Rehberg-Geschwister greifen im Cross an
Es war ein Novum in der Geschichte des deutschen Crosslaufs. Mit Maya und Stig Rehberg (beide SC Rönnau 74) gewannen bei den Deutschen Crossmeisterschaften in Löningen Geschwister ihre Wettbewerbe. Die 17-jährige Maya siegte zunächst mit 14 Sekunden Vorsprung im B-Jugend-Rennen über 3.790 Meter, drei Stunden später holte ihr zwei Jahre älterer Bruder Stig im dramatischen Sprintfinale den Titel der A-Jugend.
„Genau so haben wir uns das bei den Deutschen auch vorgestellt“, kommentierte Stig Rehberg wieder zu Puste gekommen etwas scherzhaft im Ziel das Traum-Resultat der Familie Rehberg aus Bad Segeberg beim Crossfestival im niedersächsischen Hasetal.Mit Siebzehn hat sie sicherlich noch Träume, auch wenn es derzeit nahezu perfekt läuft für Maya Rehberg. Mit einem eindrucksvollen Start-Ziel-Sieg wiederholte sie ihren im Vorjahr in Stockach gewonnenen Titel vor den beiden badischen Konkurrentinnen Hanna Hoss und Alina Baumann.
Duell mit älterer Konkurrenz
Die Qual der Wahl mit einem Start in der A-Jugendklasse oder noch ein weiteres Mal in der B-Jugendklasse hatte sie auf ihre Art gelöst. „A-Jugendmeisterin im Cross kann ich ja noch zweimal werden“, antwortete sie lachend.
Wie sich das Duell mit der bis zu zwei Jahren älteren Konkurrenz anfühlt, das konnte Maya Rehberg schließlich schon mehrfach erleben. Im letzten Sommer wurde sie 3.000-Meter-Meisterin, mit der U20-Mannschaft im Dezember in Albufeira (Portugal) Vize-Europameister im Cross. Wäre sie in Löningen in der jahrgangsälteren Klasse gestartet, wäre sie im sicherlich reizvollen Duell auf die dort souverän gewinnenden Gesa-Felicitas Krause (LG Eintracht Frankfurt) gestoßen. „Die Strecke war auch so für mich anstrengend. Deshalb war ich schon froh, alleine voraus laufen zu können“, sagte Maya Rehberg.
Unglaublicher Endspurt
Bruder Stig konnte es zunächst nicht glauben, dass er im Spurt das Meisterschaftsrennen zu seinen Gunsten entschieden hatte. „Das ist eigentlich unglaublich, denn ich bin nicht der beste Spurter. Nach der schnellen Hallenzeit wusste ich, dass ich in guter Form bin. Deshalb habe ich auch vorne viel Tempo gemacht. Dass es aber zum Titelgewinn reichen würde, das ist schon geil!“
In der Halle lag er trotz Steigerung auf 8:39,01 Minuten als Fünfter hinter dem Kasseler Robel Mesgena und Co. noch klar zurück, im Crossgelände trumpfte er dafür umso stärker auf. Weder Martin Grau (TSV Höchstadt/Aisch) noch Robel Mesgena konnten dem unwiderstehlichen Spurt des 19-Jährigen Paroli bieten.
Oma und Opa richten es
Im Nachgang die Bestätigung, dass seine Nominierung ins deutsche U20-Team für die Cross-Europameisterschaften zu Recht erfolgt war. Das zumindest war bereits Mitte Dezember ein besonderes Highlight für die Rehberg-Familie, denn Maya und Stig trugen das Nationaltrikot bei der Cross-EM im portugiesischen Albufeira.
Das Geheimnis des Erfolgs? Vater Jost Rehberg, früher selbst bei Jugendmeisterschaften über die Laufdistanzen erfolgreich, brachte es mit dem besonderen holsteinschen Humor auf den Punkt: „Immer, wenn Oma und Opa dabei sind, wird’s gut!“
Nichts überstürzen
Carmen Rehberg lächelte dabei vielsagend. Als Mutter, Trainerin und Physiotherapeutin hat die frühere Marathonläuferin mit einer Bestzeit von exakt 3:00 Stunden einen wesentlichen Anteil am Erfolg ihrer Kinder Maya und Stig, aber auch insgesamt für die junge Garde des SC Rönnau 74, wie der Verein vor den Toren Bad Segebergs heißt.
Nur nichts überstürzen, das ist das Prinzip für die erfolgreiche Trainerin. „Mir kamen die Erfolge für Maya eigentlich zu schnell“, bekannte sie. „Ich stehe eher für einen kontinuierliche Entwicklung“ und blickt nicht ohne Stolz zu Maya, die schon Fußball, Handball und Tennis ausprobierte und deshalb erst spät zur Leichtathletik stieß.
Genug Familienleben neben dem Sport
Der älteste Sohn Kim (20) hat statt Laufen inzwischen Spaß beim Gleitschirmfliegen gefunden, der jüngste Sohn Kjell (14) sammelt derweil schon regionale (Lauf-)Erfolge ein. Die Trainingsinhalte sind breit gestreut, neben Laufen steht Segeln, Klettern oder Surfen für die zwölfköpfige Trainingsgruppe des SC Rönnau 74 auf dem Plan. Langweile und Monotonie sind offensichtlich Fremdworte.
„Unser Familienleben kommt nicht zu kurz. Wir können Sport und Familie schon gut trennen“, wehrt Carmen Rehberg voreilige Schlüsse ab. „Im Training bin ich die Carmen, zuhause die Mama!“ Bleibt natürlich noch die Frage nach dem Feiern im Hause Rehberg. „Wir werden zusammen schnippeln (das heißt, Essen zubereiten - Anm. der Red.) und anschließend irgendein Spiel hervorholen.“ Bodenständigkeit ist im Holsteinschen Trumpf.