Raúl Spank - „Willkommen zurück, Eike“
Für Raúl Spank wurde der Saisoneinstieg am Dienstag in Ostrava (Tschechische Republik) zum Ausrufezeichen. Der Dresdner Hochspringer erfüllte mit 2,32 Metern die WM-A-Norm auf Anhieb und musste sich dem Hallen-Weltmeister Ivan Ukhov (Russland) nur im Stechen geschlagen geben. Christian Fuchs hat sich nach dem Wettkampf für leichtathletik.de mit dem WM-Dritten über seinen Auftaktwettkampf und auch das Fernduell mit dem Hannoveraner Eike Onnen unterhalten.

Raúl Spank:
Mein Einspringen war sehr gut, da habe ich Hoffnung geschöpft. Aber wie es manchmal bei so kleinen Höhen ist, da muss man sich sehr konzentrieren. Dort war ich mit meinen Sprüngen nicht sehr zufrieden. Ich war sehr froh, als ich über 2,28 Meter drüber war. Dann hat es sehr viel Spaß gemacht. Ich bin mit den 2,32 Metern zum Einstieg hochzufrieden. Ich bin aber immer jemand, der gut einsteigt. 2,36 Meter ist das, was ich mir für diese Saison vorgenommen habe und ich muss sagen, es war schon hier relativ knapp. Ich muss jetzt noch ein bisschen mehr Anlauf üben.
Hatten Sie eine solche, auch vielversprechende Wettkampfform erwartet?
Raúl Spank:
Ich wollte schon 2,30 Meter springen. Als ich am Morgen die Sprunghöhen mit 2,28 und 2,32 Metern gehört habe, hatte ich mir erst einmal gesagt: Mist, … springen wir 2,32. Vielleicht war am Ende auch das Vorhaben, diese Höhe zu springen, der Grund, dass es nicht noch höher ging. Schade eigentlich.
Sie verfügen ja durchaus über ausgesprochene Wettkampfqualitäten. Wie sehr hat Sie das Stechen mit Ivan Ukhov angespornt?
Raúl Spank:
Ich hätte niemals damit gerechnet, dass es ein Stechen mit Ivan Ukhov gibt. Es hat sehr viel Spaß gemacht. Mein letzter Sprung über 2,36 Meter war ganz gut, der 34er war Mist und beim 32er war ein bisschen viel Pause, aber der Sprung war technisch nicht so schlecht. Aber dann ist es leider der elfte, zwölfte Sprung und das im ersten Wettkampf. Dann tritt so ein bisschen die Müdigkeit ein. Beim nächsten Mal kriegt er eine drüber, der Ivan.
Ursprünglich wollten Sie ja erst in ein paar Tagen in Eugene die WM-Norm von 2,31 Metern angreifen. War da auch ein bisschen Tiefstapeln für Ostrava dabei?
Raúl Spank:
Nein, man weiß ja nicht, wie der erste Wettkampf läuft. Ich hatte mit 2,28 Metern gerechnet und gedacht, die 2,31 funktionieren vielleicht noch nicht ganz, dann wird es in Eugene passen. Aber es hat schon jetzt funktioniert. Das Wetter war sehr gut. Jetzt muss ich noch ein bisschen an der Technik arbeiten, mein Problem ist zur Zeit die hohe Anlaufgeschwindigkeit in den Absprung umzumünzen.
Das klingt vielversprechend für die WM und Ihr Ziel, dort 2,36 Meter zu springen…
Raúl Spank:
Genau. Es klingt jetzt auch wieder realistisch, obwohl mir manche Leute in letzter Zeit gesagt haben: Mach mal lieber und rede nicht soviel darüber. Aber ich nehme mir das Selbstbewusstsein, diese Höhen angehen zu können, nicht irgendwo her, sondern die Trainingsleistungen waren auch ganz gut.
Wie sehr war diese Leistung auch eine Antwort auf die Kritiker, die Sie gerade angesprochen haben?
Raúl Spank:
Ich springe für mich selbst in erster Linie, die anderen dürfen das dann zur Kenntnis nehmen. Ich freue mich, wenn ich sie widerlegen kann.
War es andererseits aber eine Antwort auf die Höhe von 2,31 Metern, die bereits Eike Onnen vorgelegt hatte?
Raúl Spank:
Ich will zunächst sagen, dass es sehr schön ist, dass es wieder einen weiteren deutschen Hochspringer gibt, der auch 2,31 Meter oder noch höher springen kann. Es war aber jetzt keine Motivation, ich bin für mich gesprungen. Ich freue mich auf schöne Wettkämpfe mit ihm, wir werden uns aber wahrscheinlich erst in Eberstadt oder bei der DM über den Weg laufen. Ich habe weiter den Anspruch, der beste Deutsche zu sein. Jetzt wird es natürlich deutlich spannender auf einer höheren qualitativen Ebene. Von daher: herzlich willkommen, Eike, zurück. Ab sofort gibt es Fernduelle. Leider erst einmal nur Fernduelle.
Jetzt geht es für Sie nach Eugene, dann nach Oslo. Die internationale Konkurrenz suchen Sie offenbar sehr gezielt. Geht es darum, sich ein bisschen zu stählen?
Raúl Spank:
Es ist immer eine Motivation, wenn man diesen Konkurrenten „Hallo“ sagt. Dann kribbelt es ein bisschen in den Beinchen. Es ist eine andere Anspannung als im Training. Wenn ich irgendwo, zum Beispiel bei mir in Dresden, springen würde, dann ist die Motivation einfach nicht so hoch. Ich springe um Höhen, ich springe gegen Konkurrenten und ich springe um Platzierungen. Je besser die Leute sind, die man schlägt, desto angenehmer ist es.
Wie sehr befriedigt Sie der gute Saisonstart nach ihrem nicht zufriedenstellenden Abschneiden im Winter bei der Hallen-EM?
Raúl Spank:
Bei der Hallen-EM lief ja einiges schief. Das war aber für mich ein Zeichen, dass ich noch nicht so gut bin, wie ich mich wähnte. Ich hatte mich ja schon darauf eingeschossen, dort um eine Medaille zu kämpfen. Ich hatte schon am nächsten Tag gewusst, dass es ein sehr schöner Rückschlag war. Ich hatte gesehen, dass ich nie eine Medaille hätte gewinnen können. 2,34 Meter hatte ich in der Hallensaison nicht drauf. Von daher war das für das Training noch einmal ein gewisser Ansporn, damit man dann wirklich bei den Top-Leuten mithält oder man sogar die Top-Leute dominiert. Wie auch immer.
Braucht es manchmal so einen Rückschlag?
Raúl Spank:
Auf jeden Fall.