René Bauschinger - Saisonfinale in Indien
Für René Bauschinger gingen in diesem Jahr nicht alle Träume in Erfüllung. Überhaupt ist die Karriere, die vor vier Jahren mit dem U20-Europameistertitel viel versprach, etwas ins Stocken geraten. Doch der Mittelstreckler hat in der nächsten Woche die Chance zu einem versöhnlichen Saisonabschluss. Die "Military World Games" in Indien, auf die er sich zu diesem späten Zeitpunkt noch einmal gezielt vorbereitet hat, bieten ihm die Gelegenheit dafür. Dort ist er für die 1.500 Meter gemeldet.

René Bauschinger steht im Bundeswehr-Team für Indien (Foto: Kiefner)
Generell hat sich der Athlet vom LAC Quelle Fürth/München aber noch nicht endgültig für eine Strecke entschieden, er pendelt zwischen 800 und 1.500 Meter. Die größten Erfolge konnte er bisher aber über 800 Meter erringen und seine in diesem Sommer gelaufene Bestzeit von 1:46,89 Minuten ist für einen 23-Jährigen für deutsche Verhältnisse annehmbar. Immerhin nimmt er in der Jahresbestenliste hinter René Herms (LG Braunschweig; 1:45,89 min), Robin Schembera (TSV Bayer 04 Leverkusen; 1:46,07 min) und Martin Conrad (SC Potsdam; 1:46,88 min) den vierten Rang ein.
Mit der erhofften Medaille bei der U23-EM in Debrecen (Ungarn) wurde es im Juli allerdings nichts, und der fast sichere Titel bei den Deutschen Junioren-Meisterschaften im August in Hannover glitt ihm wegen einer Unachtsamkeit auch noch aus den Fingern.
Fauxpas
Er wollte es dort nicht auf einen Endspurt ankommen lassen, hatte sich in der Zielkurve nach vorn abgesetzt. "Es sah dann für mich auf der Zielgeraden gut aus, ich habe mich auch noch mal umgesehen, die anderen waren weit weg, so dachte ich."
Aber falsch gedacht, denn als er so langsam austrudeln ließ, stob fast unerwartet Ricardo Giehl (TSV Bayer 04 Leverkusen) heran und heimste den Titel ein. René Bauschinger konnte es zuerst kaum fassen, holte sich dann den Anpfiff von Trainer Lorenz Nehr ab. "Ich habe dir gesagt, dass jedes Rennen erst fünf Meter hinter der Ziellinie beendet ist." Da hing der Haussegen gehörig schief.
Saison mit mehr Tiefen als Höhen
Aber dieser Fauxpas war ein wenig Spiegelbild einer Saison, die für René Bauschinger nicht gerade optimal verlief. Die Hallensaison hatte er ganz ausgelassen. "Wir wollten erstmals testen, wie es ohne Halle aussehen würde. Aber ob das nun richtig war, kann man im Nachhinein schwer sagen."
Er absolvierte seit Oktober 2006 zweimal in der Woche ein spezielles Sprinttraining bei Valerij Bauer, dem Trainer von Kurzstrecklerin Verena Sailer (LAC Quelle Fürth/München) . "Man dachte, dass damit meine Spurtfähigkeit verbessert werden kann."
Dann kamen zwei Trainingslager in Zinnowitz hinzu, und "ich habe gemerkt, dass irgendetwas bei mir nicht stimmt, an Hüfte und Oberschenkel." Aber man konnte nicht so richtig die Ursache feststellen. So brach er das Trainingslager ab, fuhr nach Hause zu seinem Arzt. Der stellte fest, dass "ich kurz vorm Muskelfaserriss im Oberschenkel stand."
Wettkämpfe verpasst
Das war Ende Mai, also zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. René Bauschinger musste eineinhalb Wochen pausieren, verpasste drei wichtige Wettkämpfe. Der Beginn danach fiel in Kassel nicht berauschend aus. In Cottbus lief es ein wenig besser, als er über 800 Meter in 1:47,96 Minuten Zweiter hinter einem Kenianer wurde. "Da dachte ich, dass es wieder aufwärts geht." Aber es ging nur weiter mit Zeiten um 1:48 Minuten.
Dabei war das Saisonziel, bei der U23-EM in Debrecen eine Medaille zu holen. Doch trotz nicht so schneller Zeiten wurde er nach Ungarn mitgenommen, aber dort flog er im Vorlauf raus.
Weiter in der Sportfördergruppe
Danach folgte der Start bei den Deutschen Meisterschaften in Erfurt. "Vier Tage vorher ließ ich mich in Berlin am Oberschenkel behandeln, mit Erfolg." In Erfurt gewann er den Vorlauf, aber im Endlauf "ging eigentlich nichts. Danach war ich am Boden zerstört, weil ich ja auch Leistungen bringen wollte, um meinen Platz in der Bundeswehr zu erhalten." Seit 2003 gehört er der Sportfördergruppe in Neubiberg an. Von dort bekam er kurz danach die Nachricht, dass sein Platz um ein Jahr verlängert worden ist.
So frisch motiviert, klappten die nächsten Läufe in Leverkusen und Wattenscheid gleich besser. In Leverkusen lief er mit 1:46,89 Minuten eine neue persönliche Bestzeit. Zwei Tage später folgte in Wattenscheid ein 1.500-Meter-Lauf, auch als Test für die Junioren-DM in Hannover gedacht. Denn dort wählte er die 1.500-Meter-Distanz.
Er ist also kein "reiner" 800-Meter-Läufer, obwohl es oft so den Anschein hatte. "Ich möchte lieber zweigleisig fahren, trainiere auch sowohl die Ausdauer als auch die Schnelligkeit."
Bodenständiger Typ
Der am 12. Juni 1984 in Fürth geborene Renè Bauschinger ist ein bodenständiger Typ. Noch heute wohnt er in Fürth, wo auch seine sportliche Karriere begann. Mit sieben Jahren steckten ihn die Eltern in einen Verein, und er kam auch gleich zur Leichtathletik. Vom letzten Jahr bei den Schülern A bis zur Jugend A war er jedes Jahr Deutscher Meister, sammelte also die Titel wie andere Briefmarken. Bei den Junioren holte er sich in den letzten Jahren bereits zwei Titel über 800 Meter. Den fest eingeplanten dritten Titel aber verfehlte er im August in Hannover.
Bei den Erwachsenen wurde er vor zwei Jahren in Wattenscheid Dritter bei den Deutschen Meisterschaften hinter René Herms und Andreas Freimann, im gleichen Jahr 2005 Juniorenmeister in Rostock. 2006 holte er sich bei der DM in Ulm die Silbermedaille hinter René Herms. Doch gerade im letzten Jahr hatte er sich noch mehr erhofft, aber lange plagten ihn Allergien. Das aber hat er nun im Griff. "Ich habe meine Ernährung umgestellt, mich auf diesem Gebiet intensiv beraten lassen."
Ziel Olympia
Für 2008 gibt es für René Bauschinger nur ein Ziel: "Die Teilnahme an den Olympischen Spielen." Noch ist nicht klar, ob er es über 800 oder über 1.500 Meter versuchen will.
Genauso offen ist, ob er wieder eine Hallensaison bestreiten wird. Ganz sicher aber möchte er das Heimspiel nutzen, das er im Sommer bei den Deutschen Meisterschaften in Nürnberg hat. Eine Medaille wäre da sicher keine Überraschung und wohl auch das Mindestziel für einen selbsternannten Olympia-Kandidaten, der sich aber jetzt zunächst in Hyderabad als sportlicher Repräsentant der Bundeswehr beweisen muss und kann.