Regensburg - Dreizehn Neuzugänge für die Oberpfalz
Der Kronprinz mag sein Erbe nicht annehmen. Peter Hargasser, designierter Zehnkampfnachfolger von Florian Schönbeck bei der LG Domspitzmilch Regensburg, hat seine Mehrkampfambitionen hingeschmissen und versetzt den bayerischen Vielfältigkeitskämpfern so etwas wie einen Genickschlag.
Jochen Rückerl kommt vom LAC Quelle an die Donau (Foto: Kiefner)
Der Wasserburger will sich in der nächsten Saison Sprint und Kurzhürden zuwenden und hat sich aus diesem Grunde der Trainingsgruppe von Bundestrainer Ewald Kaufmann angeschlossen. Da dieser auch noch als Vereinstrainer des LAC Quelle Fürth/München/Würzburg tätig ist, lag der Schluss nahe, auch gleich den Regensburger Verein zu wechseln und sich den Franken anzuschließen. Dem gegenüber stehen bei den Oberpfälzern dreizehn mehr oder weniger prominente Neuzugänge mit dem Dritten der Junioren-EM, Thilo Kraus, und dem Langstreckenspezialisten Jochen Rückerl an der Spitze.Abgang Hargassers fast ein Befreiungsschlag?
Irgendwie wollte Peter Hargasser einfach einen Schlussstrich unter den Mehrkampf setzen. "In Regensburg wären da immer wieder Mannschaftsambitionen in Richtung Mehrkampf-DM im Wege gestanden", so sieht Teamchef Kurt Ring den Wechsel des als späteren Mehrkampfnachfolgers ausersehenen Wasserburgers beinahe als Befreiungsschlag, ohne ihn jedoch nicht mit einer Träne im Knopfloch zu verabschieden.
Sein Mehrkampfabschied bringt nach dem Ausscheiden von Trainer Wolfgang Frenzl die weißblauen Bestrebungen in dieser Paradedisziplin noch mehr ins Wanken. Die Tage, an denen Bayern wie in diesem Jahr alle Titel bei den Deutschen Meisterschaften abholte, werden gezählt sein.
Die äußerst kritische Trainersituation hat noch einen weiteren Wechsel notwendig gemacht. Nachdem Andreas Udvari, Andreas Lindenmeier und Benny Quitter (alle LG Domspitzmilch) nun bei dem Semptner Coach Bruno Chirco trainieren, werden Lindenmeier und Quitter 2003 für die Oberbayern starten, der 7000 Punkte-Mann Andreas Udvari bleibt aber im Team der LG Domspitzmilch.
Thilo Kraus kommt mit Stefanie Lax
Diesen Aderlass stecken die Oberpfälzer indessen gut weg. Die Sparte Stabhochsprung erlebt in der neuen Saison in der Domstadt eine weitere Aufwertung. Der verlorene Sohn und Dritte der Junioren-Europameisterschaften 2000, Thilo Kraus, inzwischen auf 5,41 Meter verbessert, kehrt vom LAZ Zweibrücken zurück, im Handgepäck seine letztjährige Cottbuser Trainingsgefährtin Stefanie Lax, die immerhin auch schon 4,05 stehen hat und im letzten Jahr dem DLV C-Kader angehörte.
Auf der Langstrecke war nach den Karriereenden von Wolfgang Kohnen und Thomas Schmid (beide aus beruflichen Gründen) Handlungsbedarf angesagt. Der Vierte der Deutschen Halbmarathonmeisterschaften Jochen Rückerl (bisher LAC Quelle Fürth) mit einer Bestzeit von 29:00,10 Minuten über die 10.000 Meter ist da mehr als ein Ersatz mit dem erfreulichen Prädikat versehen, als geborener Waldmünchner ein Athlet aus der Region zu sein.
Jan Krauspe ein neuer "Roadrunner"
Neu in der Abteilung "Roadrunner" ist ebenfalls der Deutsche Jugendvizemeister des letzten Jahres, Jan Krauspe vom TSV Gerbrunn, der über die 5000 Meter immerhin schon eine 14:24 gelaufen ist. Dritter im Bunde ist Langstreckler Martin Döhler vom TuS Refrath, derzeit an der Bundeswehrakademie in Neubiberg beschäftigt.
Bei den Langstrecken-Damen, die als Mannschaft im Süddeutschen Raum derzeit eh niemand zu fürchten haben, kommt noch ein echter Knaller dazu. Viola Schäffer, Amerikanerin mit ungarischem Blut in den Adern, wurde bereits in dieser Saison von Coach Kurt Ring betreut. Mit Bestzeiten von 9:38, 16:13 und 34:00 für die Strecken 3000, 5000 und 10000 Meter könnte sie durchaus auch in Deutschland mitmischen, ist aber als Ausländerin eben nur bis zu den Süddeutschen Meisterschaften startberechtigt. Die finden heuer im heimatlichen Stadion im Sportzentrum der Uni statt und dort will die in Erlangen ansässige Langstrecklerin natürlich besonders glänzen.
Den wohl größten Aufguss in diesem Jahr erhält der Bereich der 400 und 800 Meter. Nach der Schwächung der Kurzhürden durch Peter Hargassers Weggang werden 2003 vor allem die Langhürden bei der LG Domspitzmilch Priorität haben. Neben dem Bayerischen 400-Meter- und 400-Meter-Hürden-Meister Oliver Volkmuth (bisher DJK Friedberg), immerhin im letzten Jahr als Dritter der Deutschen Juniorenmeisterschaften 52,59 Sekunden gelaufen, kann man in der Domstadt auch den Bayerischen Jugendmeister Johannes Gerhard (bisher LG Karlstadt) begrüßen.
Bettina Freiwald mit Ambitionen
Bei den Mädchen stößt die Ambergerin Bettina Freiwald mit Ambitionen auf eine Medaille bei den nächstjährigen Deutschen Jugendmeisterschaften dazu. Die 800 Meter werden durch den Friedberger Junioren Wolfgang Richter, im letzten Jahr Dritter der Cross-Junioren-Meisterschaften und dem Leipziger Christian Siebach verstärkt. Letzterer führte sich unlängst in Bayern gleich ganz fein als Sieger des neuen Speed Crosses in Vaterstetten ein.
In letzter Minute haben sich die beiden Sprinter André Neger und Sebastian Wittmann in Richtung TSV Gräfelfing verabschiedet, aus Amberg kommen hingegen die noch der Schülerklasse angehörenden Geschwister Andrea und Sarah Heuberger zur LG Domspitzmilch, beide auf dem Sprung in die bayerische Nachwuchs-Spitze über die Distanzen zwischen 800 und 2000 Meter.