Raymond Hecht – "Denke oft an Deutschland!"
Ruhig ist es um ihn geworden. Raymond Hecht, deutscher Rekordhalter im Speerwerfen, hat still und heimlich seine Karriere so gut wie beendet, Deutschland den Rücken gekehrt und lebt nun mit seiner Ehefrau und Tochter in Südfrankreich. Das Hintertürchen, dass er für einen Halberstädter Verein noch einmal zum Speer greift, ließ er sich aber offen.

Raymond Hecht hat es nach Frankreich verschlagen (Foto: Chai)
leichtathletik.de gewährt Raymond Hecht einen exklusiven Einblick in sein neues Leben und steht im Interview Rede und Antwort. Raymond Hecht, was hat Sie bewogen nach Frankreich zu ziehen?
Raymond Hecht:
Meine Frau ist Engländerin. Ich war ihr sehr dankbar, als sie 2001, auf meine Bitte hin, mit unserer Tochter nach Deutschland kam. Wegen meinem Sport wollte ich nicht von Magdeburg weg, also habe ich ihr versprochen, dass sie, nachdem ich meine professionelle Karriere beendet habe, wählen darf, wohin wir gehen. Sie wollte nicht mehr nach England zurück, also ging es im Oktober letzten Jahres nach Frankreich, wo auch ihre Eltern wohnen. Wir wohnen im Süden des Landes, wo es im Winter nicht unbedingt so kalt ist.
Warum ist Ihr Abschied so leise über die Bühne gegangen?
Raymond Hecht:
Hätte ich mehr Wellen schlagen sollen? So nach dem Motto: Seht mal alle her, ich höre auf. Nein, so ein Typ war ich noch nie. Ich war schon immer etwas ruhiger in der Beziehung. Die Leute, die es wirklich interessiert, werden schon laut genug weinen. Das reicht mir.
Wie hat Ihr Verein auf Ihren Rücktritt reagiert?
Raymond Hecht:
Es gab eine Verabschiedung. Aber ich bin kein Mitglied des SC Magdeburg mehr. Ich habe meinen Startpass an den Halberstädter Verein verliehen. So habe ich immer noch die Möglichkeit, an ein paar kleinen Wettkämpfen teilzunehmen.
Das heißt, der Speer hat noch nicht völlig ausgedient?
Raymond Hecht:
Nein, die Zeit als Speerwerfer ist noch nicht endgültig vorbei für mich. Ich werfe noch zwei bis vier Mal in der Woche, etwa 10 bis 20 Speere pro Einheit. Mein Ellenbogen soll ja nicht völlig einrosten. Aber eins sei gesagt, das sind nur lockere Würfe. Der Sport spielte schon immer eine ganz wichtige Rolle in meinem Leben. Ich bin sportlich aktiv, seit ich drei Jahre alt bin und ich versuche auch weiterhin aktiv zu bleiben.
Wenn man Ihnen jetzt einen Speer in die Hand geben würde, wie weit würde der fliegen?
Raymond Hecht:
Ich schätze mal… 70 Meter müssten drin sein.
Besteht noch Kontakt zu "alten" Speerwurf- oder Leichtathletik-Freunden?
Raymond Hecht:
Na klar, ich bin ja nicht gestorben, ich wohne nur etwas weiter weg. Mit den Leuten, die mir am Herzen liegen, halte ich den Kontakt. Es dauert jetzt nur etwas länger, bis die Briefe ankommen. Ich denke allerdings schon oft zurück an Deutschland. Vor allem vermisse ich die Fußball-Matches mit meinen verrückten Freunden. Das war schon immer ein gutes Training, hatte allerdings nicht viel mit Speerwerfen zu tun.
Im Rückblick: Was war für Sie persönlich der größte und schönste Erfolg Ihrer Karriere?
Raymond Hecht:
Das ist schwer zu sagen. Ich habe bestimmt über 300 Wettkämpfe gemacht in meiner Laufbahn und immer um jeden Zentimeter gekämpft. An manchen Tagen habe ich es besser gekonnt, aber das waren nicht immer die Tage, wo der Erfolg sich dann auch auf meine Seite gestellt hat. Die Frage kann ich wirklich nur schwer beantworten. Vielleicht ist es die Bronzemedaille bei der Europameisterschaft in Budapest 1998. Eigentlich denke ich auch nicht zurück an alte Weiten und Erfolge, sondern schaue nach vorne.
Wie geht Ihr Leben jetzt weiter? Welche Ziele und Träume haben Sie?
Raymond Hecht:
Wir haben uns ein altes Bauernhaus gekauft, da gibt es eine ganze Menge dran zu erneuern und umzugestalten. Die Hütte auf Vordermann zu bringen, das ist jetzt mein neues Ziel. Ansonsten geht es der Familie gut und das ist eigentlich alles, was ich brauche.