Repräsentanten in der Doping-Kritik
Weitsprung-Olympiasiegerin Maurren Higa Maggi (Brasilien) unterstützt offiziell die Bewerbung von Rio de Janeiro um die Austragung der Olympischen Spiele 2016. Das ruft kontroverse Diskussionen hervor: Die 32-Jährige war nämlich von 2003 bis 2005 wegen Dopings gesperrt. Doch nicht nur in Brasilien kommen die Olympiamacher wegen den Verfehlungen ihrer Sportler in Bedrängnis.
London kennt sie bereits: Die Probleme mit Leichtathleten, die sich für eine Olympia-Bewerbung stark machen sollen, obwohl sie eine unrühmliche Dopingvergangenheit oder eine Dopinggegenwart haben. Erstes Beispiel: Dwain Chambers. Der britische Sprinter hat 2002 die Bewerbung von London für die Olympischen Spiele 2012 offiziell präsentiert. Damals nannte er sich noch 100 Meter-Europameister – nachdem er ein Jahr später positiv auf das Steroid Tetrahydrogestrinon getestet wurde, verlor er seine Goldmedaille und die Chance, jemals wieder für Großbritannien bei Olympischen Sommerspielen zu starten.Zweites Beispiel: Mark Lewis-Francis. Ein Jahr nach dem Staffelsieg bei den Sommerspielen in Athen wurde dem 26-Jährigen der Konsum des Rauschmittels Cannabis nachgewiesen. Sein Job als Botschafter für London 2012 war damit vorzeitig beendet.
Drittes Beispiel: Christine Ohuruogu. Nachdem sie sich im Jahr 2006 drei Dopingkontrollen entzogen hatte, wurde sie für ein Jahr gesperrt und disqualifizierte sich damit zunächst auch für jedes Engagement in punkto London 2012. Im September 2008 durfte die 400-Meter-Läuferin jedoch schon wieder die Olympische Flagge bei einer Präsentation für die Spiele 2012 in der City Hall, dem Rathaus von London, hissen. Mit ihrem Olympiasieg in Peking (China) hatte die 24-Jährige wohl wieder Pluspunkte beim Organisationsteam gesammelt.
Maurren Maggi überreicht dem Präsidenten die Fahne
Linford Christie, 100 Meter-Olympiasieger von 1992, spielte in der Bewerbung von London allerdings von Beginn an keine Rolle. Er hätte es wohl getan, wäre er nicht 1999 positiv auf Nandrolon getestet worden. Seit 2005 ist nun klar, dass London die Sommerspiele in dreieinhalb Jahren ausrichten wird. Doch die Frage, wie das Organisationskomitee mit Athletinnen und Athleten umgehen soll, die eigentlich als strahlende Botschafter Empfänge mit Glanz und Glamour bereichern sollen, obwohl sie in ihrem Sport betrogen haben, ist weiter diffizil.
Diese Erfahrung macht zurzeit auch das nationale Olympische Komitee in Brasilien, dass sich mit Rio de Janeiro für die Sommerspiele 2016 bewirbt. In seinem Präsidentensitz empfing Luiz Inácio Lula da Silva im letzten Oktober siegreiche Olympiarückkehrer aus Peking. Mit dabei auch die Weitsprung-Olympiasiegerin Maurren Higa Maggi, die dem Präsidenten in ihrer Rolle als offizielle Unterstützerin der Bewerbung die Fahne für die Sommerspiele 2016 überreichte.
