Rens Blom – Hier spricht der Weltmeister
Am Donnerstagabend um 21:18 Uhr stand es fest: Rens Blom ist der neue Stabhochsprung-Weltmeister. Nachdem er vor zwei Jahren bei der WM in Paris noch in der Qualifikation ausgeschieden war, übersprang der Niederländer in Helsinki als einziger 5,80 Meter und katapultierte sich damit ganz oben auf das Siegertreppchen.
Rens Blom ist der neue Weltmeister (Foto: Chai)
Während viele seiner Disziplin-Kollegen mit dem Regen und den Temperaturen, die bei nur 14 Grad Celsius lagen, zu kämpfen hatten, zeigte er sich unbeeindruckt und sprang munter immer höher. Mit 5,80 Meter blieb er nur einen Zentimeter unter dem niederländischen Rekord, den er selbst im letzten Jahr aufgestellt hatte. "Bei besseren Bedingungen wäre noch mehr drin gewesen, weil ich dann bei den niedrigeren Höhen weniger Energie vergeudet hätte", ist er sich sicher.Langsam realisiert der 28-Jährige, welch großer Coup ihm gelungen ist. Die Zeitungen daheim sind voll von Artikeln und Bildern von ihm. "Ich mache im Moment sehr viele Scherze mit meinem Titel. Wenn mich jemand anruft, sage ich Hier spricht der Weltmeister'. Und heute morgen, als ich aufgewacht bin, habe ich zu meiner Freundin gesagt Du liegst neben einem Weltmeister'." Der 1,78 Meter-Mann hat offensichtlich Gefallen an seinem neuen Ruhm gefunden.
Trainingsodyssee
Einige Wurzeln dieses Erfolges sind aber auch in Deutschland zu finden. "In den Niederlanden hatten wir nie besonders gute Trainingsbedingungen. Wir hatten nur eine Leichtathletikhalle ganz im Norden des Landes und die haben sie dann auch noch abgerissen. Danach haben wir alle zwei Wochen in einer Halle in Belgien trainiert. Aber alle zwei Wochen ist natürlich nicht besonders viel, da hat man viel Trainingsrückstand", berichtet er aus dem früheren Trainingsalltag.
"Später sind wir immer nach Düsseldorf gefahren. Aber das war auch nicht optimal, weil mein Trainer nicht immer verfügbar war", führt er die Odyssee weiter aus. "Bei einem Wettkampf habe ich dann Leszek Klima kennen gelernt und er hat mich eingeladen, nach Leverkusen zu kommen. 1999 bin ich dann dorthin gezogen." Fünf Jahre lebte und trainierte er dort mit den Leverkusener Stabhochspringern. "Besonders mit Danny Ecker und Lars Börgeling habe ich mich sehr gut angefreundet."
Zurück in die Niederlande
Im letzten Jahr zog Rens Blom wieder in die Niederlande. "In Leverkusen war mein sportliches Leben und in den Niederlanden der Rest. In Deutschland hat sich für mich alles um den Sport gedreht, alle meine Freunde kamen aus dem Sportbereich. Meine restlichen Freunde waren in den Niederlanden. Da wird man irgendwie verrückt", begründet er seinen Rückgang in die Heimat.
Trotzdem trainiert er noch immer in der deutschen Stabhochsprung-Hochburg. Hans-Jörg Thomaskamp macht das Grundlagentraining, sein Haupttrainer ist Marc Osenberg, der ihn auch bei den Weltmeisterschaften in Helsinki coachte, aber auch mit Leszek Klima arbeitet er noch immer zusammen. "Leverkusen habe ich sehr viel zu verdanken. Die Leute dort tragen einen großen Anteil an meinem Erfolg hier in Helsinki. Ich habe die Gegebenheiten dort aber auch nie ausgenutzt und habe mich für verschiedene Sachen eingesetzt, habe zum Beispiel Trainingslager organisiert."
Bewunderung für Jean Galfione
"Ich bin auch nie anders behandelt worden, weil ich Niederländer bin." Mit den deutschen Springern ist er nach wie vor gut befreundet, im Wettkampf unterstützt man sich gegenseitig. "Hier haben wir uns zum Beispiel immer mit den Handtüchern geholfen, damit die Stäbe trocken bleiben. Danny hat sich auch zu mir gesetzt, als er aus dem Wettkampf ausgeschieden war, da konnten wir ein bisschen quatschen", beschreibt er das Verhältnis zwischen den Springern.
Ein anderer Stabhochspringer, den er sehr schätzt, ist der Franzose Jean Galfione, der nach dieser Saison seine Karriere beendet. "Mein Trainer hat mir damals gesagt, wir fahren erst ins Trainingslager, wenn ich fünf Meter springe, also habe ich das getan. Als wir dann im Trainingslager in Frankreich waren, kam dort Jean Galfione auf mich zu. Er hat gesagt Ich bin Jean Galfione' und ich habe nur gestammelt Ich weiß'."
Besuch im Krankenhaus
Heute muss er darüber lachen. "Er war von allen Stabhochspringern immer mein menschliches Vorbild. Deswegen ehrt es mich auch so, dass er jetzt nach meinem Sieg sagt, dass ich derjenige bin, den er am liebsten hat siegen sehen." Als sich Rens Blom im besagten Trainingslager den Fuß brach, besuchte ihn der Franzose im Krankenhaus. "Das hätte auch nicht jeder gemacht", sagt der Niederländer.
Als junger Springer und ebenso heute noch bewundert er Jean Galfione, Olympiasieger 1996 in Atlanta, der trotz seiner herausragenden Leistungen auf dem Boden geblieben ist. Vielleicht gibt es ja irgendwo auch jetzt schon einen jungen Springer, der ebenso von Rens Blom denkt.
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