir kennen uns ja schon eine Weile, da kann man über Gott und die Welt reden.
Ariane Friedrich und auch Ihr Disziplin-Kollege Martin Günther hatten zuletzt einen Achillessehnenriss. Beschäftigt Sie das auch mal im Training?
Raúl Spank:
Ich hatte auch schon meine Verletzungen. Mir tut die Achillessehne zum Glück nie weh.
Trotzdem ist man immer einem Risiko ausgesetzt, aber das bringt der Leistungssport wohl automatisch mit sich.
Raúl Spank:
Genau. Wenn ich mich steigern will, muss ich immer noch ein Stückchen draufsetzen. Es wäre genau falsch, vorsichtig zu sein. Dann würde man es ja heraufbeschwören.
Sie studieren an der Technischen Universität Wirtschaftswissenschaften. Wie sieht Ihr Fahrplan bis zu den Olympischen Spielen aus?
Raúl Spank:
An diesem Donnerstag habe ich noch eine Klausur, und dann bin ich mit dem Bachelor so gut wie fertig. Ich habe schon mit dem Master angefangen. Der wird bis London ein bisschen nebenher gemacht.