Brasilianisches Olympisches Komitee steht hinter der Weitspringerin
Über den Einsatz der 32-Jährigen als Olympia-Botschafterin wurde in jüngster Zeit diskutiert – er ist umstritten, weil die Weitspringerin 2003 für zwei Jahre wegen Dopings gesperrt wurde. Die Position des nationalen Olympischen Komitees in Brasilien dagegen ist eindeutig. Eine Sprecherin verteidigte die Entscheidung gegenüber der Webseite insidethegames.com: „Das brasilianische Olympische Komitee hält Maurren Higa Maggi wegen ihrer Dopingsperre nicht für eine gescheiterte Athletin. Wir wissen um die Vorwürfe, die ihr gegenüber geäußert werden und kennen die Tatsache, dass sie 2003 gesperrt wurde. Sie hat ihre Sperre aber verbüßt und sich zurückgekämpft“, sagte sie über die Sportlerin des Jahres 2008 in Brasilien und fügte an: „Wir glauben, dass Maurren ein Beispiel für eine Athletin ist, die die Fähigkeit hat, Herausforderungen zu bewältigen und gegen Doping zu kämpfen.“
Hier liegt der Knackpunkt. Kann eine Leichtathletin, die positiv getestet wurde, für einen authentischen Anti-Doping-Kampf stehen? Vor zwei Wochen im „Modern Art Museum“ in Rio de Janeiro bekam Maurren Higa Maggi eine Auszeichnung des brasilianischen Olympischen Komitees, es war eine Art Anerkennung für ihren Sieg in Peking und ihren Einsatz für die Olympia-Bewerbung. „Die Olympischen Spiele würden dem Sport in Brasilien weiteren Auftrieb geben. Wir haben bereits demonstriert, dass wir große internationale Events austragen können“, sagte Maurren Higa Maggi.
Anabolen Steroide in der Enthaarungscreme?
Zu der Widersprüchlichkeit der Sache kommen die fragwürdigen Besonderheiten, die sich 2003 in ihrem Dopingfall ergaben. Die anabolen Steroide, die in ihrem Blut festgestellt worden waren, seien über eine Salbe, die sie nach einer Beinenthaarung aufgetragen habe, in ihren Körper gelangt. „Ich bin sehr eitel. Vor jedem Wettkampf kämme ich mich und trage Lidschatten auf. Außerdem benutze ich Enthaarungscreme, aber ich hätte nie gedacht, dass diese verbotene Substanzen enthalten könnte“, wurde Maurren Higa Maggi damals auf spiegel.de zitiert.
Abgesehen von ihren Aktivitäten in Sachen Rio 2016 wurden auch nach ihrem Siegsprung (7,04 m) in Peking, mit dem sie als erste südamerikanische Leichtathletin Olympiagold gewann, kritische Stimmen laut. Beispielsweise die von Jade Johnson (Großbritannien), die mit 6,64 Metern Siebte wurde. „Was mich am meisten ärgert ist, dass sie zurückkam und die Olympischen Spiele gewann. Athleten, die dopen, sollten lebenslänglich gesperrt werden, so einfach ist das. Zwei Jahre sind nicht lange genug. Ich wäre in diesem Fall zwar noch immer nur Sechste, aber andere Springerinnen hätten eine Medaille gewinnen können. Ich hatte gehofft, dass sie (Maurren Higa Maggi) von irgendjemand geschlagen werden würde“, zitierte die britische Tageszeitung „The Guardian“ auf ihrer Webseite die 28-Jährige nach den Olympischen Spielen.
Die Entscheidung fällt im Oktober 2009
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) wird bei seiner Vollversammlung am 2. Oktober 2009 in Kopenhagen (Dänemark) die Olympischen Spiele 2016 vergeben. Neben Rio de Janeiro sind noch Chicago (USA), Madrid (Spanien) und Tokio (Japan) im Rennen. Vom Dopingthema und dem Betrug mancher Sportler verfolgt zu werden, eint aber wohl alle Kandidaten.
Mercedes Coghen, die Chefin der Bewerbung Madrids, sagte im Rahmen der Olympischen Spiele in Peking, dass sich ihre Kandidatur durch ein hartes Einschreiten gegen Doping auszeichnet. Sie musste reagieren, drei Tage zuvor war die spanische Radfahrerin Maria Isabel Moreno bei einer Kontrolle im olympischen Dorf positiv auf Epo getestet. Es war der erste Dopingfall in Peking.