Renate Stecher - Erste Frau unter elf Sekunden
1973 eilte die damals 23-Jährige der Zeit voraus, blieb als erste Frau über 100 Meter unter elf Sekunden (10,9 sec). Doch heute kommt es Renate Stecher so vor, als laufe die Zeit in Umkehr der Dinge nun ihr davon. "Erschreckend, wie die Jahre verfliegen - jetzt werde ich schon 60", sagt die Frau, die den runden Geburtstag am Mittwoch gleich dreimal feiert: "Mit Familie und Freunden, am Arbeitsplatz und mit meiner Basketballmannschaft."
Sie hält sich nicht nur durch Ballsport fit, die Frau, die laut offizieller Statistik von 1970 bis 1976 insgesamt 16 Weltrekorde lief. "Mit den kurzen Hallendistanzen und Yards-Strecken sind es über 20", sagt Renate Stecher, die ihre einst so schnellen Beine auch heute noch auf Abfahrtsskiern, dem Rad und durch Gymnastik trainiert.Dreimal war sie Olympiasiegerin, 1972 in München über 100 und 200 Meter, 1976 in Montreal (Kanada) mit der 4x100-Meter-Staffel. Doch am häufigsten zu sehen sind auch heute noch die Bilder ihrer Niederlage im deutsch-deutschen Prestige-Duell bei den Sommerspielen vor 38 Jahren. Damals, als Heide Rosendahl durch ihren unglaublichen Endspurt im Duell mit Weltrekordlerin Renate Stecher dem DDR-Quartett den Rang ablief.
Kein Karriereknick
Es wurde nicht zum Karriereknick. Zwei Jahre später gewann sie in Rom (Italien) über 4x100 Meter ihren vierten EM-Titel, 1976 in Montreal erneut Staffel-Gold. Doch in Einzelrennen gab es jeweils "nur" noch Silber und Bronze für die viermalige Hallen-Europameisterin (1970-74).
In die Weltspitze geführt hat sie Horst-Dieter Hille, der später auch Marlies Göhr (ebenfalls Jena) betreute - jene Frau, die vier Jahre nach Renate Stechers 10,9-Sprint als erste Frau der Welt bei elektronischer Zeitmessung (10,88 sec) unter Elf sprintete. Enge Freundschaft verbindet beide nicht gerade. "Wir waren eine andere Generation", sagt Renate Stecher.
Drei Töchter, zwei Enkel
Bei Ehemann Gerd, der etliche Spitzenathletinnen wie die spätere 400-Meter-Vizeweltmeisterin Anja Rücker unter seinen Fittichen hatte, trainierte sie nie. Mit ihm zusammen hat sie drei Töchter, inzwischen zwei Enkel.
Der Sport war auch nach dem Karriereende noch ihre Welt: In Jena arbeitete sie nach 1977 als Sportlehrerin im Hochschuldienst. Seit der Wende ist sie nun beim Studentenwerk Thüringen tätig.
Quelle: Sport-Informations-Dienst (sid)