Renaud Lavillenie in Brüssel über 5,96 Meter
Fünf unter zehn Sekunden: Die 100 Meter der Männer mit Sieger Usain Bolt (Jamaika; 9,80 sec) zählten am Freitag beim Diamond League-Finale in Brüssel (Belgien) zu den Höhepunkten. Im Stabhochsprung machte Renaud Lavillenie (Frankreich) mit 5,96 Metern die WM-Niederlage vergessen. Über 800 Meter glänzte Mohammed Aman (Äthiopien; 1:42,37 min), über 5.000 Meter sein Landsmann Yenew Alamirew (12:58,75 min). Die Zuschauer im ausverkauften König-Baudouin-Stadion bedankten sich mit einer kaum enden wollenden La-Ola-Welle.
Usain Bolt wusste die Zuschauer erneut zu unterhalten und war auch sportlich eine Klasse für sich. „Usain, Brüssel liebt dich – liebst du Brüssel?“ Die Antwort auf die Frage des Innenraum-Moderators war unter dem Jubel der Zuschauer kaum zu hören. Aber natürlich lautete sie: „Ich liebe Brüssel!“Dabei war die Konkurrenz dem Supersprinter dicht auf den Fersen. In Saison-Bestzeit von 9,90 Sekunden kam Michael Rodgers (USA) auf Rang zwei ein und ließ dabei wie schon am Dienstag in Zagreb (Kroatien) Vize-Weltmeister Justin Gatlin (USA) hinter sich. Der musste in 9,94 Sekunden auch dem zeitgleichen Nesta Carter (Jamaika) den Vortritt lassen. Auch dessen Landsmann Kemar Bailey-Cole (9,98 sec) blieb unter der Zehn-Sekunden-Marke.
Rasante 800 Meter
Weltmeister Mohammed Aman hatte über 800 Meter mit einer Zeit unter 1:43 Minuten geliebäugelt. Nachdem er sich eine Runde lang zurückgehalten hatte und den Tempomacher vorneweg in 48 Sekunden die ersten 400 Meter sprinten ließ, zog er an und an der Konkurrenz vorbei. In der ewigen Bestenliste schob er sich mit seiner Zeit von 1:42,37 Minuten auf Rang neun nach vorne.
Auch Vize-Weltmeister Nick Symmonds (USA; 1:43,03 min) und der überraschend starke Ferguson Rotich Cheruiyot (Kenia; 1:43,22 min) blieben unter der bisherigen Weltjahres-Bestleistung von 1:43,27 Minuten.
Über 5.000 Meter waren in Abwesenheit von Weltmeister Mo Farah (Großbritannien) die Augen auf Vize-Weltmeister Hagos Gebrhiwet (Äthiopien) gerichtet. Doch obwohl er in 12:59,33 Minuten schnell unterwegs war, reichte das nur zu Rang drei hinter dem WM-Neunten Yenew Alamirew und Altmeister Bernard Lagat (USA), der in 12:58,99 Minuten eine Saison-Bestleistung aufstellte.
Glanzvorstellung von Renaud Lavillenie
Er hatte den Veranstaltern einen neuen Meeting-Rekord versprochen, und er hielt Wort: Mit einem Satz über 5,96 Meter flog Olympiasieger Renaud Lavillenie so hoch wie in Brüssel kein Athlet zuvor. Für diese Höhe musste er zweimal Anlauf nehmen, zuvor war er bis einschließlich 5,86 Meter fehlerfrei geblieben. Anschließend ließ er 6,04 Meter auflegen, versuchte sich daran aber (noch) vergeblich.
Höhengleich auf Rang zwei und drei landeten mit 5,74 Metern Konstantinos Filippidis (Griechenland) und der Brasilianer Augusto Dutra. Für den Deutschen Meister und WM-Dritten Björn Otto (ASV Köln) war diesmal schon nach 5,60 Metern Schluss, gleichbedeutend mit Rang vier. Auf Rang sechs kam der Leverkusener Karsten Dilla ein (5,50 m), der für den angeschlagenen Wattenscheider Malte Mohr ins Feld gerückt war.
Verena Sailer sprintet auf Rang sechs
In einem Weltklasse-Feld über 100 Meter behauptete sich die Deutsche Meisterin Verena Sailer (MTG Mannheim) in 11,28 Sekunden als Sechstplatzierte. An Olympiasiegerin und Weltmeisterin Shelly-Ann Fraser-Pryce (Jamaika; 10,72 sec) führte erneut kein Weg vorbei.
