| Athleten

Raúl Spank will Hobbysportler bleiben

Vor zwei Jahren hat sich Raúl Spank beim ISTAF in Berlin vom Leistungssport verabschiedet. In diesem Jahr stand er wieder am Anlauf und präsentierte sich den 45.500 Leichtathletik-Fans im Berliner Olympiastadion. Ein Comeback in den Profi-Sport schließt der WM-Dritte von 2009 jedoch aus.
Jane Sichting

Es war der 21. August 2009, als Raúl Spank (LG Nord Berlin) den größten Erfolg seiner Sportkarriere feierte. Auf regennasser Anlaufbahn übersprang der Dresdner damals 2,32 Meter im Berliner Olympiastadion: der Bronzerang bei der Heim-WM. Dass er sich diesen dritten Platz mit dem Polen Sylwester Bednarek teilen musste und diese Höhe mit weniger Fehlversuchen auch in Gold hätte glänzen können, war nebensächlich. Mit nur 21 Jahren setzte er seinem kometenhaften Aufstieg nach dem fünften Platz bei der U20-WM 2006 sowie Rang fünf bei den Olympischen Spielen 2008, beides in Peking (China), ein erstes Krönchen auf.

Der große Coup jedoch sollte erst noch kommen. Ein Sprung über 2,40 Meter. Eine Medaille bei Olympia. Seine Ziele hatte Raúl Spank stets fest im Blick. Doch statt internationale Erfolge und beträchtliche Höhen folgten Jahre mit viel Verletzungspech und seinem wohl härtesten Tiefschlag 2012. Im Jahr der Olympischen Spiele streikte die Achillessehne nach den Deutschen Meisterschaften so sehr, dass Raúl Spank die Saison beenden musste. Aus der Traum vom olympischen Edelmetall.

Neuanfang in Berlin

Mit einem Neuanfang in Berlin plante der Dresdner sein Comeback für 2014. So vielversprechend das Training auch lief, die großen Höhen blieben weiterhin aus. Als es dann bei den Deutschen Meisterschaften 2015 nur mehr für den undankbaren vierten Platz reichte, nahm Raúl Spank seinen Frust mit an die Dreisprunganlage und landete mit 16,29 Metern und Gold einen Überraschungserfolg.

Scheinbar Gefallen an dem Sprung in die Horizontale gefunden, konzentrierte er sich fortan auf den Dreisprung. Immer wieder wurde eine mögliche Teilnahme bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro 2016 thematisiert. Verletzungsbedingt kam es dann aber nicht einmal mehr zu einem Abschluss-Wettkampf. Der Abschied vom Leistungssport erfolgte beim ISTAF 2016 nicht in Aktion, sondern hinter dem Mikrofon und auf der Leinwand.

Überraschung beim ISTAF

Zwei Jahre später dann die große Überraschung. Als der Stadionsprecher beim ISTAF 2018 die Teilnehmer des Hochsprung-Wettbewerbs vorstellte, konnte er kaum seinen eigenen Worten glauben. „Eigentlich hatte er sich vor zwei Jahren bereits verabschiedet, doch heute steht er wieder am Anlauf und will hoch hinaus: Herzlich willkommen Raúl Spank!“, hallte es aus den Lautsprechern im Berliner Olympiastadion. Ein zweites Comeback? Die große Rückkehr ins Rampenlicht? Nach seinen übersprungenen 2,21 Metern bei der letzten Auflage des Internationalen Hochsprung-Meetings in Eberstadt nur wenige Tage zuvor durchaus ein denkbares Szenario.

„Die Teilnahme beim ISTAF war ein schönes Erlebnis zum Mitnehmen“, fasst Raúl Spank den Wettkampf nach einem Satz über 2,15 Meter und Platz acht nüchtern zusammen. „Ich war recht nervös, weil hier so viele Leute zugucken“, gibt er zu. Und doch hatte er am Ende so viel Spaß, dass es gefährlich sei, nicht mehr zu wollen und weiterzumachen. Schließlich ist das Olympiastadion für ihn eine gewohnte Umgebung und die Erinnerung an WM-Bronze nicht zuletzt aufgrund der guten Stimmung absolut präsent.

„Bleibe Hobbyathlet“

„Die 2,21 Meter in Eberstadt waren sehr überraschend und ein unerwarteter Spaß“, erzählt Spank. Mit nur einer Hochsprung-Einheit alle zwei Wochen habe er sich darauf vorbereitet. Als dann kurzfristig die Anfrage für das ISTAF kam, hat er eine Nacht darüber geschlafen und schließlich zugesagt. Über die Frage nach dem großen Comeback kann er jedoch nur müde lächeln. Ein Anhänger von trügerischen Illusionen war Raúl Spank noch nie. „Ich bin und bleibe ein Hobbyathlet. Und wie man gesehen hat, trainieren die anderen nicht umsonst“, stellt er den Unterschied zur Konkurrenz klar.

Selbst bei dem Interview im Pressecafé ist deutlich zu spüren, dass Raúl Spank mit dem Leistungssport abgeschlossen hat. Einst für seinen hohen Unterhaltungswert und seine schonungslosen Kommentare gegenüber der Presse bekannt, will er die Aufmerksamkeit lieber anderen überlassen. Kurz angebunden verneint er schließlich auch die letzte Frage, ob er erneut bei einem 10-Kampf teilnehmen wolle. Als Prozessmanager bei Zalando Outlets bliebe ihm ohnehin keine Zeit, täglich zu trainieren. Vielmehr genieße er es, verletzungsfrei zu sein und bei seinen sportlichen Aktivitäten keinem festen Plan mehr zu folgen.

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024