Vierkampf-Premiere beim ISTAF ein Ereignis
Mit der Durchführung eines Vierkampfes beim 61. Internationalen Stadionsportfest in Berlin startete Meeting-Direktor Christian Schenk ein Novum innerhalb eines Golden League Meetings. Sechs Athleten gingen im Friedrich-Ludwig-Jahn Sportpark in vier Disziplinen (100 Meter, Weitsprung, Kugelstoßen, 1000 Meter Verfolgungsrennen) auf Punktejagd. Am Ende ließ sich der Olympiasieger von Sydney, Erki Nool, den Sieg nicht nehmen.
Erki Nool gewann den ISTAF-Vierkampf (Foto: Chai)
Meeting-Direktor Christian Schenk zeigte mit der Einführung des Vierkampfes beim ISTAF in Berlin, aus welchem Lager er als Athlet stammt. 1988 in Seoul wurde er selbst Olympiasieger im Zehnkampf und versuchte nun die Mehrkämpfer mit einem kleinen Starterfeld in den Rahmen eines Meetings einzubetten. Ein Sextett konnte er für dieses "Experiment" gewinnen. Mit dem Europameister von München, Roman Sebrle, und dem Olympiasieger von Sydney, Erki Nool, waren zwei internationale Größen dabei. Aus dem deutschen Lager gingen die beiden EM-Starter Mike Maczey und Sebastian Knabe, sowie der Berliner Jörg Goedicke und Weitspringer Schahriar Bigdeli auf die Bahn.Über Tim Lobinger ins Vierkampf-Feld
Schahriar Bigdeli war mehr oder weniger per Zufall in das Teilnehmerfeld gerutscht, als Christian Schenk noch auf der Suche nach Athleten war, bekam er von Stabhochspringer Tim Lobinger den entscheidenden Tipp.
Der Leverkusener nutzte die Gunst der Stunde und setzte sich schon nach den 100 Metern mit 10,79 Sekunden an die Spitze. Mit seiner Paradedisziplin, dem Weitsprung, baute er seine Führung aus und gab sie auch im Kugelstoßen nicht ab. "Die Disziplinen kamen mir zu Gute, ich liebe Mehrkampf und es hat riesig Spass gemacht, hier den Wettkampf mitzumachen."
Den Mehrkampfrecken sah man an, dass die Saison sehr lang und hart gewesen ist, besonders im Weitsprung kamen die Athleten nicht an ihre Bestleistungen heran, boten den Zuschauern jedoch trotzdem eine gute Show. Roman Sebrle, der erst zwei Tage zuvor Vater eines kleinen "Stepan" wurde, war "besonders müde". Er freute sich aber, dass "ein kleiner Mehrkampf in dieses Event eingebaut" wurde.
Mit dem abschließenden 1000 Meter Verfolgungsrennen betraten Athleten sowie Organisatoren relatives Neuland. Nach den ersten drei Disziplinen wurden die Punktabstände in Zeitabstände umgerechnet, nach denen die Mehrkämpfer an den Start gingen. So konnten die Zuschauer direkt verfolgen, wer den Wettkampf gewinnt. Schahriar Bigdeli ging als erster auf die 1000 Meter Strecke und musste seinen knappen Vorsprung von 0,9 Sekunden auf Erki Nool verteidigen. Weitere knapp fünf Sekunden später durften Sebastian Knabe und kurz darauf Roman Sebrle das Rennen beginnen.
Erki Nool alles abverlangt
Nach einem packenden Duell auf der Zielgeraden gewann letztendlich der Este Erki Nool ganz knapp vor Schahriar Bigdeli den Lauf und damit den gesamten Mehrkampf. Roman Sebrle wurde Dritter. Sebastian Knabe, Mike Maczey und Jörg Goedicke reihten sich auf Platz vier bis sechs ein.
Alle Athleten waren sich danach einig, dass diese Form des Mehrkampfs für ein Meeting ideal ist. Erki Nool und Roman Sebrle sagten direkt nach dem Rennen dazu: " Das ist für die Zuschauer ein wirklich spannendes Rennen und macht es einfacher, den Gesamtstand zu verfolgen. Für uns ist es jedoch sehr schwer zu laufen, weil man keine genauen Zwischenzeiten hat und einfach nur versucht an jemanden heran zu laufen.". Beide stimmten aber auch darin überein, dass "dieses Verfolgungsrennen nichts für einen Zehnkampf und schon gar nicht für eine Meisterschaft" sei. "Da braucht man genaue Zeiten und eine festgelegte Taktik, speziell, wenn es um Platzierungen oder gar Rekorde geht."
Schahriar Bigdeli pro Verfolgung
Schahriar Bigdeli, der in Zukunft auch ein wenig mehr für dem Mehrkampf, seine heimliche Liebe, trainieren will, fände es dagegen "gut, wenn das Verfolgungsrennen auch im Zehnkampf" integriert werden würde.
Insgesamt war das "Vierkampf-Experiment" am Freitag Abend ein Ereignis, mit dem Athleten, Zuschauer und sicher auch Meeting-Direktor Christian Schenk zufrieden sein konnten. Vielleicht wird das in Zukunft eine Möglichkeit sein, den Mehrkampf öfter in hochkarätige Meetings zu integrieren.