„Die Zeit ist für mich zweitrangig. Aber ein sechster Platz in diesem Feld, das ist in Ordnung“, sagte Verena Sailer. „So ein Auftritt gibt viel Motivation für das nächste Jahr!“ Eine letzte große Herausforderung steht für sie in diesem Jahr noch an, bevor sie sich in den Urlaub verabschieden kann: die Abgabe ihrer Bachelor-Arbeit am kommenden Samstag.
Dawn Harper-Nelson (USA) machte in Saison-Bestleistung von 12,48 Sekunden vor Olympiasiegerin Sally Pearson (Australien; 12,63 sec) den Sieg und das Diamond Race über 100 Meter Hürden klar. Nadine Hildebrand (VfL Sindelfingen) wurde in 13,00 Sekunden Neunte.
Sandra Perkovic gelingt Revanche
In Zagreb hatte Diskus-Weltmeisterin Sandra Perkovic noch überraschend das Nachsehen gegenüber Gia Lewis-Smallwood (USA). In Brüssel drehte Perkovic den Spieß um und ließ den Diskus gleich in Runde eins auf 67,04 Meter segeln. Damit hatte sie in diesem Jahr bei allen sieben Diamond League-Events die Nase vorn. Smallwood bestätigte ihre gute Form mit 64,82 Metern und Rang zwei.
Die beiden deutschen Vertreterinnen konnten nicht in das Geschehen an der Spitze eingreifen. Zwar gelang der WM-Vierten Nadine Müller (Hallesche Leichtathletik-Freunde) mit 60,40 Metern ein solider Einstieg – bei der Weite blieb es aber, Platz sieben. Anna Rüh (SC Neubrandenburg) fehlte nach ihrer Knie-OP noch die Sicherheit, sie wurde mit 58,59 Metern Achte. „Aber die Schmerzen sind weg“, zog sie ein positives Fazit. „Ich habe keine Hemmungen mehr, das Stemmbein zu setzen.“
„Das war eine lange, schwere Saison – meine schwerste bisher“, sagte Nadine Müller. Gerne hätte sie noch zwei, drei Meter weiter geworfen, aber die Technik passte nicht. Dennoch verabschiedete sich die WM-Vierte nicht unzufrieden in die Saisonpause. „Nächstes Jahr will ich dann wieder Sandra Perkovic ärgern“, kündigte sie an.
Javier Culson kämpferisch
Über 400 Meter Hürden legte der WM-Vierte Javier Culson (Puerto Rico) einen Raketenstart hin, um seine Führung im Diamond Race ins Ziel zu retten. Zwar wurde er auf der Zielgerade noch von Weltmeister Jehue Gordon (Trinidad und Tobago; 48,32 sec) und dem Kubaner Omar Cisneros (48,59 sec) überspurtet, nicht aber von seinem härtesten Rivalen und Vize-Weltmeister Michael Tinsley (USA), den er zeitgleich in 48,60 sec auf Rang vier verwies.
Äußerst spannend war auch der Ausgang über 3.000 Meter Hindernis. Erst auf den letzten Metern konnte sich Weltmeisterin Milcah Chemos (Kenia) in Meeting-Rekord von 9:15,06 Minuten gegen die Äthiopierinnen Sofia Assefa (9:15,26 min) und Hiwot Ayalew (9:15,85 min) durchsetzen.
Thomas Röhler behauptet sich in Top-Feld
Auch im Speerwurf der Männer war alles dabei, was Rang und Namen hat. Tero Pitkämäki (Finnland) schleuderte den Speer in Runde vier auf 87,32 Meter und schaute dann zu, wie sich die Konkurrenz vergeblich mühte, ihn noch zu übertrumpfen. Weltmeister Viteszlav Vesely (Tschechische Republik) kam mit 86,67 Metern auf Rang zwei und holte sich den Sieg im Diamond Race. Mit zwei 80-Meter-Würfen und einer Tages-Bestweite von 80,98 Metern kam der Jenaer Thomas Röhler auf den siebten Platz.
Das Kugelstoßen dominierte erwartungsgemäß Vize-Weltmeister Ryan Whiting (USA) mit 21,45 Metern. Und es wäre noch mehr drin gewesen: Bei einem Stoß auf die 22-Meter-Marke konnte er sich nicht im Ring halten. Weltmeister David Storl (LAC Erdgas Chemnitz) fehlte aufgrund von Magenbeschwerden.
Einen perfekten Ausklang für die Gastgeber aus Belgien vereitelte im letzten Rennen des Tages der Brite Martyn Rooney. Der verwies über 400 Meter in 45,05 Sekunden hauchdünn den zeitgleichen Lokalmatadoren Jonathan Borlée auf Rang zwei. Spätestens zur anschließenden Performance von Pop-Größe Sean Paul war die Stimmung im Stadion aber wieder auf dem Höhepunkt.
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